Den letzten Bericht hatten wir in Dawson City erfolgreich online gestellt und nach zwei weiteren Tagen in der Stadt der Goldgräber verabschiedeten wir uns mit einem „Auf Wiedersehen!“. Diese kleine Stadt ist uns inzwischen so ans Herz gewachsen, dass wir bestimmt irgendwann noch einmal wiederkommen werden 🙂

Für uns ging es auf dem Klondike Highway südwärts nach Whitehorse. Wir brauchten einen Tierarzt für Zora. Seit Wochen hatte sie eine immer größer werdende Wunde auf der Nase.

Die Fahrtage nach Süden waren nicht langweilig. An einem See schmiss ich mal wieder die Angel aus. Drei Fische hatte ich am Haken und alle drei meinten, kurz bevor ich sie aus dem Wasser holen konnte, es sei wohl doch keine so gute Idee gewesen den Haken zu schlucken und spukten ihn wieder aus. Also doch wieder Nudeln 😉

Beim Routinecheck entdeckte ich einen undichten Abgang am Verteilergetriebe zur Vorderachse. Ok, das muss repariert werden – den Simmerring haben wir dabei! Eine Feldreparatur kam allerdings nicht in Frage, da wir keinen Abzieher für den Flansch in der Werkzeugkiste hatten. Somit verlängerte sich die Liste um einen weiteren Punkt, der in Whitehorse zu erledigen war. Am nächsten Tag fiel während der Fahrt plötzlich der Drehzahlmesser aus. Noch ein Punkt auf der Liste!

Kurz vor Whitehorse besuchten wir das Yukon Wildlife Preserve. Eine großzügige Anlage mit unter anderem Elchen, Mufflons, Hirschen und Rentieren. Einige Gehege wirkten recht ungepflegt und wir hatten den Eindruck, dass alles etwas vernachlässigt aussieht. Mit gemischten Gefühlen verließen wir nach drei Stunden die Anlage wieder.

Vor Whitehorse entdeckten wir direkt an der Straße eine Werkstatt für LKW-Anhänger und ich fragte nach, ob ich dort einen Abzieher ausleihen könnte. Nein, war die Antwort. Sie verleihen kein Werkzeug. Aber sie gaben mir zwei Adressen in Whitehorse, wo es Werkzeuge zu kaufen gibt. Danke. Eine andere Werkstatt, die von anderen Reisenden auf iOverlander recht gut bewertet wurde, war leider geschlossen. Marina meinte, wir sollten erstmal zum Canadian Tire fahren, dort bekomme man schließlich alles…

Tatsächlich wurden wir in der Werkzeugabteilung schnell fündig. Auf einem Thekenaufsteller waren unzählige Abzieher abgebildet. Ein Mitarbeiter brachte uns einen passenden Abzieher aus dem Lager. 138 kanadische Dollar. Hm, ganz schön teuer dafür, dass wir den Abzieher voraussichtlich nur einmal brauchen werden. Marina fragte nach, wie das mit dem, auf dem Display beworbenen, „Ausleih-Programm“ zu verstehen sei. Daraufhin wurde uns erklärt, dass dies ein kostenloser Service von Canadian Tire sei. Man kauft das benötigte Werkzeug und gibt es einfach innerhalb von drei Tagen wieder zurück. Dann bekommt man automatisch den vollen Kaufpreis erstattet. Na, das wollen wir doch mal sehen – dachten wir uns!

Wir beschlossen den Simmerring gleich draußen auf dem Parkplatz zu tauschen. Wir parkten in einer ruhigen Ecke, Marina ging mir zur Hand und nach zwei Stunden war das Verteilergetriebe wieder dicht. Den Abzieher reinigten wir und brachten ihn noch am selben Tag zurück. Der Kaufpreis wurde komplett zurückgebucht. DANKE Canadian Tire – ein echt toller Service!

Da in Whitehorse der Walmartparkplatz für Overnight Parking nicht mehr zur Verfügung steht, treffen sich nun alle Overlander, die von Norden kommen oder in den Norden wollen, auf dem Parkplatz vom Canadian Superstore (auch ein Supermarkt). Am nächsten Morgen – es war Freitag – waren wir ganz früh beim Tierarzt und schilderten unser Problem. Zora wurde als „Notfallpatientin“ aufgenommen und wir mussten sie alleine dort zurücklassen. Nachmittags kam eine Mail, dass wir Zora wieder abholen könnten. Wir hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet (da ihre Nase schon früher Probleme gemacht hatte), aber der Tierarzt meinte, es sei lediglich eine Pilzinfektion und gab uns eine Salbe mit auf den Weg. Danke für die schnelle Hilfe!

In einer Waschhalle befreiten wir unseren Benz von dem Dempster Mud und später trafen wir uns noch mit Maja und Tobi (@majasflow) zum Kaffeetrinken. Marina musste am nächsten Tag einiges am PC erledigen und nutzte das gute Internet der örtlichen Bücherei. Auf dem großen Schotterplatz davor konnte ich in aller Ruhe das Fahrerhaus kippen und den ausgefallenen Drehzahlmesser reparieren. Lediglich der Anschluss „Klemme W“ an der Lichtmaschine war ab. Das Kabel war schnell wieder da wo es hingehört und der Drehzahlmesser funktionierte wieder. Nach einer weiteren Nacht in Whitehorse statteten wir am Morgen noch der örtlichen deutschen Bäckerei einen Besuch zum Frühstück ab. War das lecker und ist unbedingt eine Empfehlung wert!

Geplant war dann eigentlich den Golden Circle von Whitehorse über Skagway nach Haines (Alaska) und wieder zurück nach Whitehorse zu fahren. Leider war die Wettervorhersage überhaupt nicht gut und außerdem hätten wir für ein paar Kilometer nach Alaska einreisen müssen. Wer weiß, was mit unseren ganzen frischen Lebensmitteln an der Grenze passiert wäre. Und die Fähre von Skagway nach Haines hatten wir auch nicht vorgebucht. Also beschlossen wir am Abend hinter Carcross wieder umzudrehen. Am Nachtplatz machte ich nach 12.500 Kilometern den ersten Ölwechsel seit wir in Deutschland aufgebrochen waren und war wieder einmal froh um ein Ölablassventil.

Unser Weg führte uns dann auf dem Trans Alaska Highway nochmal zurück nach Watson Lake, wo wir unsere Dieseltanks füllten und kleine Besorgungen im Supermarkt machten, bevor wir auf die 37 abbogen. In Watson Lake sagte man uns, dass es wohl viel Verkehr auf der 37 geben wird, da der Trans Alaska Highway wegen einer Explosion gesperrt sei. Näheres erfuhren wir nicht (später lasen wir, dass ein LKW mit Benzin explodiert war). Der Verkehr hielt sich dennoch in Grenzen und wir kamen gut Richtung Süden voran.

Wir wollten unbedingt nochmal nach Hyder (Alaska) um dort die Braunbären beim Lachsfischen beobachten zu können. Unterwegs dorthin übernachteten wir überwiegend an sogenannten Recreation Sites. Das sind ganz einfache kostenlose Campingplätze. Jeder Platz bietet meist zwischen zwei und zehn Campsites. Jede mit Feuerschale und einem Picknicktisch versehen und meist liegt sogar noch gespaltenes Feuerholz parat. Ein fantastischer Service in British Columbia. An einem Fahrtag hatten wir dann tatsächlich ganze acht Schwarzbärsichtungen neben der Straße. Teilweise sogar mit Jungtieren. Das war echt klasse.

Auf dem Weg nach Hyder ging es wieder an Gletscherzungen und hohen Wasserfällen vorbei. Bis Hyder waren es nur noch 12 Kilometer, als wir links zu einer weiteren Rec Site abbogen. Herrlich an einem See gelegen und Theresa und Andrew waren auch schon wieder da. Seit Dawson City sahen wir uns in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer wieder. Die Beiden wollen mit ihrem Wohnmobil auch weiter in den Süden, eventuell bis nach Mexiko, reisen.

Es war an diesem Abend feucht und regnerisch aber am Morgen schien wieder die Sonne und wir unternahmen einen kleinen Spaziergang am See entlang. Weit kamen wir nicht, da ein breiter Bachlauf den Weg versperrte. Zurück auf der Rec Site schnappten wir uns das dort, für die Allgemeinheit, herumliegende Paddelboot und hofften, dass es auch dicht sei. Wir paddelten auf den See hinaus und genossen die Stille vor der grandiosen Bergwelt. Insgeheim wuchs schon wieder der Wusch nach einem eigenen kleinen Boot.

Bei der Ausreise nach Hyder gab es keine Grenzkontrolle, es ist ja eh eine Sackgasse. Nach wenigen Kilometern war der Fish Creek erreicht und wir parkten neben dem Eingang. Am Boardwalk waren nur sehr wenig Leute unterwegs. Kein Bär war weit und breit zu sehen. Wir richteten uns schon auf eine längere Wartezeit ein, als ich plötzlich, noch vor den Rangern, einen Braunbären den Bachlauf hochkommen sah. Drei Stunden blieb der Bär am Fluss. Er übte mehr die Lachse zu fangen und zu töten als sie tatsächlich zu fressen. In der ganzen Zeit verspeiste er lediglich einen ganzen Lachs und nahm ansonsten nur hier und da mal einen Bissen.

Wir fuhren am Abend in einen nur zwei Kilometer entfernten alten Steinbruch zum Übernachten. Marina sichtete Bilder und ich kochte Abendessen. Bei einem beiläufigen Blick aus dem Fenster sah ich doch tatsächlich direkt hinter unserem LKW einen fetten Schwarzbären entlang stapfen!

Am nächsten Morgen waren wir wieder ganz zeitig am Fish Creek. Keine fünf Minuten nach unserer Ankunft ließ sich schon der erste Bär blicken. Als dieser verschwunden war kam auch gleich der Nächste. Lange konnten wir ihn wieder beim Fischen beobachten. Mittags gingen wir zum Auto zurück, das an diesem Tag etwas weiter hinten geparkt war. Ein Ranger kam auf uns zu und meinte, wir sollten sofort ins Auto gehen und die Türen schließen oder uns auf den geschlossenen Boardwalk begeben. Wir entschieden uns natürlich für den Boardwalk!

Drei sichtlich nervöse Ranger schauten immer wieder den Bachlauf hinauf, der an dieser Stelle direkt neben dem Steg verläuft. Und da sahen wir auch den Grund der Aufregung. Ein Riese von einem Braunbären stapfte da den Creek herunter. Keine fünf Meter neben dem Boardwalk! Alle Ranger hatten ihr Bearspray gezückt, aber der Bär stapfte unbeeindruckt von der Anwesenheit der Menschen den Bachlauf hinab und fing einen Lachs nach dem anderen. Ein weiterer Braunbär, der auch gerade im Creek fischte, suchte sofort das Weite – als er den Riesen kommen sah. Ein Wahnsinns-Erlebnis!

Wir beschlossen auch nochmal die 30 Kilometer zum beeindruckenden Salmon Glacier hochzufahren. Die Strecke war noch schlimmer als wir sie in Erinnerung hatten. Es reihte sich Schlagloch an Schlagloch. Trotzdem war die Aussicht auf den Gletscher grandios und wir haben es im Nachhinein keinesfalls bereut!

Bei der Ausreise aus Alaska wurden lediglich unsere Pässe und unsere aktualisierten Corona Apps vom kanadischen Grenzposten kontrolliert. Es gab keine Fahrzeugkontrolle. Das Wetter war schlecht und es regnete. Die Nachtplatzsuche gestaltete sich etwas schwierig an diesem Tag. Es waren kaum Rec Sites in der Nähe, nur eine Einzige – mitten im Wald an einem See gelegen. Sechs Kilometer über eine schmale Forststraße zu erreichen und nur für kleine Fahrzeuge geeignet. Nun ja, was sollten wir machen. Wir nahmen die sechs Kilometer unter die Räder. Marina musste öfters aussteigen, um kleine Bäume aus dem Weg zu räumen. Ein Wenden war nicht möglich, da mussten wir jetzt durch! Eine ganze Stunde brauchten wir für die sechs Kilometer. Endlich angekommen waren wir dann ganz allein. Ich warf noch die Angel aus, aber es war schon fast dunkel und irgendwie war mir das auch nicht so geheuer mit dem Rücken zum Wald zu stehen. Am Morgen fing ich dann gleich zwei schöne Regenbogenforellen. Das Abendessen war gesichert 🙂

Zwei Tage später landeten wir kurz vor Smithers auf der Rec Site der Twin Falls – ein kurzer Spaziergang brachte uns zu den Wasserfällen, die wohl im Frühjahr zur Schneeschmelze deutlich mehr Wasser führen. Aber die Gegend war auch mit wenig Wasser sehr beeindruckend.

Am Morgen dann eine rote Warnlampe – unser Gastank war auf Reserve. Diesen wollten wir an der nächsten Tankstelle gleich auffüllen, leider war das aber nicht möglich, da man dort für Gas-Zapfsäule eine spezielle Karte brauchte. Diese Karte bekommt man nur, wenn man einen Kurs zum sicheren Gastanken absolviert hat. Nun ja… Bei Canadian Tire gab es auch eine Gas-Füllstation, allerdings nur für Flaschen. Wir bekamen dort aber einen guten Tipp. Keine zehn Kilometer weiter wurden wir dann an der empfohlenen kleinen Tankstelle fündig und bekamen unser Gas 😉

In Prince George machten wir einige Tage später ein paar Besorgungen, füllten unsere Essenskisten auf und entdeckten „Bulk Barn“ für uns. In diesem Laden kann man sich alles mögliche direkt aus großen Behältern abfüllen. Von Mehl über Zucker, Salz und Gewürzen bis hin zu Nudeln, Erdnüssen, Salzbrezeln, Müsli, Süßigkeiten und vielem mehr ist alles vertreten. Sogar Hundefutter. Bei Canadian Tire gaben wir dann noch unser Altöl ab, und hatten somit gleich 20 kg weniger an Bord 😉

Als nächstes standen wieder ein paar Wasserfälle auf dem Programm. Von Clearwater aus ging es in den Wells Gray Provincial Park, in dem wir herrliche Wanderungen unternahmen. Unter anderem zu den Helmcken Falls, den vierthöchsten Fällen in Kanada. Die Wasserfälle sind sogar dreimal höher als die Niagarafälle! Sehr beeindruckend waren auch die Bilder von den Fällen im Winter. Dann bildet sich am Talboden ein riesiger Eisdom, in dessen Mitte das fallende Wasser ein großes Loch fräst. Es waren herrliche Tage in dem Park, auch wenn die Luft immer noch mit Rauch, von den vielen allsommerlichen Waldbränden, geschwängert war.

Südlich von Clearwater nahmen wir eine geschotterte Nebenstraße und landeten auf einer… ja was? Auf einer etwas anderen Rec Site. Hier gab es nämlich kleine Koppeln an jedem Stellplatz – für Reisende mit Pferden. Der Platz war so schön friedlich, dass wir gleich zwei Tage blieben. Ich nutzte die Zeit und tauschte die Räder von vorn nach hinten und Marina zeichnete.

Über Kelowna fuhren wir nach Vernon. Unterwegs – rund um den See – waren keine vernünftigen Stellplätze für uns zu finden und die Gegend hat uns beiden überhaupt nicht gefallen (was vielleicht auch ein wenig daran lag, dass die Luft dermaßen verraucht war, dass alles irgendwie „ungesund“ anmutete). So landeten wir nach langer Zeit einmal wieder auf einem Supermarktparkplatz. Ich tauschte noch die Dieselfilter, da wir ein bisschen Leistungsverlust hatten. Das Entlüften gestaltete sich etwas schwierig. Irgendwo war noch Luft im System und die bekam ich nicht raus. Aber nach einer gefühlten Ewigkeit sprang der Motor dann doch wieder an 🙂

Nachts wurden wir dann durch eine Schlägerei auf dem Parkplatz geweckt und als die Streithähne sich endlich beruhigt hatten, ging auf der anderen Seite ein lauter Streit zwischen zwei Frauen und einem Typen los. Das war keine ruhige Nacht.

Unausgeschlafen ging es weiter auf der 6 Richtung Osten. In Nakusp legten wir einen Stopp ein. Der Ort gefiel uns so gut, dass wir gleich über Nacht dort blieben. Lange spazierten wir durch den kleinen, puppigen Ort. Die Uferpromenade war herrlich angelegt und alles machte einen sehr gepflegten Eindruck. Am kommenden Tag war Farmers Market und dafür wurde einfach mal die  Hauptstraße gesperrt 😉

Über eine urige Gravelroad ging es weiter zum Trout Lake. Ganz am Ende eines schmalen Waldweges gab es eine Campsite direkt am See. Wir waren wieder einmal völlig allein. Ich warf die Angel aus und eine schöne große Lachsforelle landete nach nur zehn Minuten in der Kühlbox. Als wir beide so am See saßen und auf das Wasser blickten, welches wie ein Spiegel vor uns lag, da kam wieder der Wunsch nach einem Boot auf. Wäre es nicht herrlich, jetzt über den einsamen See schippern zu können? Bei nächster Gelegenheit müssen wir mal recherchieren 😉

Auf dem Trans Canada Highway ging es weiter Richtung Golden. Unterwegs fanden wir wieder eine schöne Rec Site am Waitabit Creek. Zu unserer Verwunderung war der Campground fast voll und nur wenige Stellplätze noch frei. Der einzige freie Platz am Ufer war direkt neben einem Steyr. Deutsche, die ein Schild mit schwarz rot goldener Fahne und der Aufschrift „Parken“ vor ihrem Fahrzeug in den Boden gerammt hatten. Naja, jeder wie er meint…

Am nächsten Morgen lichtete sich der Platz und wir waren plötzlich allein – wir beschlossen zu bleiben! Ich tauschte die Trocknerpatrone der Bremsanlage und dann unternahmen wir einen schönen Spaziergang am River entlang. Im glasklaren Wasser sahen wir unzählige Lachse stehen. Leider war das Angeln dieser Lachse hier verboten. Nachmittags kam noch ein Sprinter. Schweizer, Cecilia und Peter. Wir verstanden uns auf Anhieb. Abends am Lagerfeuer gab es dann die ein oder andere Geschichte zu erzählen. Sie berichteten von Leuten in einem Iveco, die sie vor zwei Jahren in Spanien getroffen hatten – Dani und Kevin! Unsere lieben Freunde, mit denen wir so eine tolle Zeit in USA, Mexiko und Guatemala hatten. Small World!

Die, nicht weit entfernten, Wapta Falls wollten wir uns unbedingt ansehen. Wir machten uns jedoch nicht allzu viele Hoffnungen, dass wir einen der beiden Nachtplätze oberhalb der Wasserfälle ergattern könnten. Der kostenlose Stellplatz ist sehr begehrt, da man von dort aus eine spektakuläre Aussicht haben soll. Auf den letzten Kilometern war die Spannung unerträglich. Die Gravelroad führte durch dichten Wald und wir waren sehr gespannt, was uns oben erwarten würde. Tatsächlich war eine der beiden Campsites frei und wir hatten einen der grandiosesten Stellplätze, den man sich vorstellen kann. Leider wurde es sehr schnell kalt und wir mussten uns in unsere warme Wohnung zurückziehen. Aber auch von Innen hatten wir den herrlichen Blick auf die Wasserfälle und die Berge im Hintergrund.

Am Morgen wanderten wir dann zu den Fällen – der Weg führte durch dichten Wald. Einige umgestürzte Bäume lagen über dem Weg und beim Überklettern eines Baumstammes knickte Marina mit dem Fuß um. Aua, das tat weh! Der Knöchel schwoll an, aber nach kurzer Zeit meine sie „Es geht schon wieder…“. Puh! Die Wasserfälle waren dann von nahem noch spektakulärer als von unserem Nachtplatz aus. Diese Wanderung hatte sich wirklich gelohnt.

Da Marina am folgenden Tag Geburtstag hatte und ein Zoom-Meeting mit ihrer Familie vereinbart war, wollten wir etwas näher in Richtung Golden übernachten. Wir kamen aber nur 8 Kilometer weit 🙂 Ein herrlicher Platz am Fluss lud zum Bleiben ein. Wir erledigten Dies und Das, ich bockte hinten den LKW auf, um das linke hintere Rad auf Fremdkörper zu untersuchen. Seit drei Tagen hatten wir über Nacht immer 0,6 Bar Druckverlust und mussten morgens immer nachpumpen. Ich konnte aber nichts finden.

Als ich so unter dem Auto lag, hörte ich ein vertrautes Motorengräusch. Da kam doch tatsächlich ein zweiter 1120 auf unseren Stellplatz gefahren! Amerikaner aus Vermont. Wir hatten uns vor langer Zeit mal über Insta geschrieben. Sie wollten damals Infos zu unseren Fenstern und wir Infos zu Versicherungen. So ein Zufall! Im Schlepptau hatten sie noch zwei Sprinter. Einen allein reisenden Spanier (den wir auch schon kannten) und noch ein Paar aus Idaho. Die Zeit verging wie im Flug, eigentlich wollten sie noch weiter zu den Wasserfällen, aber es wurde immer später und irgendwann beschlossen alle einfach an unserem Platz zu bleiben und „Beer O‘Clock“ einzuläuten. Als die Sonne hinter dem Berg verschwand wurde es schlagartig um 15 Grad kälter und jeder verzogen sich in sein Auto.

Am Morgen gratulierten alle Marina zum Geburtstag und wir verabschiedeten uns von der lustigen Reisetruppe mit einer Einladung nach Idaho in der Tasche.

Das Internet in Golden war leider sehr schlecht und Marina war über das stockende Zoom-Meeting sehr betrübt. Ich versuchte sie mit Kaffee und Kuchen wieder etwas aufzubauen. Den ganzen Tag verbrachten wir in Golden und gingen abends noch super lecker Sushi essen.

Kurz vor Kimberley fanden wir einen herrlichen Stellplatz auf einem riesigen flachen Grasfeld. Uns gefiel der Platz so gut, dass wir einen Tag Pause einlegten, die Stühle raus holten und einfach mal nichts machten.

Ein älteres Paar auf E-Bikes erklärte uns, dass es sich bei der großen feien Fläche um einen  ehemaligen Flughafen handele. Dieser wurde in den 50er/60er-Jahren aufgegeben und alle Gebäude abgerissen. Heute kommen oft die Einheimischen mit ihren Hunden zum Gassi gehen hier her. Es war ein superschöner und ruhiger Platz, leider gab es aber lästiges Ungeziefer in Form von Stinkwanzen. Diese verkrochen sich in jede Ritze, die sie finden konnten. Sogar hinter die Bürsten der Moskitonetze kletterten die Wanzen. Und wehe man ärgerte sie, dann begannen sie fürchterlich zu stinken. Das ältere Paar beklagte sich auch über die Wanzen. Noch nie sei es so schlimm gewesen wie in diesem Jahr.

Einen Fahrtag später (wir entdeckten immer noch Stinkwanzen in unserer Wohnung) räumten wir nochmal alles auf, putzten und saugten das Fahrerhaus. Am kommenden Tag sollte es für uns über die Grenze in die USA gehen. Wir hatten uns für einen kleinen Grenzübergang entschieden. Wir sind schon gespannt, ob und wie der Übertritt klappen wird!

Nach genau 4 Monaten verlassen wir nun Kanada, welches uns wieder einmal so sehr begeistert hat. Das Wetter meinte es diesmal zwar nicht ganz so gut mit uns wie in 2015, aber wir konnten trotzdem (fast) alles unternehmen, was wir uns vorgenommen hatten. Die Kanadier sind so herzliche und liebe Menschen, dass wir uns immer und überall sicher und sehr wohl gefühlt haben. Wir kommen gerne auch noch ein drittes Mal wieder ins dieses riesengroße Land – es gibt noch soviel zu entdecken für uns. Aber jetzt naht der Winter und es zieht uns in die Wärme 🙂

Bis bald und ganz liebe Grüße von uns Dreien! P.S.: Zoras Nase ist wieder ok. Die Salbe hat gewirkt und der Pilz ist hoffentlich auf Dauer verschwunden. Auch Marinas Knöchel geht es wieder gut!

gefahrene Strecke:
4787 Kilometer

Schäden / Verschleißteile:
• Simmerring am Verteilergetriebe / Ausgang VA undicht (Ersatzteil an Bord)
• Drehzahlmesser ausgefallen / Kabel an Lima Instand gesetzt
• Ölwechsel mit Filter
• Dieselfilter erneuert
• Trocknerpatrone erneuert
• Räder durchgetauscht

Verluste:
• keine

Plattfüße:
• immernoch keinen (Luftverlust hinten rechts war nur ein lockerer Ventileinsatz)

Ausrüstungs-Topps:
• Angel und verschiedene Blinker
• 2 PMR Handfunkgeräte – unersetzlich wenn es mal eng wird!

Ausrüstungs-Flopps:
• Mundstück vom Reifenfüller – hält nicht mehr auf dem Ventil