Eine Woche lang blieben wir in Los Frailes. Jupp nahm mich mit zum Angeln und ich fing tatsächlich zwei Bonitos. Was eine Freude! Das Filetieren am Strand ging dann so schnell, dass es nicht mal ein Foto von mir und den beiden Fischen gibt.

Marina ging die meiste Zeit alleine mit Zora spazieren, da ich mir vor einer Wochen den kleine Zeh am linken Fuß gebrochen hatte und ich den Fuß so wenig wie möglich bewegen wollte. Es war aber schon etwas besser! Wir verabschiedeten uns von Jupp und Doro in der Hoffnung, dass wir die Beiden im nächsten Winter wieder hier antreffen werden. Auf der etwas besser werdenden Gravelroad Richtung Norden passierten wir das kleine Örtchen Cabo Pulmo. Es war Mittag und so parkten wir den Laster vor einem Strandrestaurant namens „Tacos & Beer“. Wir bestellten super leckere Fish- und Shrimptacos und Beer 🙂 mit Blick aufs Meer und der chilligen Musik im Hintergrund wollten wir gar nicht mehr aufbrechen. Es war so gemütlich und können hier eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Also, wenn ihr mal in der Nähe seid, dann schaut unbedingt vorbei!

Zwei weitere Tage verbrachten wir noch am Strand. Dann war nach etlichen Kilometern wieder einmal Luftaufpumpen angesagt. Es ging auf Teer zurück nach Cabo San Lucas. Auf halbem Weg nahmen wir einen kleinen Abstecher in Kauf. In einem kleinen Örtchen, am Hauptplatz, gibt es einen Wasserhahn! Da war mal wieder die iOverlander App sehr hilfreich. Unsere Wassertanks waren leer und dort konnten wir sie umsonst wieder auffüllen. Auf der Baja an Trinkwasser zu kommen ist nicht immer ganz einfach. Entweder man bezahlt für das Wasser an sogenannten Purificado Stationen oder man findet eben solche Wasserhähne wie an dem Hauptplatz. Das geht allerdings nur mit einem Filtersystem, wie wir im LKW verbaut haben, wenn man auf Nummer Sicher gehen möchte. In Cabo San Lucas machten wir bei Walmart einen Großeinkauf, bevor wir wieder einmal vergeblich eine Autowaschstation suchten (es war Sonntag und alles hatte geschlossen). So verschoben wir die Wäsche erneut.

Wir tingelten von Stand zu Strand und blieben nochmal vier Tage am Playa Jimny hängen, es war wieder sooo schön. Das letzte Mal waren noch Judith und Arthur (YodaTravels) und Manuela und Uli (Unimogreise) mit uns an diesem Platz. Wir vermissen die vier!

In Todo Santos schlenderten wir lange durch das malerische Örtchen und bestaunten die vielen Souvenirshops, die sich an der Hauptstraße aneinander reihen. Überall nur Kitsch und Plunder 🙂 Wir genehmigten uns einen Kaffee und sahen den Touristenströmen zu.

Da wir schon wussten, dass es mit den freien Nachtplätzen rund um Todo Santos nicht so rosig bestellt ist, fuhren wir noch ein Stück weiter in Richtung Norden. Nach ca. 20 Kilometern fanden wir eine Sandpiste zum Meer. Die frisch abgezogene Piste führte zu einem abgelegenen Gelände, das wohl mal ein Baugebiet werden sollte. Zahlreiche Pisten waren im Schachbrettmuster in einem riesigen Kakteengarten angelegt worden. Es gab sogar Straßenschilder. Diese waren aber teilweise bereits wieder von ihren Haltemasten abgerostet. Uns gefiel es dort so gut, dass wir gleich zwei Nächte in der „Calle 10“ stehen blieben.

In La Paz konnten wir dann endlich unseren Laster waschen lassen und ein paar Lebensmittel auffüllen. Mitten in der Stadt suchten wir uns eine kleinen ruhigen Parkplatz direkt am Meer für die Nacht. Ein deutscher VW Bus stand auch da und wie es sich (für mich) nun mal gehört ging ich hin um „Hallo“ zu sagen. Die Schiebetür und auch das Fenster auf der Beifahrerseite waren offen. Das saß ein Mann und laß in einem Buch. Ich sagte „Hallo“ und bekam als Antwort lediglich ein mürrisches: „Ich bin müde!“ als Antwort, ohne dass die Person auch nur den Kopf hob. Ich drehte mich um und ging wieder. Naja – ohne Worte 😉

Eine brutale Wellblechpiste brachte uns auf die Landzunge, die die Bucht von La Paz bildet. Dort verbrachten wir einige Tage in der Hoffnung einen Walhai zu sehen. Den Walhai sahen wir nicht, dafür lernten wir super nette Leute kennen. Ein Pärchen aus Mexiko City hatte sich mit dem Mietwagen ca. 200 Meter von unserem Nachtplatz entfernt festgefahren. Ein deutsches Pärchen, ebenfalls mit einem Mietwagen, wollte ihnen helfen, was aber mangels Abschleppseil und Abschleppöse nicht möglich war. Dann sahen sie uns stehen und fragten nach Hilfe. Als die Beiden auf unser Auto zukamen hörten wir schon durchs geöffnete Fenster:„ Das gibt’s doch nicht… Regensburger!“. Die Zwei kamen aus Deggendorf 🙂 Wir versuchten dann erst mit unseren Sandblechen zu helfen, der Wagen saß aber so fest, dass wir den LKW holen wollten. Auf dem Weg dorthin kam uns dann ein F150 mit amerikanischen Kennzeichen entgegen und ich fragte, ob sie schnell ein Fahrzeug mit ihrem Pick Up rausziehen könnten. Mit dem Ford und unserem Seil war der Mietwagen schnell wieder flott und der Mexikaner holte erst mal eine Kühlbox mit Bier aus dem Auto. Wir hatten einen schönen Nachmittag mit eisgekühlten Getränken, lustigen Gesprächen und neuen Reisebekanntschaften – was will man mehr 🙂

Nach sechs Tagen holperten wir zurück und fuhren einmal um La Paz herum zum Playa Los Muertitos. Eine herrliche Bucht empfing uns. Da am zweiten Tag der Wind nachließ, konnten wir in dem spiegelglatten Wasser erst eine große Gruppe Delfine und am nächsten Tag eine Schule junger Mantarochen mit der Drohne ablichten. Acht Tage blieben wir in dieser traumhaften Bucht und vermissten in der Zeit (und auch schon etliche Male davor) ein Boot. Mal sehen ob, wie und wann wir dieses Verlangen erfüllen können 😉

Unsere Route führte uns quer über die Baja auf die Pazifikseite. Dort, auf einer ganz kleinen Schotterstraße, die sich direkt an der Küste entlang schlängelt, fanden wir herrliche einsame Nachtplätze unter einem traumhaften Sternenzelt. Als Marina eines Tages von einem Spaziergang zurückkam zeigte sie mir einen großen Skorpionstachel, den sie direkt auf der Piste gefunden hatte. Da fiel uns ein, dass wir eine UV-Taschenlampe dabei haben. Als es richtig dunkel war zogen wir los und fanden tatsächlich zahlreiche Skorpione. Mit der normalen Taschenlampe waren die Tiere, die zur Gattung der Spinnen gehören, nicht zu sehen. Erst unter der UV-Lampe fingen sie an zu leuchten. Ein fantastisches Erlebnis.

Wir zogen weiter nach Norden. Unterhalb von Loreto übernachteten wir an einem uns bekannten Wanderparkplatz. Am nächsten Morgen wollten wir an einem Wasserhahn mit Quellwasser unsere Tanks füllen. Zwei Mexikaner standen mit ihrem Pick Up neben dem Wasserhahn und kippten eine Flasche Wasser auf etwas, das vor ihnen auf dem Boden lag. Bei näherer Betrachtung sahen wir eine zusammengerollte Klapperschlange im Schatten direkt vor der Wasserquelle liegen. Sie machte keinerlei Anstalten den Platz zu räumen. Einer der Mexikaner nahm sich ein Herz und brachte die Schlange (mit den bloßen Händen!!) ins nächste Gebüsch. Ich hätte mich das nicht getraut. Eine falsche Bewegung – oh nein, das will man sich nicht vorstellen. Immer das Gebüsch im Blick füllten wir unsere Wassertanks und verschwanden.

In Loreto suchten wir eine Reifenwerkstatt, um die Hinterreifen auf der Felge drehen zu lassen. Der erste Reifenhändler meinte die Räder seien zu groß und schickte uns ein paar Straßen weiter. Das war ein guter Tipp, denn dort konnten wir problemlos einen Termin für den nächsten Tag bekommen. An der Uferstraße fanden wir einen Parkplatz und suchten den, auf Google Maps, hochgelobten Ceviche-Stand, der jeden Tag an einer ganz bestimmten Kreuzung stehen soll. Leider war der Stand nicht da und wir sahen im Internet, dass der Standbetreiber sich entschuldigte wegen einer Krankheit in der Familie. Wir schlenderten durch Loreto und waren überrascht, dass es nur so wenige Touristen hatte. In dem Restaurant, wo wir dann abends zum Essen waren, sah das dann aber ganz anderes aus. Gerade so hat ein Kellner noch einen Platz für uns gefunden. Das komische war nur, dass alle um uns herum größere Portionen auf größeren Tellern bekamen als wir. Satt sind wir aber auch so geworden 😉

Gestärkt konnte dann am nächsten Morgen das Reifendrehen beginnen. Wir entschlossen uns auch gleich den Reifen auf dem Reserverad mit drehen zu lassen. Wer sich jetzt fragt wieso wir die Reifen auf den Felgen drehen müssen, soviel dazu: unsere Reifen fahren sich auf der Vorderachse außen ab. Auf der Hinterachse fahren sie sich innen ab. Rotieren wir die Räder von vorn nach hinten ändert sich nichts an dem Laufbild, da hinten die Räder verkehrt zur Vorderachse montiert sind. Also vorne außen wird hinten innen. Deswegen müssen wir die Reifen auf der Felge drehen lassen. Alleine könnten wir das zwar auch, aber das ist uns echt zu viel Schinderei. Nun ja, ich schraubte die Hinterräder vom Laster, holte das Reserverad vom Träger und half beim Montieren. Nach 1,5 Stunden war alles erledigt und inklusive Trinkgeld zahlten wir umgerechnet 35 €. Absolut super! Danke Carlos!

Über Mulege, wo wir nochmal an der Mission übernachteten, ging es weiter zum Playa Ines. Leider war „unser“ Stellplatz belegt und wir mussten mit einem Platz weiter hinten am Strand vorlieb nehmen. Für Zora war der Platz eine absolute Katastrophe! Es gab Unmengen an Stachelkletten. Zora konnte keinen Schritt tun ohne sich so ein Teil einzutreten. Nach zwei Tagen verschwanden wir wieder. Nördlich von Santa Rosalia warf ich abends noch die Angel aus und ich fing zwei wunderschöne Streifenbarsche. Eine perfekte Mahlzeit für uns zwei!

Da wir bis zu unserer Wiedereinreise in die Staaten noch einiges an Zeit zur Verfügung hatten, wollten wir noch eine Strecke fahren für die sich sonst fast keiner Zeit nimmt. Ein kurzes Stück vor Guerrero Negro bogen wir von der M1 ab, um dann in einem Bogen gen Osten wieder auf die Golfseite nach Bahia de los Angeles zu gelangen. Eine traumhafte Landschaft voller unberührter Kakteenwälder und unbeschreiblich schöne Stellplätze erwartete uns. Wir rollten Stunde um Stunde mit etwas mehr als Standgas dahin und saugten dabei unsere Umgebung förmlich in uns auf. Unter anderem bestaunten wir versteckte Felszeichnungen, die tausende von Jahren alt sein müssen und warteten einige Male geduldig, bis Klapperschlangen vor uns die Piste überquert hatten…

Die Küste auf der Golfseite kam wieder in Sicht und wir fanden einen unglaublich schönen Stellplatz. Komplett einsam verbrachten wir vier herrliche Tage. Marina steckte bei einem Strandspaziergang die Füße ins Wasser und wurde von einem Kofferfisch angegriffen – tatsächlich wollte er aber nur mal am Zeh knabbern 😉

Wir holperten weiter Richtung Bahia De Los Angeles. Nachdem wir dort frische Lebensmittel aufgestockt hatten fuhren wir über eine Dirtroad an der Küste nach Norden und fanden wieder eine einsame Bucht, in der wir wieder einige Tage standen.

Inzwischen wurde es tagsüber richtig heiß. 400 Kilometer weiter nördlich nisteten wir uns an einem langen Sandstrand, südlich von San Felipe, ein. Scott und Maria aus den USA standen mit ihrem umgebauten Krankenwagen 100 m von uns entfernt. Scott ist Amerikaner und Maria gebürtige Mexikanerin. Nachdem wir schon zwei Tage an dem Strand standen klopfte es eines Morgens laut an unserer Tür. Ich öffnete das Fenster und eine Frau verlangte 20 US Dollar. Der komplette Strand sei angeblich Privateigentum. Da wir wissen, dass die Strände in Mexiko grundsätzlich der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und hier auch kein PRIVADO Schild aufgestellt war, weigerten wir uns zu bezahlen. Sie drohte uns dann mit der Polizei und ging weiter zu Scott und Maria. Da hatte sie sich allerdings die falschen ausgesucht. Maria machte die Frau sofort zur Schnecke und als ich ihr sagte, dass sie uns sogar mit der Polizei gedroht hatte, flippte Maria richtig aus. Mit eingezogenem Kopf zog die Dame davon. Eine ganze Woche standen wir am Strand. Suchten bei Ebbe Sanddollars und Muscheln. Abends gab es dann immer einen Spaziergang mit Zora und danach ein Bierchen zum Sonnenuntergang.

Vor einigen Wochen hatten wir in San Felipe einen Termin für eine Zahnreinigung vereinbart. Pünktlich standen wir vor der Praxis und Marina ging als erste rein. Nach 45 Minuten kam sie wieder raus und wollte mich fast davon abhalten das auch über mich ergehen zu lassen. In Kurzfassung erzählte sie von ihrem „Erlebnis“. Zwei Behandlungsstühle in einem Raum, der Stuhl an vielen Stellen mit Gaffa geklebt und nicht richtig sauber, die Zahnärztin unterhielt sich die ganze Zeit mit der Arzthelferin und dann wurden vor der Behandlung auch noch die Lippen zentimeterdick mit Vaseline eingeschmiert. Wenigstens war das Behandlungsbesteck eingeschweißt. Ich fand es dann auch alles etwas seltsam, aber andere Länder andere Zahnärzte… oder so ähnlich. Davon mussten wir uns erst mal erholen 😉

In einigen Tagen werden wir weiter in Richtung Norden an die Grenze fahren. Mal sehen ob sie uns wieder einreisen lassen in die USA. Es ist ja immer eine Lotterie… Vielen Dank das ihr wieder dabei wart und bis zum nächsten Bericht!

gefahrene Strecke:
2041 Kilometer

Schäden / Verschleißteile:
• nichts

Verluste:
• keine

Plattfüße:
• keine

Ausrüstungs-Topps:
• unser Starlink 🙂

Ausrüstungs-Flopps:
• selbstgebastelte Schleppleine für Zora – bei der letzten „Hundebegegnung“ einfach durchgerissen