Bevor wir wieder „on the road“ waren, galt es aber erstmal, das Problem mit dem kaputten Stoßdämpfer zu lösen. Einige Tage verbrachten wir auf dem Walmartparkplatz in Grand Falls, bis eine heiß ersehnte Sendung aus Deutschland direkt vor unsere LKW-Tür geliefert wurde…

Wir richteten uns auf dem Walmartparkplatz ein und ich baute den unbeschädigten vorderen Stoßdämpfer aus, um auf Ersatzteilsuche zu gehen. Den unbeschädigten deshalb, weil ich diesen noch per Hand ein- und ausfahren konnte. Marina checkte inzwischen Mails und arbeitete ein wenig am Mac. Gleich gegenüber von unserem „idyllischen“ Stellplatz befand sich ein Nappa (das ist eine Autoteile-Kette die es überall in Kanada und den USA gibt). Dort versuchte ich zuerst mein Glück.

Nach zwei drei Sätzen wurde ich zu einem LKW-Teilehändler verwiesen – nur 300 m die Straße runter – super, danke! Dort angekommen schilderte ich unser Problem. Der Typ hinter dem Tresen ließ mich erstmal stehen, bis sein Kollege Zeit hatte und sich meiner annahm. Drei Kataloge später lagen die zwei einzigen Stoßdämpfer auf der Theke die auf Lager waren und von den Aufnahmen passen sollten. Der eine war viel zu dick und außerdem fühlte er sich wie eine Luftpumpe an und der andere war viel zu kurz. Aber ich konnte wenigstens neue Schrauben für die Dämpferbefestigung kaufen. Also weitersuchen… Am Walmartparkplatz hielt ein Pickup neben uns und nach dem Schwätzchen wussten wir, wo es noch einen LKW-Teilehändler geben soll. Alles fußläufig erreichbar.

10 Minuten später stand ich ich dort auf der Matte und schilderte wieder unser Problem. Alle versuchten mit der, auf dem Dämpfer stehenden, Nummer in ihren Computern den passenden Dämpfer zu finden. Natürlich ohne Erfolg. Man sagte mir, dass es wohl nicht möglich wäre so einen ähnlichen Dämpfer zu finden. Ich fragte dann, ob es ginge die Adresse des Teilehändlers als Lieferadresse anzugeben, falls wir uns einen Dämpfer zusenden lassen müssten. Klar, kein Problem! Zurück bei Marina beratschlagten wir, was wir jetzt tun könnten. Es war inzwischen Mittag und wir schrieben eine Mail an die Firma Marquart (dem Hersteller unserer Dämpfer). Obwohl in Deutschland bereits Feierabend war meldete sich Herr Marquart binnen Minuten bei uns. UPS sei heute schon weg, aber morgen könnte gleich ein Dämpfer an uns raus gehen. Wahnsinn! Wir gaben die Lieferadresse durch und waren gespannt, was am nächsten Tag so passieren würde.

Wir bereiteten Abendessen zum Mitnehmen und liefen zu den Wasserfällen „Grand Falls“. Beeindruckende Wassermassen schießen hier durch ein Wasserkraftwerk. Im Frühjahr gibt es soviel Wasser, dass die Wasserfälle  9/10 der Wassermassen von den Niagarafällen führen. Zurück Zuhause stöberten wir noch ein bisschen im schlechten Internet und schliefen ganz gut. Am nächsten Tag kam die Versandbestätigung mit der Trackingnummer und einer Versandzeit von nur fünf Tagen.

Das Wetter verschlechterte sich und wir gingen im Regen spazieren. Die Tage vergingen mit dem Hochladen vom ersten Bericht, Kaffeetrinken mit sehr gutem Internet bei Mc Donald’s und ein bisschen im angrenzenden Atlantik Superstore stöbern (Supermarkt ähnlich Walmart, nur schöner). Dort fanden wir sogar unsere geliebten Zitronenkekse wieder, nach denen wir 2015 schon süchtig waren.

Auf Walmart-Parkplätzen gibt es ja meist einiges zu sehen, so kamen eines Tages zwei Wohnwagengespanne an. Oldtimer als Zugfahrzeuge, die Tour geht von Küste zu Küste – einmal quer durch ganz Kanada. Daumen hoch und Hut ab!

Gefühle 100 Mal checkten wir pro Tag unsere Versandnummer bei UPS. Das Paket machte echt eine schnelle Reise. Deutschland – USA. Dann hing es angeblich im Zoll fest. Einen Tag später Montreal, da hing es wieder. Dann noch ein Inlandsflug. Ankunftszeit sollte immer Dienstag, bis Ende des Tages, sein.

In der Zwischenzeit bekamen wir Besuch von Pandabil und Travelclou. Über Instagram waren wir bereits miteinander verbunden, so kamen sie spontan auf ein Schwätzchen vorbei. Danke für den Besuch! Ihr wart echt eine super Abwechslung während der etwas tristen Wartezeit in Grand Falls. Es hat uns sehr gefreut euch kennengelernt zu haben. Wir sehen uns bestimmt wieder!

Am Dienstag war dann immer noch derselbe Paketstatus bis zum Abend „Keine Zustellung erfolgt“. Wir redeten uns Mut zu. Einen Tag noch, dann ist der Dämpfer bestimmt da! Mittwoch früh klopfte es an unserer Tür. Der Chef vom Teileladen stand auf dem Parkplatz, mit unserem UPS Paket! Es kam tatsächlich noch am Dienstag kurz vor Feierabend. Online war der Status nicht geändert worden. Der Einbau war nur eine Sache von Minuten und wir waren endlich bereit für die Weiterreise.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Herrn Marquart und sein Team für den unglaublichen Support, den superschnellen Versand und die immer schnelle Kommunikation. Außerdem vielen Dank an Kevin von TruckParts in Grand Falls für das Bereitstellen der Lieferadresse und das Entgegennehmen und Bringen unserer Sendung.

Zwei gemütliche Fahrtage später standen wir am Sankt-Lorenz-Strom und suchten uns 20 km nördlich vom Fähranleger einen Nachtplatz auf iOverlander aus. Einen Vogelbeobachtungsspot mit ruhigem Parkplatz und Hiking-Trails. Wir unternahmen am Abend noch einen kleinen Spaziergang mit Zora und sahen dabei ein riesiges Reh, einen Fischotter, einen Bieber und einige Wasservögel.

Die Fähre am nächsten Tag über den Sankt-Lorenz-Strom ging um 11:15 Uhr. Auf der 65-minütigen Überfahrt sahen wir, bei herrlichstem Sonnenschein, immer wieder Belugawale aus der See auftauchen.

Am Abend landeten wir in Saguenay, auf dem Parkplatz von einem kleinen Yachthafen. Ein herrlicher Ort mit einer top gepflegten Grünanlage. Sollte eine ruhige Nacht werden – dachten wir. Beim Routinecheck sah ich dann auf der rechten Motorseite, dass oberhalb vom Ölfilter alles etwas feucht war mit Diesel. Wir kippten schnell die Kabine und ich konnte die Befestigungsschraube vom Schauglas am Vorfilter eine halbe Umdrehung nachziehen.

Am Abend wurde der Parkplatz leer und wir waren sicher eine ruhige Nacht zu haben. Halb zwölf standen wir senkrecht im Bett. Ein Feuerwerk! 5 Meter vor unserem Auto standen ca. 10 Leute, teilweise mit ganz kleinen Kindern, und hatten mächtig Spaß. Wir nicht! Irgendwann war alles verschossen und die Gruppe verschwand. 15 Minuten später kam dann noch die Polizei und hielt schräg hinter uns an. Blaulicht an und der ganze LKW wurde mit der Taschenlampe abgeleuchtet. Ich sah, wie der Officer in seinem Smartphone herumtippte und wohl unser Insta auscheckte (steht ja auf der Seite vom LKW). Kurze Zeit später war er verschwunden, ohne uns aus dem Bett zu holen. Danke! Die restliche Nacht verlief ruhig. Am Morgen erfuhr Marina, bei einem Gespräch mit einem Mann aus der Region, dass das Feuerwerk damit zu tun hatte, dass die Leute im französisch sprechenden Quebec ihren eigenen Nationalfeiertag feiern. Hier wird „Saint John’s Day“ und nicht der in Kanada übliche „Canada-Day“ gefeiert.

Weiter ging es auf der 167. Zuerst durch dicht besiedeltes Gebiet, dann nur noch durch Wald, Wald und nochmals Wald. Wir fanden abends einen Parkplatz mit einem Stützpunkt für einen Rettungswagen, mitten in der Wildnis. Es gab sogar langsames Internet.

Beim Blick unter den LKW sah ich, dass wieder alles voller Diesel war 🙁 Also wieder die Kabine kippen und alles erstmal saubermachen. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen. Wie ließen den Motor laufen und plötzlich sahen wir einen ganz feinen Dieselstrahl aus der Zuleitung vom Tank zum Filter kommen. Die Tecalanleitung lag am Stahlrohr vom Luftpresser an und war so weit durchgescheuert, dass sie undicht wurde. Eine neue Tecalanleitung wäre zwar in der Ersatzteilkiste gewesen, aber angesichts der vielen Mücken behoben wir das Problem, indem wir das durchgescheuerte Stück heraustrennten und in die Leitung einen Verbinder einbauten.

Weiter ging es mit trockenem Motor. Das Fahren war echt ein bisschen langweilig. Wir konnten aber auch draußen nicht viel unternehmen. Mücken und Blackflies verleideten uns jede Aktivität im Freien. Und nicht nur uns. Besonders leidet Zora unter den Blutasaugern. Das Mückenmittel für Hunde hilft leider garnichts und mit dem für Menschen sprühen wir sie nicht ein.

Aber es gab auch Highlights! Wir sahen einen Wolf und einen kleinen Schwarzbären. Der Bär fühlte sich vom Motorgeräusch nicht besonders gestört, aber das Zischen der Feststellbremse war ihm dann doch nicht geheuer und er verschwand im Unterholz.

In Val-d’Or standen wir am Visitorcenter und hatten superschnelles Internet. Hier konnten wir überlegen, wie wir genau weiter Richtung Westen fahren wollen. Es gab zwei Möglichkeiten. Die obere Route, wieder durch einsamen Wald oder die untere am Lake Superior entlang. Da sind wir zwar 2015 schon lang gefahren, aber wir hatten die Strecke als echt schön in Erinnerung. Von riesigen Mücken hatten wir erst mal genug, mein Nacken sah eh schon aus als hätte jemand versucht mich aufzufressen, die Bilder ersparen wir euch lieber 😉 Also war schnell klar wo es weiter lang geht. Erstmal zum Lake Superior und dann auf dem Trans Canada Highway Richtung Westen.

Ein paar Fahrtage später waren wir dann auf unser alten Route unterwegs. Endlich gab es wieder was zu unternehmen. Erster Halt war der White Lake Provincial Park. Wir zahlten ca. 12.50 $ (ca. 9,50 €) für den Tagespass und konnten den ganzen Tag im Park Wandern und vor Abfahrt sogar noch die heißen Duschen vom Campground benutzen. Ein klasse Tag!

Die letzten Wochen saßen wir so viel im LKW, dass wir unheimlichen Drang hatten uns zu bewegen. Am nächsten Tag standen wir vor dem Haupteingang zum Pukaskwa Nationalpark und zahlten wieder die 12.50 $ Tagespauschale. 10 km wanderten wir an diesem herrlichen Tag im Nationalpark und liefen alle Trails ab. Zora musste wieder mit „Nasenschutz“ laufen. Die Tierärztin in Deutschland hatte uns empfohlen, Zora nicht mehr mit unbedeckter Nase an die pralle Sonne zu lassen. Wegen ihrer rosa Nase ist sie extrem anfällig für Sonnenbrand, das hat bereits seine Spuren hinterlassen. Wir müssen jetzt wirklich vorsichtig sein. Also, wenn ihr Zora auf den Bildern mit einer Art Maulkorb seht, dann ist das nur ein Nasenschutz vor der Sonne.

Das Wetter war traumhaft, aber kühl. Der Lake Superior ist schließlich die größte natürliche Klimaanlage der Erde. Übernachten im Park war uns zu teuer und so fuhren wir am Abend (nach der obligatorischen Dusche im Park) noch die 30 km nach Marathon. Dort übernachteten wir vor dem Supermarkt, wo wir ein paar Vorräte auffüllten. Im angrenzenden Canadian Tire (ein Laden, in dem man einfach alles bekommt) erstanden wir eine kleine Pfanne mit hohem Rand, nach der wir schon lange gesucht hatten (die fehlte einfach in der Küche).

Weiter ging es am Lake entlang bis nach Thunder Bay, mal wieder zu Walmart. 30 Meter neben uns standen Deutsche mit einem Sprinter-Wohnmobil und einer gebrochenen Feder. Wir fühlten mit ihnen… Vor unserer Weiterfahrt erfuhren wir aber, dass Ersatz aus Deutschland versandt wurde. Na dann viel Glück und hoffentlich ist UPS so schnell wie bei unserem Dämpfer! Ich erledigte ein paar Servicearbeiten und klebte die unteren Lüftungsöffnungen der Fahrerhaustüren mit Klebeband ab, wir vermuten hier ein Mückenschlupfloch. Marina arbeitete ein paar Stunden online.

Weiter ging es auf dem Trans Canada Highway Richtung Winnipeg. Am Abend fanden wir einen herrlichen Stellplatz im Wald mit Blick auf den kleinen Englisch River. Draußen war es fast nicht zum Aushalten. Zu viele Mücken waren auf der Suche nach Nahrung. Wir hatten die Fenster und die Tür offen. Nur die Moskitonetze waren geschlossen. Es war ganz still, als plötzlich, höchstens 5 Meter neben uns, ein ausgewachsener Elch auftauchte und langsam seines Weges zog. Wir waren beide völlig überrascht und saßen mit offenen Mündern am Fenster. Konnten wir doch gar nicht fassen, wer da gerade direkt an unserem LKW vorbeimarschiert war. Wir waren so sprachlos, es gibt kein Foto von dem Moment – wir haben ihn im Kopf abgespeichert 🙂

An der Grenze zwischen Ontario und Manitoba übernachteten wir auf einem großen Rastplatz neben dem Highway. Hier war genug Raum um endlich in Ruhe die Räder durchzutauschen. Am Abend wechselte ich die linke Seite von vorn nach hinten und umgekehrt, weil die schön im Schatten war. Am nächsten Morgen dann die rechte Seite, weil die im Schatten war.

Langweilig zog sich das Teerband Richtung Westen, bis wir kurz vor Winnipeg die geographische Ost-/Westgrenze Kanadas überschritten. Jetzt sind wir also in Westkanada unterwegs. Wo es für uns weiter hin geht und wie oft wir Pläne über den Haufen werfen, das erfahrt ihr im nächsten Bericht!

gefahrene Strecke:
3227 Kilometer

Schäden / Verschleißteile:
• Stützring der Dichtung vom rechten Tankdeckel gebrochen, behelfsweise unterfüttert – ist bis jetzt wieder dicht
• Dieselleitung durchgescheuert, Verbinder eingebaut (hatten wir dabei)

Verluste:
• keine

Plattfüße:
• immernoch keinen

Ausrüstungs-Topps:
• Unser 18 V Akkustaubsauger, entfernt nicht nur Hundehaare, sondern damit lassen sich auch wunderbar Stechmücken einsaugen 😉

Ausrüstungs-Flopps:
• Meine (Ricos) nagelneuen MEINDL Wanderschuhe. Nach der ersten kleinen Wanderung hatte ich in einem Schuh nasse Socken, obwohl die Schuhe wasserdicht sein sollen. Antwort von Meindl: Ich solle die Schuhe zur Prüfung einsenden. Hallo? Eure Standartmails könnt ihr für euch behalten. Für mich steht fest: Nach Jack Wolfskin kommt jetzt noch ein weiterer Schuhersteller auf meine Boykottliste.