Bis zur Grenze war es nicht mehr weit. Am Abend vorher hatten wir noch alle frischen Lebensmittel verkocht oder aufgegessen. Lediglich ein paar Zitronen waren noch übrig geblieben…

Am Morgen vor dem Grenzübertritt unternahmen wir noch einen letzten Spaziergang in Kanada. Ein kleiner Geländewagen mit zwei älteren Herren hielt neben uns und ich erkannte den Fahrer wieder. Er stattete uns am Abend vorher mit seinem Quad einen Besuch auf unserem Stellplatz am Fluss ab und wir unterhielten uns eine Zeit über unsere Reise. An diesem Morgen folgen wie üblich einige Floskeln und man wünschte sich einen guten Tag. Der griesgrämige Beifahrer sagte keinen Ton und meinte zum Abschied nur: „Rich kids touring the world“. Dann fuhr der Wagen weiter und wir blickten uns nur verduzt an, sind wir doch weder kids, noch rich 😉

An der geschlossenen Grenze kamen wir gegen 12 Uhr an. Es war wohl Mittag. Nach einer Stunde, die wir in brütender Hitze im Auto warteten, kam ein Beamter und ließ uns wissen, dass das Computersystem nicht funktioniere und wir noch etwas warten müssten. Beim Warten bemerkten wir einen Truthahn, der einfach über den Grenzübergang spazierte. Ohne seinen Pass vorzuzeigen! Der schlaue Vogel wusste wohl, dass Thanksgiving in Kanada einige Wochen eher stattfindet als in den USA und hat sich deshalb klammheimlich in Sicherheit gebracht 😉

Kurze Zeit später wurden wir und alle Anderen, die hinter uns warteten, in die LKW-Spur umgeleitet. Auf dieser Spur hatte man den PC zum Laufen gebracht. Als wir an der Reihe waren übergaben wir dem Officer vier Pässe für zwei Personen mit dem Hinweis, dass in jeweils einem (abgelaufenen) Pass das Visum und der andere Pass der neue sei. Er wusste sofort Bescheid und uns fiel ein Stein vom Herzen. Nach dem obligatorischen Check unserer Daten im (funktionierenden) PC sollten wir auf der Seite Parken und in das Zollgebäude kommen. Ein Zöllner fragte ob wir Lebensmittel dabei hätten und wir bejahten die Frage. Er wollte dann alleine (!?) in den LKW um nachzusehen. Ich stellte ihm die Treppe vor die Tür und ging dann wieder ins Zollgebäude. So etwas hatten wir noch nie erlebt, mittlerweile wissen wir aber, dass das in den USA inzwischen wohl so üblich ist.

Im Zollgebäude mussten wir Fingerabdrücke abgeben und es wurden Bilder von uns gemacht. Der Zöllner, der in der Zwischenzeit bei uns im Auto war, kam mit unseren Zitronen in der Hand zur Tür rein und meinte, die müsse er uns leider abnehmen. Dann folgten noch ein paar Fragen, unter anderem ob wir noch eine Wohnung in Deutschland hätten und wie lange wir vorhaben in den USA zu bleiben. Sechs Monate bekamen wir mündlich zugesichert. Kein Stempel im Pass und auch sonst keine Einreisekarte (wie es sie bei unserer ersten Reise noch gab). Nach der Zahlung von 12 $ Einreisegebühr hieß es dann nach zwei Stunden (inkl. einer Stunde Wartezeit): Welcome to The United States of America!

Zwei Kilometer weiter hielten wir am Idaho-Willkommensschild und ich machte ein Foto. Da wir uns für die Grenze in Sonntagsklamotten geschmissen hatten und ich deswegen ein Sommerhemd trug, konnte eine Wespe unter mein Oberteil fliegen und mich zweimal in den Rücken stechen. Aua! Marina schrie gleich: „Zieh das Hemd aus!“… Seitdem trage ich wieder T-Shirts, das ist sicherer 😉

Am kleinen Smith Lake machten wir verspätet Mittag auf einem Steg, bevor wir nach Sandpoint zum Walmart fuhren um dort unsere Essenskisten wieder aufzufüllen. Der Preischeck im Supermarkt ergab, dass es in den Staaten wohl nicht günstiger wird als in Kanada. Das schlimmste aber: es gibt hier keinen Bulk Barn! Das hatten wir weder auf dem Schirm noch hatten wir im Internet nachgesehen. In der kanadischen Lebensmittelkette kann man sich sehr viele Lebensmittel relativ günstig aus großen Behältern selber abfüllen – sogar Bio Dinkelvollkornmehl, welches wir bis jetzt schmerzlich vermissen in unserem selbstgebackenen Brot, weil wir es nirgendwo finden.

Auf der Weiterfahrt Richtung Missoula sahen wir neben der Straße, an insgesamt drei Plätzen, unzählige Oldtimer stehen, die einfach vor sich hin gammelten. Es waren bestimmt 200 bis 300 Fahrzeuge, das mussten wir uns kurz ansehen und machetn am Rande der Straße Mittagspause!

Einen Nachtplatz fanden wir auf einer Recreation Area an einem kleinen Staudamm. Wir waren komplett allein. Ich warf, wieder einmal erfolglos, die Angel aus und Marina ging mit Zora spazieren.

Nach langer Zeit warf ich mal wieder einen Blick in unsere Dachstauboxen und musste leider feststellen, dass die zwei neuen Zarges Boxen undicht waren. Innen alles nass 🙁 Die darin befindlichen Luftfilter verrostet und nicht mehr zu gebrauchen. Die dritte Box auf unserem Fahrerhaus ist hingegen bereits über 20 Jahre in meinem Besitz und immernoch dicht!

Zwei Fahrtage später fuhren wir nach einer heißen Dusche im Henrys Lake State Park in West Yellowstone ein. Die Nacht mitten in dem touristischen Örtchen West Yellowstone war sehr ruhig. Am nächsten Morgen besuchten wir das lokale Visitor Center, um uns nach noch geöffneten Campingplätzen im Yellowstone NP zu erkundigen (im Oktober schließen sehr viele Campgrounds und sonstige touristische Einrichtungen im Park). Wir erhielten von einer sehr unmotivierten Rangerin die Info, dass es im Park generell keine Campingmöglichkeiten mit dem „first come, first serve“-Prinzip mehr gäbe, alles nur noch mit Vorabreservierung.

Anschließend galt es, wieder einmal, uns mit der DKB Bank rumzuärgern, weil eine unserer Reise-Visakarten schon wieder nicht funktionierte. Inzwischen haben wir einen ganz schön dicken Hals auf die Bank. Stunden später (aber immerhin nach erfolgter Problemlösung), hatte das Visitor Center geschlossen und wir kein Internet mehr. Also gingen wir im Regen noch zum benachbarten Mc Donalds, um mit dessen freien Wifi einen Campingplatz im Yellowstone NP zu buchen, was auch innerhalb von 10 Minuten erledigt war. Wir blieben noch einen weiteren Tag in West Yellowstone, da eine Wetterbesserung erst für den darauffolgenden Tag vorhergesagt war.

Ganz früh am nächsten Morgen starteten wir bei Nebel in den Park. Den ersten Spaziergang durch ein Geysirfeld unternahmen wir noch im dichten Nebel, der sich aber pünktlich um 11 Uhr schlagartig auflöste. Bei der Weiterfahrt zum „Grand Canyon“ des Yellowstone gab es dann einen kleinen Stau. Ein Bison trottete gemütlich auf der Straße dahin und scherte sich nicht das geringste um die Blechkisten.

Sprudelnde Geysire, Schlammvulkane, brodelnde Schlunde und dampfende Quellen. Der Yellowstone NP faszinierte uns auch ein zweites Mal. Es ist einfach immer wieder herrlich anzusehen, was Mutter Natur aus dem Ärmel zaubert. Am späten Nachmittag, als wir Richtung Campingplatz fuhren, sahen wir in einer Parkbucht einen blauen LN2 stehen: „Howis Web“ (zu finden auf YouTube, Instagram und als Blog). Wir gleich raus und uns natürlich verquatscht 🙂 Gerade so schafften wir es noch im Hellen auf den Campingplatz. Die reservierte Campsite war mit unserem Namen versehen und nach dem Abendessen fielen wir todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen schaltete sich um sieben die Standheizung ein und 15 Minuten später konnten wir auch schon das warme Bett verlassen, für einen weiteren Tag im Nationalpark. Das Außenthermometer zeigte 0 Grad. Auf den umliegenden Campsites brannten schon wieder Lagerfeuer und die Zeltschläfer versuchten sich, mit Kaffeetassen in den Händen, am Feuer zu wärmen.

Wir fuhren auch am zweiten Tag einige Sehenswürdigkeiten ab und schlenderten über die zahlreichen Boardwalks. Am Black Sand Basin kamen wir gerade von einer Runde zurück zum Parkplatz, als wir vor unserem LKW einen Bison grasen sahen. Ganz nah war er und trottete langsam weiter zum kleinen Bachlauf. Marina positionierte sich mit der Kamera so perfekt, dass sie das Tier frontal ablichten konnte, dann nahm sie aber lieber schnell Reißaus 😉

Beim Old Faithfull, dem bekanntesten Geysir im Park, besichtigten wir zuerst das gleichnamige und wunderschöne alte Hotel. Die Architektur der überdimensionierten Empfangshalle ist schon einmalig! Über vier Stockwerke erstreckt sich der Raum bis zum Dach. Gehalten von Baumstämmen, die nur entrindet wurden. Äste verkeilen sich in Ästen und geben so dem Dach die nötige Stabilität.

Pünktlich zum Ausbruch des Old Faithfull (ca. alle 175 Minuten) waren wir am Schauplatz des Geschehens. Wir unternahmen danach noch eine weitere Wanderung zum Morning Glory Pool. Vorbei an dampfenden Geysiren und brodelnden Wasserlöchern. Ganz schön fertig von dem Tag kamen wir zurück zum Parkplatz und staunten nicht schlecht, als wir zwei Polizeifahrzeuge vor unserem Truck stehen sahen. Sechs Polizisten standen drum herum und wir näherten uns vorsichtig unserem LKW. Wir grüßten freundlich und da bemerkten wir, dass es sich wohl um eine Streitschlichtung handelte. Die Streithähne hatte man getrennt und die Situation hatte sich scheinbar schon beruhigt. Puh, wir dachten schon die seien wegen uns da 🙂

Was ein herrlicher Tag im Yellowstone. Als es dunkel wurde verließen wir den Nationalpark am Südausgang und übernachteten gleich 200 m weiter auf einem Parkplatz neben der ruhigen Straße.

Der Grand Teton Nationalpark folgt im Süden gleich auf den Yellowstone. Die Fahrt war nicht weit und wir fanden einen 5 Sterne Spot für die Nacht, mit einem herrlichen Blick auf die Teton Range. Ein kurzer Standortwechsel am folgenden Tag brachte uns noch näher an die Berge.

Eine große ebene Wiese mit Feuerstellen und wir wieder einmal ganz allein. Das Wetter meinte es gut und zum Sonnenuntergang spazierten wir 30 min auf einen Aussichtspunkt. Als die Sonne sich kitschig hinter die Berge verkrochen hatte wurde es schlagartig kalt. Durchgefroren kamen wir am Auto an und schmissen die Heizung an. Am Morgen wollten wir zeitig zum Sonnenaufgang wieder auf dem Aussichtspunkt sein.

Wir stellten den Wecker und ich hatte einige Mühe Marina zu überreden, das warme Bett zu verlassen. Das Außenthermometer zeigte unter 0 Grad an. Wir kochten Kaffee zum Mitnehmen und Zora war froh nicht mit raus zu müssen. In eisiger Kälte warteten wir auf ein farbenprächtiges Schauspiel und wurden nicht enttäuscht. Marina war im Nachhinein froh, dass ich sie aus dem Bett geschmissen hatte 😉

Der Jenny Lake Loop führte uns am Vormittag geradewegs durch den Grand Teton Nationalpark. Am Ende der Parkstraße stand dann noch die Besichtigung einer kleinen alten Holzkirche auf dem Programm. Diese Kirche ist so ausgerichtet, dass hinter dem Altar ein großes Fester den Blick auf die gewaltigen Bergmassive ermöglicht.

Über kleine Nebenstraßen ging es über Jackson, Alpine und Soda Springs nach Pocatello, wo wir endlich unsere Vorräte so richtig aufstocken konnten. Die Dieseltanks waren schon fast trocken und die Wassertanks waren auch auf Reserve. Wir ergatterten die Gallone Diesel für 4.75 $ – am Abend sprang der Preis auf 4.99 und am nächsten Tag auf 5.09 – Glück muss man haben 🙂 Wasser konnten wir an einer Servicestation für Wohnmobile kostenlos füllen. Auf dem Rückweg zu unserem Stellplatz parkten wir noch für einen Besichtigungsspaziergang in der Altstadt.

Altstadt heißt ja in den Staaten nicht das, was es in Europa heißt. Die Häuser, alle um 1900 erbaut, aber trotzdem ganz hübsch. Als wir vor der 1889 erbauten Kirche standen und die Außenfassade betatschten (um zu prüfen ob es wirklich Stein oder doch Plastik ist), bemerkten wir beide, dass Rauch in der Luft hing. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen und wir schlenderten weiter. Keine 100 m waren wir von der Kirche entfernt, als wir neben einem kleinen Holzhaus einen Holzzaun lichterloh in Flammen stehen sahen. Immernoch kein Mensch weit und breit. Wir liefen sofort in einen angrenzenden Donutladen und gaben Bescheid, dass es neben ihrem Gebäude brenne und sie sofort die Feuerwehr rufen sollten. Ungläubig kamen zwei Frauen und ein Mann mit nach draußen, damit wir ihnen den Brand zeigen konnten. Dann rief eine der Frauen die Feuerwehr und ich fragte den Mann, ob es hier denn keinen Gartenschlauch gäbe. Die Flammen züngelten bereits am Vordach. Der Bewohner des Hauses wurde von Nachbarn durch Klopfen an die Scheiben geweckt und lief schlaftrunken aus der Haustür, fast direkt in die Flammen. Was eine Aufregung! Endlich brachte der Mann aus dem Laden einen Gartenschlauch und es wurde mit dem Löschen begonnen. Wir konnten jetzt nichts mehr tun und verließen die Situation. Man rief uns noch „Thank you guys!“ hinterher und in der Ferne hörten wir auch schon die Sirenen der herbeieilenden Feuerwehr. Fix und fertig von der reichlichen Aufregung begaben wir uns zum LKW und fuhren zum Walmart, unserem Nachtplatz in Pocatello, zurück.

Danach sollte es dringend mal wieder ein Wüstencamp sein. Und das fanden wir am „Devils Playground“. Ein herrlicher Platz mit einer Weitsicht auf die Ausläufer der Great Salt Lake Desert. Unsere Eingangstür war offen, ohne dass wir die Moskitotür geschlossen hatten. Ein Fehler! Innerhalb von Minuten waren hunderte von Stubenfliegen in unserer Wohnung. Ich glaube wir brauchten zu zweit fast eine ganze Stunde um den Großteil der Fliegen wieder hinaus zu befördern, zu erschlagen oder mit dem Staubsauger einzusaugen.

Abends brannte das Lagerfeuer und wir ließen den Tag gemütlich ausklingen. Am nächsten Morgen dann die gleiche Aktion wie am Vortag. Etliche Fliegen hatten sich über Nacht in allen Ritzen versteckt und kamen nun zum Vorschein. Gefühlt waren es wieder einige Hundert.

Nächster Stopp: West Wendover! Das sagt euch bestimmt nichts – eher wohl der, sich in der Nähe befindende, Bonneville Racetrack. Im August finden hier während der Speedweek alljährlich Hochgeschwindigkeitsfahrten, unter anderem mit raketengetriebenen Fahrzeugen statt. Wir waren leider viel zu spät für das Spektakel. Aber die Salzfläche, auf denen die Rekordfahrten abgehalten werden, war auch so beeindruckend anzusehen. Wir sind aber nicht (wie in Bolivien) auf die Salzfläche gefahren. Zu nass war der Rand und mit unseren gut 8 Tonnen wollten wir auch nicht riskieren einzubrechen.

Am Rand der großen Salzwüste richteten wir uns, mit Blick auf die Salzfläche, ein und blieben fast fünf Tage. Unternahmen schöne Spaziergänge mit Zora und hatten herrliche Lagerfeuerabende.

Dann folgte eine Ausnahme. Wir benutzten, was wirklich nur ganz selten passiert, eine Interstate – quasi die Autobahn. Es gab nämlich keine andere Verbindung in Richtung Salt Lake City, unserem nächsten Ziel. Trucks dürfen auf Interstates übrigens stolze 70 mph fahren – das entspricht 112 kmh. Könnten wir zwar, tun wir aber nie! Kurz vor Salt Lake City fuhren wir nach Toele und kauften endlich eine amerikanische Simkarte. Ohne Datenlimit und mit 15 GB Hotspot. Wir ersparen euch die Einzelheiten mit stundenlangen Chats und Anrufen bei der Hotline, um die Karte zu aktivieren. Fakt ist, die Karte funktioniert jetzt zwar, aber ausschließlich in Marinas Samsung. Wir können damit keinen Hotspot generieren, warum auch immer, es kann sich keiner erklären. Am Handy liegt es nicht und die Karte ist für Hotspot freigeschaltet (angeblich). Naja egal. Wir suchen nun nach einer besseren / anderen Lösung.

Als nächstes stand dann ein Highlight in Salt Lake City auf dem Programm: das Toyota Landcruiser Heritage Museum. Im Norden der Stadt ist das Museum in einer alten, sehr schön restaurierten Industriehalle untergebracht. Begeistert und mit leuchtenden Augen durchstreiften wir, in erster Linie aber wohl eher ich ;), lange die fantastische Sammlung. Alle Landcruiser Modelle, von Anfang an, wurden hier zusammengetragen. Ich unterhielt mich eine Zeit mit Dan, der an diesem Tag die Kasse besetzte. Cruiser-Dan ist ein Urgestein der Landcruiser-Szene und ein wandelndes Lexikon. Wir kamen im Laufe des Gespräches sogar drauf, dass wir einen gemeinsamen Freund haben 🙂 Peter! Ich soll dich ganz lieb von Dan grüßen! Ich hinterließ zum Abschied, für die Vitrinen-Sammlung, noch einen kleinen Spielzeug Landcruiser.

Der Highway brachte uns dann noch raus aus der Stadt, in Richtung Süden. An einer Tankstelle füllten wir wieder einmal Wasser. Marina wollte mir „noch schnell“ eine leere Wasserflasche zum Auffüllen reichen und hat sich bei dem „noch schnell“ so sehr den Kopf am Türrahmen vom Bad angehauen, dass sie eine blutige Stelle über der rechten Braue hatte. Nach Begutachtung durch Dr. Rico konnte aber Entwarnung gegeben werden. Das musste nicht genäht werden. Aber Marina hatte zwei Tage einen ganz schönen Brummschädel. Die Delle im Rahmen der Badtür verheimlichen wir… 🙂

Beim Abendspaziergang durch Springville entdeckten wir ein genial zusammengestelltes, aus alten Seecontainern aufgebautes Gebäude, das urige Geschäfte beherbergt. Nebenan gleich ein Motorradmuseum, das aber leider geschlossen hatte. Laut einem netten Ladenbesitzer sollte das Museum am nächsten Tag um 10 Uhr öffnen. Leider hatte auch am nächsten Tag nur das, zum Museum gehörende, Café offen. Das Museum öffnet nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung. Schade, wäre echt interessant gewesen, was durch die Fenster so zu sehen war…

In Green River mussten wir unbedingt mal wieder Wäsche waschen. Glücklicherweise hatten wir am Waschsalon sehr gutes Internet und so konnte Marina etwas am Mac arbeiten. Den Abend und die Nacht verbrachten wir neben einem kalten Geysir im Hinterland von Green River.

Nur ein paar Kilometer weiter Richtung Moab bogen wir auf die Salt Valley Road ab, die uns zum Hintereingang des Arches Nationalparks bringen sollte. Eine Waschbrettpiste führte zu krassen Felsformationen und wir fanden einen einsam gelegenen Campspot, ca. 400 m von der Piste entfernt. Wir kraxelten auf den Felsen herum und schossen unzählige Bilder. Leider schüttete es nachts so sehr, dass ein zurück auf die Piste für uns unmöglich war. Wir mussten also warten bis das Wasser abgeflossen und der Weg wieder einigermaßen abgetrocknet war. Drei Tage blieben wir an diesem herrlichen Fleckchen, bevor wir weiter an die nördliche Parkgrenze des Arches NP fuhren.

Auf Instagram sahen wir aktuelle Bilder vom Haupteingang des Parks, wo Autoschlangen zu sehen waren und Schilder, dass der Park wegen Überfüllung geschlossen sei. Man solle in drei bis fünf Stunden wiederkommen. Wir standen aber am „Hintereingang“ des Aches NP. Hier gab es keine Kontrolle, keine Ranger, nichts!

Wir fuhren die Naturstraße (die im Park in einem Top-Zustand war) bis zur Hauptstraße und bogen in Richtung Delicate Arch ab. Hier unternahmen wir eine kleine Wanderung, um den Delicate Arch von einem gegenüberliegenden Felsen zu sehen. Es war echt viel los im Park und so beschlossen wir in ein paar Tagen nochmals wieder zu kommen.

Übernachten in Moab gestaltete sich schwierig und so fuhren wir ca. 20 Kilometer in Richtung Süden auf kostenloses BLM-Land. Nachts schneite es ein wenig und die Temperaturen fielen auf 0 Grad. In und um Moab gibt es so viel zu entdecken, dass wir gleich am nächsten Tag mit der La Sal Loop Road anfingen. Eine Teerstraße führt an den La Sal Mountains entlang und schlängelt sich bis auf 2500 m in die Höhe. Oben angekommen standen wir mit 8 Croccs, 4 Pfoten und 4 Rädern im Schnee und machten erst mal Mittagspause. Es war klirrend kalt und der Wind pfiff eisig. Bei der Weiterfahrt dann plötzlich kein Druckaufbau in den Bremskreisen. Der Druck fiel bis zum Sicherkeitsdruck ab und wir hielten an. Ich grübelte… einzige Möglichkeit: da hängt der Druckregler oder eher – er ist eingefroren! Wir warteten mit laufendem Motor am Straßenrand, als sich nach ca. 3 Minuten die Zeiger wieder in Richtung 8 Bar bewegten. Puh – Glück gehabt!

Am Ende vom Castle Valley bogen wir rechts ab und fuhren am Colorado River entlang bis zu einem Nachtplatz, den wir 2015 gefunden hatten. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass auch dieser Platz nicht mehr kostenlos ist. Überall rund um Moab hat man die freien Stellplätze in Selfregistration Campgrounds verwandelt. Naja, wir fanden natürlich trotzdem was – einen großen Schotterplatz, wo wir für uns alleine waren.

Ich wollte nach langer Zeit mal wieder das Haus kippen und den Motor einer Kontrolle unterziehen. Haben wir doch seit etlichen tausend Kilometern ein unterschwelliges Geräusch, was sich nicht einordnen lässt. Ich fand einen gebrochenen Halter, mit dem das Ladeluftrohr am Block befestigt ist. Daher kam das Geräusch aber nicht. Dann hab ich alle Keilriemen abgenommen, um alle drehenden Teile auszuschließen. Das Geräusch war immer noch da. Sogar den Viscolüfter hab ich mit der Zange gehalten – ohne Erfolg – das Geräusch blieb. Einen Motorschaden schloss ich aus, da wir das hochfrequente Wimmern schon so lange vernehmen. Also weitersuchen! Ich entdeckte noch ein kaputtes Lager der Spannrolle, das müssen wir demnächst tauschen. Aber das war es auch nicht, ich hatte ja alle Riemen ab. Also Haus wieder runter und bei nächster Gelegenheit werden wir versuchen der Sache noch weiter auf den Grund zu gehen. Ich sah aber keinen Grund, wieso wir deswegen nicht unser nächstes Abenteuer starten sollten! Dazu gleich mehr.

Canyonlands Nationalpark – unser nächstes Ziel. Wir übernachteten wieder auf BLM-Land und waren am Morgen ganz früh schon im Nationalpark. Erster Halt: Shafer Trail Lookout – wollten wir uns doch erstmal einen Eindruck verschaffen, was wir uns da für den kommenden Tag vorgenommen hatten. Wir blickten ungläubig in die Schlucht vor uns und Marina meinte öfters zu mir: „Gehts dir gut?“, „Du schaust ganz blass aus“. Ich antwortete: alles ok. Ganz ehrlich war mir kotzübel! Da wollten wir also mit unserem LKW runterfahren? Ich zitiere mal Marina von unserem Instagram: „Zwei Leute mit Höhenangst, die in einem 8 Tonnen schweren LKW eine, in einen steilen Canyon geschlagene, Dirtroad hinunter fahren. Die Haarnadelkurven so eng, dass sie an den steilsten Stellen werden zurücksetzen und rangieren müssen. Kurz vor einem Abhang, der geradewegs ins Nichts führt… Klingt nach einem guten Plot für den nächsten nächtlichen Albtraum?“

Ein Albtraum, ja das beschreibt es ganz gut! Die Camino de la Muerte, die Todesstraße in Bolivien, war fast eine Spazierfahrt im Gegensatz zu dem, was da vor uns lag. Ok, wir hatten noch den ganzen Tag und eine Nacht Zeit, uns das zu überlegen. Erstmal fuhren wir noch einige Aussichtspunkte im Park ab und waren mal wieder ein ums andere Mal sprachlos der sich uns bietenden Ausblicke auf die schroffe Canyonlandschaft. Daran kann man sich einfach nicht satt sehen.

Da übernachten im Park nicht gestattet ist fuhren wir abends wieder auf den Nachtplatz vor dem Park.

Ich glaube wir beide hatten zwar keine Albträume aber schliefen trotzdem sehr schlecht. Um sechs klingelte der Wecker. Wir wollten ganz früh auf den Shafer Trail. Da der Trail in beide Richtungen geöffnet ist, wollten wir unbedingt Gegenverkehr auf der Serpentinenstrecke vermeiden. An der Einfahrt zum Shafer Trail blieben wir noch einmal kurz stehen. Hier war die letzte Möglichkeit umzudrehen. Wir nickten beide und fuhren los.

Am Anfang führt der Trail überhängend an der senkrechten Wand entlang. Ich verzichtete darauf aus dem Seitenfenster zu sehen. Außer dem, bestimmt 200 Meter tiefen, Abgrund war da eh nix zu sehen. Marina stieg immer wieder aus um Bilder zu machen. Irgendwann, da wo es besonders haarig wurde, verzichtete sie darauf wieder einzusteigen und lief fast die ganze Strecke abwärts. In den engen Haarnadeln musste ich teilweise zweimal rangieren um rum zu kommen. Nun ja, da ich diese Zeilen in den Rechner hacken kann, sind wir gut am Fuß der Canyonroad angekommen. Wir hatten ein Fahrzeug im Gegenverkehr, aber wir kamen ganz gut in einer Kurve aneinander vorbei.

Vor uns liegt jetzt noch die Potash Road um wieder nach Moab zurück zu kommen. 50 Kilometer durch enge Schluchten und über blanken Fels. Wie wir diese Offroadstrecke bewältigen und ob ein lang ersehntes Paket aus Deutschland ankommt, das erzählen wir im nächsten Bericht. Schön, dass ihr wieder ein Stück zusammen mit uns gereist seid. Bis bald…

Halt Stopp!! An dieser Stelle möchten wir uns bei einigen Leuten ganz herzlich bedanken:
Bei meinen Eltern, die daheim Ersatzteile entgegengenommen, besorgt, verpackt und versendet haben. Bei Sven, der immer mit Rat und Teilenummern zur Stelle ist, wenn wir Hilfe benötigen. Außerdem bei Gerd, Anja und Jochen für die Security daheim 🙂

gefahrene Strecke:
3256 Kilometer

Schäden / Verschleißteile:
• Halter von Ladeluftrohr gebrochen (suchen noch einen Schweißer)
• Lager Keilriemen-Spannrolle defekt (Lager bestellt)
• irgendein hochfrequentes Wimmern im Motorraum

Verluste:
• keine

Plattfüße:
• keine

Ausrüstungs-Topps:
• neben unserer treuen Engel Kühlbox ist unsere zweite Kühlbox, eine  alte Waeco Coolmatic,  im hinteren Stauraum für uns inzwischen unersetzlich geworden um nach Großeinkäufen auch alles Gemüse unterzubringen 🙂

Ausrüstungs-Flopps:
• 2 neue Zarges Aluboxen – undicht und somit nicht mehr zu gebrauchen