Fehler! Merke: Niemals an einem Sonntag über die Grenze fahren. Gefühlte zwei Stunden ging es nur im Schritttempo in Richtung Grenzposten. Endlich ganz vorne angekommen folgte nur ein kurzer Blick in den Koffer und der nette Beamte schickte mich zum Einreiseschalter…

Marina blieb mit Zora im Auto sitzen. Ich war der einzige Ausländer und die Einreisekarten waren in fünf Minuten ausgefüllt. Wir scherzten noch ein bisschen und ich ging zur Bank, um die Einreisegebühr zu begleichen. Super, da war auch nur eine Person vor mir am Schalter. Leider wollte diese Person ein Konto eröffnen und was das heißt konnte ich eine Stunde lang mitverfolgen. Hinter mir wurde die Schlange immer länger und einige beschwerten sich bereits darüber, dass nichts vorwärts ginge. Der Bankangestellte wurde auch sichtlich genervt und ich befürchtete schon, dass gleich – wie in der Kantine bei Stromberg – die Jalousien dicht gemacht würden. Der Beamte von der Einreise tauchte auch noch auf und fragte, warum das alles so lange dauere. Schließlich war ich dran und keine fünf Minuten später war alles erledigt. Willkommen in Mexiko! Bei Walmart füllten wir noch einige Lebensmittel und ab ging es Richtung Süden. Wir übernachteten kurz vor San Felipe. Das Wetter war klasse und wir bleiben zwei Tage.

Weiter auf der Mex 5 steuerten wir einen bekannten Strandplatz an, an dem wir auch einige Tage verbrachten. Wir recherchierten die Route der Baja 1000 Rallye, die jetzt dann in La Paz starten sollte. Die härteste Rallye der Welt geht über 1300 Meilen (ca. 2100 km) am Stück. Nur Tankstopps, Reifenwechseln, Fahrerwechsel. Einige Verrückte fahren die Rallye auch alleine – ohne Fahrerwechsel und Serviceteam!

Wir suchten uns also recht früh einen Platz bei Meile 1060 – an einem Servicepoint der Rallye. Drei Tage feierten wir zusammen mit den Locals, aber auch zahlreichen Amerikanern, die Rallye. Unglaublich was für fanatische Rallyeanhänger hier aufeinandertreffen. Es waren anstrengende Tage und vor allem Nächte, da wir nur 20 Meter neben der Strecke standen. Am lautesten waren die V8 Pickup Trucks.

Der Rallyetross war am 3. Tag durchgezogen und das Servicecamp löste sich auf. Wir waren die letzten und sahen traurig, wie viel Müll einige Zuschauer einfach in der Wüste liegen ließen. Einige Familien räumten ihr Camp sorgfältig auf, andere ließen mit ihren kaputten Pavilions auch ihren gesamten Restmüll zurück.

Als wir gerade am Zusammenpacken waren kam noch ein VW Käfer von der Piste gekrochen. Die Vorderachsaufhängung war gebrochen. Eine halbe Stunde später kam sein Serviceteam mit einem Schweißgerät und flickte den Käfer zusammen. Er machte sich dann wieder auf den Weg ins 500 km entfernte Ziel nach Ensenada. Obwohl die Rallye zu diesem Zeitpunkt schon zu Ende war! Das nenn ich Kämpferherz.

In großen Schritten fuhren wir dann nach Bahia de los Angeles auf einen unserer Lieblingsplätze. Acht Tage verbrachten wir dort, bevor wir nochmals die Runde über das Hinterland unter die Stollen nehmen wollten. Bekannte von uns fuhren die Strecke zwei Tage zuvor und warnten uns. Sie seien nach 100 km umgekehrt, weil die Piste in einem zu schlechten Zustand sei…

Wir wagten es trotzdem! Die Strecke war zerfahren – auch hier kam die Baja 1000 durch. Die 300 Teilnehmer haben der Piste ganz übel zugesetzt. Wir kamen nur sehr langsam voran. Für die 200 Kilometer brauchten wir ganze drei Fahrtage!

Bei Kilometer 100 sahen wir auch die Wendespuren von unseren Bekannten – Hut ab an dieser Stelle umzukehren und das alles wieder zurückzufahren. Die letzten Kilometer bis zur geteerten Mex 1 waren dann nochmal Waschbrett der übelsten Sorte. Eine Belastung für Nerven und Material. Wenn wir so einige Strecken der Baja 1000 befahren, dann stellen wir immer fest, dass die Orga keine abschließende Streckenbefahrung unternimmt. Überall sind noch kleine Schilder, auf denen die Meilenangaben stehen oder auf denen vor besonders gefährlichen Abschnitten gewarnt wird. Die kleinen Plastiktafeln lagen und standen noch überall an den Strecken herum. Eine Schande ist das!

Nach der ganzen Schaukelei war uns mal wieder nach Strand. Diesmal allerdings auf der Pazifikseite. Schön auf Asphalt erreichten wir nach zwei Tagen Bahia Asuncion. Auf einer Dirtroad, die am Strand entlangführt, fanden wir einen Platz. Ein kilometerlanger Sandstrand nur für uns allein. Was will man mehr. Herrliche Tage verbrachten wir dort.

Dann zogen wir weiter. Über Santa Rosalia und Mulege entlang an der Bahia Conception fuhren wir gemütlich gen Süden. Die überfüllten Strände, die inzwischen überwiegend auch eine Gebühr kosten, mieden wir. Schließlich hatten wir keine Lust auf unangenehme Begegnungen in Form von unangeleinten Hunden und beratungsresistenten Hundebesitzern. Wir fanden einsame Plätze, die teilweise nur mit unserer Bodenfreiheit erreichbar waren.

Unterhalb von Loreto, in der Nähe vom Playa Regalito, war das Wetter einfach perfekt und wir pumpten das Boot auf. Drei Kilometer vor der Küste war eine Insel mit türkisblauem Wasser und herrlichen Kiesstränden. Marina war sogar Schnorcheln! Das muss hier unbedingt erwähnt werden! 🙂 Ganz verzückt war sie ob der Fischwelt unter Wasser.

Arne mit Familie, Bekannte – mit denen wir seit einiger Zeit in Kontakt standen – erschienen mit ihrem Mercedes Laster und wir hatten zwei schöne Tage. Da die Standheizung an ihrem Truck seit einiger Zeit streikte zerlegten wir das Teil. Ohne Höhenkit war die Heizung in den Bergen komplett verrußt und dann aufgrund von einigen vergeblichen Startversuchen abgesoffen. Schlussendlich lief das Teil wieder. Der Wind nahm zu und wir packten nach wunderschönen acht Tagen zusammen.

Für Weihnachten hatten wir uns eine „etwas andere Natur“ auf der Baja rausgesucht. Wir wechselten in zwei Fahrtagen wieder auf die Westseite der Halbinsel und suchten uns einen schönen Platz in einem Mangrovenwald. Es gab Barsch zum Angeln und Marina fuhr mit dem SUB durch den Wasserarm zwischen den Mangroven. Da der Arm sich direkt ins Meer erstreckte kamen sogar Delfine bis fast vor unseren LKW geschwommen. 

Ich hatte viel Spaß beim Angeln. Es biss allem Anschein nach eine Stachelmakrele. Allerdings war die etwas zu flach. Beim Zerlegen stach ich mich an einer Rückenflosse und es begann fürchterlich zu brennen in dem Finger. Tante Google wusste dann was das war. Eine Unterart der Stachelmakrele und die hatte Giftstacheln. Der Finger wurde nach drei Tagen wieder gut und wir konnten die Sache vergessen. Aber wieder was gelernt 🙂

Am 24. Dezember kam am Nachmittag ein schrottreifer PKW den Weg entlanggeschlichen. Ein einzelner Mann, der uns augenscheinlich nicht zur Kenntnis nahm und auch nicht grüßte. Er fuhr an uns vorbei, wendete und fuhr zurück. Das kam uns schon ein wenig seltsam vor. Vielleicht war unsere Vorsicht unbegründet, aber wir packten lieber zusammen und wechselten den Standort. An unserem Stellplatz in den Mangroven war es schon sehr einsam… Nur wenige Kilometer weiter fanden wir einen einsamen Platz mit Blick auf Puerto San Carlos. Der Weg zu dem herrlichen Küstenabschnitt führte uns allerdings mitten durch die örtliche Müllkippe. Ein schrecklicher Anblick! Man macht sich nicht mal mehr die Mühe den Müll zu vergraben. Bei jedem Starkwind bläst es den losen Müll und das viele Plastik ins Meer. Bei diesem Anblick ist einem nur noch zum Heulen.

Wir verließen die Pazifikküste und fuhren über La Paz, wo wir einige Besorgungen machten, zu einem weiteren Strandplatz, der in unserem Ranking ganz weit ober ist – Playa Muertitos. Hier war überhaupt nix los. Die Anfahrt war aber auch so was von ausgefahren, dass Einheimische mit ihren PKW reihenweise immer wieder stecken blieben. Es gab Abende, da hatten wir den Strand ganz für uns allein.

Es gab wieder einiges zu fischen und die Gefrierbox wurde gut gefüllt. Am 31. Dezember hatten wir wohl das ruhigste Silvester, das man sich im lauten Mexiko nur vorstellen kann. Es waren zwar einige wenige Locals am Strand, aber ohne Geböller oder Partylärm. Alles super ruhig! Zora hat’s gefreut.

Nach 10 Tagen brachen wir auf. Wieder über La Paz, wo wir unsere Essensvorräte auffüllten, über Cabo Pulmo (wo wir natürlich wieder bei „Tacos & Beer“ Ceviche und Shrimptacos essen mussten) nach Los Frailes. Dort statteten wir Jup und Doro einen kurzen Besuch ab und blieben leider nur eine Nacht. Wieder gab es zu viele freilaufende Hunde und spazieren mit Zora war nicht stressfrei möglich.

Bei La Ribiera verschanzten wir uns hinter Stranddünen um Abzuwettern. Zwei Tage windete es so sehr, dass wir froh waren einen guten windgeschützten Stellplatz gefunden zu haben.

In Ensenada Los Muertos blieben wir einige Tage in einer perfekt windgeschützten Bucht stehen. Bei Bootsausflügen sahen wir dann in anderen Buchten riesige Villenkomlexe, die nur über abgesperrte Privatstraßen erreichbar und nur vom Meer aus zu sehen sind. Da haben sich wohlbetuchte Amis ihre Feriendomizile gebaut. Unglaublich! Da standen am Strand eines Anwesens vier gigantische Steinköpfe mit Blick aufs Meer – wie auf den Osterinseln. Arne, Bettina und Kids erschien und verbrachten einen Abend mit uns. Geplant war dann, dass wir uns auf dem Campingplatz in La Paz wiedertreffen, um einiges an den LKWs zu schrauben.

Gesagt getan, zwei Tage später rollten wir auf dem sehr gut besuchten Campingplatz in La Paz ein. Welch eine Freude dort auch alte Bekannte von unserer letzten Reise 2015 – 2017 zu treffen! Anita und Roger aus der Schweiz hatten wir seit über acht Jahren nicht gesehen. Am nächsten Morgen klingelte früh der Wecker. Ich hatte viel zu tun! Hier gab es endlich einen geraden Untergrund um die Räder durchzutauschen. Das Fahrerhaus wurde mal wieder gekippt – ich musste Ventile einstellen und alles einer Sichtkontrolle unterziehen. Nachdem die Räder getauscht waren, pumpte ich also das Fahrerhaus hoch und bemerkte sofort, dass wir einen Mitbewohner im Motorraum hatten. Da war ein riesiges Mäusenest direkt auf dem Wärmetauscher. Nachdem das entsorgt und alles so gut es ging gereinigt war, konnte ich die Ventile kontrollieren. Zu meiner Überraschung musste ich kein einziges einstellen – alles tip top. Das gleiche machte ich dann noch bei dem LKW von Arne. Da waren alle Ventile zu weit. Dann noch Abschmieren und Luftfilter reinigen. So ging der Tag wie im Flug vorbei.

Spät nachmittags kamen dann noch zwei Angestellte vom Campingplatz die, mit der Erlaubnis der Campingplatzleitung, sich nach Feierabend ein paar Pesos dazuverdienen. Gründlichst haben die beiden unseren LKW gewaschen, so dass wir ihn fast nicht wiedererkannt hätten. So sauber war er seit Beginn der Reise nicht.

Tja, und dann war es am nächsten Tag soweit – Abschied nehmen. Langsam mussten wir uns damit abfinden, dass wir uns auf den langen Weg nach Norden machen sollten. Vor Tagen haben wir spaßeshalber „Halifax“ in unser Navi eingetippt. Kürzeste Route: 6914 Kilometer (jetzt fehlt der Smiley mit den großen Augen). Mit ein paar Abstechern und Besichtigungen werden das bestimmt noch 10.000 Kilometer bis wir in Halifax sein werden, von wo aus der LKW im Sommer wieder über den Atlantik geschickt wird. Wir haben lange überlegt, ob wir den Camper nicht irgendwo hier in Nordamerika stehen lassen sollten. Aber wann könnten wir wieder eine längere Reise unternehmen? Zu viele Unwägbarkeiten, zu viele Fragezeichen. Also verschiffen wir den Benz nach Hause.

Wir begaben uns also mit einem frisch gewarteten und gewaschenen Fahrzeug auf den Weg nach Norden. Lange Fahrtage wechselten sich ab mit langen Pausen an einsamen Stränden. Wir blieben hier drei Tage, da fünf Tage und ganze zehn Tage an unserem Lieblingsstrand in Bahia de los Angeles. Marinas Muschel- und Strandfundbox ist inzwischen so voll, dass nix mehr rein geht 🙂

So richtig wollten wir uns einfach noch nicht loseisen von der Baja. Inzwischen kennen wir so viele einsame Strände, dass wir uns richtig zu Hause fühlen. Hier in „unserer“ Bucht können wir in aller Ruhe Bootfahren, Angeln, mit dem SUB paddeln und ausgiebig mit Zora spazieren gehen. Es gibt Fisch ohne Ende und es fehlt uns an nichts. Abends breitet sich ein gigantisches Sternenzelt über uns aus und wir sehen kein einziges, von Menschen gemachtes, Licht. Es ist so unendlich friedlich hier.

Irgendwann schafften wir es dann doch und fuhren weiter gen Norden. Ein ganzer Fahrtag und wir landeten an einem uns sehr vertrauten Stellplatz südlich von San Felipe. Viermal waren wir schon an diesem kilometerlangen Sandstrand. Wir fuhren wie immer auf den Stellplatz gleich hinter den Dünen. Fehler! Wir hatten nicht in die Tide-App geschaut und zur Zeit unseres diesmaligen Besuches war bei Flut extremes Hochwasser. Das kam zwar nicht über den Strand geschwappt, aber es drückte so sehr, dass der Boden von unten über Nacht durchweichte und wir in der Falle saßen. Tja… was tun? Zwei Wochen warten bis es wieder abtrocknet – oder so schnell wie möglich zusammenpacken und versuchen raus zu kommen? Wir entschieden uns sofort loszufahren.

Die ersten 100 Meter durch den Schlamm gingen ganz gut und wir kamen auf einen trockenen Damm. Nach 300 Metern eine Senke mit Wasser. Trotz aller Sperren wollte die Hinterachse nicht aus dem Graben raus. Wir steckten fest. Jeder kleine Versuch freizukommen ließ den LKW hinten tiefer sinken. Auch mit Sandblechen war nichts zu machen. Eimerweise suchten wir Steine und füllten die tiefen Löcher in der Senke auf. Nach bestimmt 20 Eimern, die in der braunen Suppe einfach verschwanden, versuchten wir unser Glück und bekamen den LKW tatsächlich nach drei Stunden ohne fremde Hilfe wieder flott.

Kurz darauf standen wir wieder vor einer Schlammpassage. Nur noch 100 Meter trennten uns vom festen Untergrund. Wir fuhren los und nach nur zehn Metern drehten alle Räder komplett durch und es ging nichts mehr. Vorsichtig versuchten wir es ein Stück rückwärts – das klappte auch. Mit frischem Schwung und mehr Drehzahl ackerte sich der Benz durch den Schlamm und dabei fuhren wir im Rallyestyle seidwärts. Der Benz suchte sich seinen Weg selbst und als ob er genug Schlamm für den Tag gesehen hätte brachte er uns ganz allein auf festen Untergrund. Was ein geiles Auto!

Jetzt hieß es nur noch einen passenden Grenzübergang zu finden. In Mexicali war uns der Übertritt zu stressig und so beschlossen wir, uns weiter im Osten einen kleineren Grenzposten zu suchen. Wir verließen also die Baja und fuhren in einem großen Bogen um den nördlichen Golf von Kalifornien aufs mexikanische „Festland“. Irgendwie hatten wir uns diese Gegend ganz anders vorgestellt. Einsam fuhren wir durch eine Halbwüste gespickt mit Sanddünen. Erinnerte uns an Tunesien. Auf einer Steilküste fanden wir einen Nachtplatz mit ein paar Palapas. Gegenüber vom Golf sah man die Berge der Baja California. Die Sonne ging über den Bergen der Baja unter und im Wind vernahmen wir ein leises „Bis zum nächsten Mal…“.

Morgen geht’s also über die Grenze, zurück in die USA. Ob und wie dieser Übertritt funktioniert, das erzählen wir im nächsten Bericht. Schön, dass ihr wieder dabei wart! Viele Grüße und bis zum nächsten Mal aus ??? Eure itchywheels

gefahrene Strecke:
4291 Kilometer

Schäden / Verschleißteile / Wartung:
• Räder durchgetauscht
• Abgeschmiert
• Ventile eingestellt
• Gleitsteine Differenziale eingestellt
• Kupplungsflüssigkeit aufgefüllt – unter Beobachtung

Verluste:
• 4 Angelhaken, zwei Blinker und eine Angelrute (gebrochen)

Plattfüße:
• keine

Ausrüstungs-Topps:
• Spaten und Schaufel, Eimer zum Steine holen

Ausrüstungs-Flopps:
• unsere elektrische Zahnbürste – keine 2 Jahre alt und schon kaputt!