In diesem Bericht fliehen wir vor eisigen Temperaturen in Utah, erleben ein Paralleluniversum inmitten der Wüste und erledigen einige Reparaturen, nicht nur an unserem Fahrzeug 🙂 Noch dazu schließen wir viele neue Reisefreundschaften und verbringen wunderschöne Abende in bester Gesellschaft und mit leckerem Essen…

Da standen wir nun am Fuße des Shafer Trails und vor uns die Potash Road. Diese Piste führt durch enge Schluchten und teilweise über blanken Fels. In einer Senke mussten wir ein paar Mal rangieren, um an einem großen Stein vorbei zu kommen. Aber ansonsten kamen wir soweit ganz gut durch.

Wir passierten dann auch die Stelle an der wir 2015, wegen fürchterlichen Geräuschen an unserem Iveco, umgekehrt waren. Sechs Stunden später hatten wir die 40 Kilometer geschafft und waren wieder zurück in Moab. Wir waren ganz schön fertig und Marina hatte von dem Geschaukel die Nacht und den ganzen nächsten Tag über Kopfweh – bereut haben wir den Ausflug aber keinesfalls!!

Am Visitor Center in Moab checkten wir den Versandstatus unseres Pakets aus Deutschland und natürlich auch das Wetter. Es wurde von Tag zu Tag kälter. Nachts gab es Frost und die Temperaturen sanken immer mehr in den Minusbereich.

So sollte es auch die nächsten Tage weitergehen. Das Paket war auf dem Weg und wir mussten jetzt noch die 5 Tage bis zur Ankunft überbrücken, was ja in und um Moab nicht soooo schwierig ist.

Wir fuhren nochmals über die Salt Valley Road in den Nordeingang des Arches NP und blieben zwei Nächte außerhalb auf BLM Land stehen. Im Park unternahmen wir herrliche, teils halsbrecherische Wanderungen über hohe Felsrücken, unter anderem zum Double O Arch.

Spät am Nachmittag fuhren wir noch zum Delicate Arch. Der Aufstieg war ein wenig beschwerlich (mit der Wanderung vom Vormittag in den Knochen). Oben angekommen war zwar viel los aber wir waren wieder einmal begeistert von dem malerisch gelegenen Steinbogen.

Wir saßen leicht erhöht und hatten eine schöne Sicht auf den Arch, als mal wieder „Fremdschämen“ angesagt war. Da kam gerade ein Pärchen oben an, dem Dialekt nach Schweizer. Die beiden stellten sich erstmal sehr rücksichtslos direkt vor uns um sich dann sofort aufzuregen, dass sie keine freie Sicht zum Fotografieren auf den Steinbogen hätten. Unter dem Arch standen 4 Personen, die sich gerade gegenseitig fotografierten und natürlich nicht mit auf ihr Bild sollten. Der Typ hat sich immer mehr aufgeregt, dann laut gepfiffen und mit einer weit ausladenden Handbewegung den Leuten zu verstehen gegeben, sie mögen da jetzt verschwinden. Wir schüttelten nur den Kopf und begaben uns auf den Rückweg zum LKW.

Außerhalb der Parkgrenze übernachteten wir noch einmal, um dann am nächsten Tag wieder Richtung Canyonlands zu fahren. Die Mineral Bottom Road war unser nächstes Ziel.

Ganz am Ende, bevor die Piste sich in engen Serpentinen ins Tal schlängelt, fanden wir einen fantastischen kostenlosen Campground. Die Aussicht war der absolute Hammer. Wir liefen lange auf den Felsen umher und standen ganz vorn an einer schwindelerregenden Abbruchkante mit Blick auf den, sich unter uns durch den tiefen Canyon schlängelnden, Green River.

Zurück in der Stadt gingen wir im legendären Moab Diner frühstücken. Wir bestellten jeder Dies und Das, als uns eine Reisefreundin über Social Media fragte, wo wir gerade seien. Sie meinte, wir sollten unbedingt die Onionrings bestellen, das wären die besten, die sie je gegessen hätte. Also orderten wir noch Zwiebelringe. Dieser Teller alleine hätte gereicht um uns beide satt zu machen 🙂 Sie waren MEGA – danke Melanie für den Tipp!

Und dann, welch Freude! Eine Nachricht von UPS, dass unser Paket zugestellt wurde. Wir fuhren sofort zum Mailing Center und mit meinem Ausweis bekam ich unser Paket ausgehändigt. 10$ Handlingspauschale fanden wir für den Service absolut ok. Nach über 14 Tagen in und um Moab war es jetzt wirklich an der Zeit ein paar Kilometer weiter zu ziehen. Wir nahmen südlich von Moab die Stichstraße zum Needles Overlook. Bitterkalter Wind ließ uns jedoch wieder ganz schnell im Auto verschwinden.

Nachts hatte es wieder fast minus zehn Grad. „So geht das nicht weiter…“ sagten wir uns. Am übernächsten Morgen war sogar der Abwassertank eingefroren und wir mussten den LKW erstmal mit der linken Seite in die Sonne stellen, damit der Tank wieder auftaute.

Es ging jetzt langsam aber stetig auf etwas weniger Höhe. Den Schlenker über Valley of the Gods mussten wir natürlich nochmal machen. Die Piste war zerfahren, felsig und es hatte brutales Waschbrett. Es schepperte gewaltig im Aufbau. Wir wundern uns immer wieder, wie der Ausbau das alles wegsteckt, ohne dass etwas kaputt geht. Einen Nachtplatz fanden wir neben der Piste.

Am nächsten Tag ging es nach einem ausgiebigen Morgenspaziergang mit Zora über die Moki Dugway hoch zum Muley Point. Eine fantastische Aussicht bietet sich hier über den Glen Canyon. Wir blieben über Nacht und morgens hatten wir beim Aufwachen eine 5 Sterne Aussicht über die unter uns liegende, zerklüftete Landschaft.

In Page füllten wir unsere Vorräte bei Walmart auf und verschwanden nach zwei Tagen gleich wieder in die Wüste. Der Alstrom Point sollte unser nächstes Ziel sein. Zwei bis drei Kilometer vor dem Ende der Piste standen wir an einem so herrlichen Platz, dass wir uns das restliche Gehoppel sparten. Direkt an einer dramatischen Canyonkante. Marina meinte nach dem ersten Blick in die Schlucht, wir sollten lieber noch ein paar Meter weiter weg von der Kante parken, sonst bekäme sie nachts kein Auge zu. Am Morgen spazierten wir lange umher und ließen noch die Drohne fliegen.

ACHTUNG – TECHNIK!

In dem Paket, welches wir in Moab entgegengenommen hatten, waren unter anderem zwei neue Luftfilter. Diese baute ich am folgenden Abend ein. Unsere Ersatzluftfilter waren nicht mehr zu gebrauchen, weil die neuen Zargesboxen nicht dicht sind und somit die darin befindlichen Filter verrostet waren. Außerdem befand sich ein neues Lager für die Spannrolle der Keilriemen zum Luftpresser in dem Paket sowie ein neuer Kombizylinder für die hintere rechte Bremse. Aber eins nach dem anderen…

Wir brauchten jetzt erstmal eine Werkstatt, die uns das alte Lager der Spannrolle aus- und das neue Lager einpressen konnte (wollte). Südlich von Kanab war eine Werkstatt bei IOverlander eingetragen, die wohl schon einigen Reisenden sehr gut geholfen hatte. Der Hof war voll und ich hatte eigentlich wenig Hoffnung. Im Büro erklärte ich mein Anliegen und zeigte das neue Lager. Ich wollte die Spannrolle selber ausbauen und sie sollten nur das Lager aus- und einpressen. Wie üblich musste der Mitarbeiter erst den Manager fragen. Ob ich das Lager selber umpressen dürfte traute ich mich gar nicht erst zu fragen. Alles ok – wir können loslegen – super! Er wollte dann das neue Lager gleich haben um es in den Gefrierschrank zu legen. Hurra! dachte ich mir, endlich mal ein Mechaniker der mitdenkt!

Wir kippten also auf dem Hof der Werkstatt das Fahrerhaus und ich baute die Spannrolle aus. Den gebrochenen Halter vom Ladeluftrohr nahm ich auch gleich mit und bat um eine kleine Schweißnaht. Kein Problem meinten sie. In Moab wollte man für die 2 cm lange Schweißnaht 50$ haben. Hier meinten sie das ginge nach Zeit. Lager pressen und Halter schweißen machte dann 36$. Danke nochmal für den schnellen Service!

ACHTUNG – TECHNIK!

Während der Wartezeit baute ich das Ladeluftrohr vom Lader zum Ladeluftkühler aus, um den geschweißten Halter dann wieder einbauen zu können. Bei der Gelegenheit ließen wir den Motor ohne das Rohr laufen, um unserem komischen Geräusch weiter auf die Spur zu kommen. Ich wollte ausschließen, dass es ein Strömungsgeräusch aus dem Ladeluftkühler ist. Fehlanzeige – das Geräusch war immer noch da.

Wir bauten alles wieder zusammen und waren erstmal froh, dass das Lagergeräusch der Spannrolle beseitigt und der Halter geschweißt war. Aber wo kam nur das Geräusch her, welches uns nun schon tausende von Kilometern begleitet? Marina konnte es gut ausblenden, ich nicht! Mich nervte es so sehr, dass ich nicht wusste wo es her kam, dass ich am Abend wieder auf die Suche ging. Meine letzte Hoffnung war der Viscolüfter. Um den raus zu bekommen müsste eigentlich eine Motortraverse ausgebaut werden. Das sparte ich mir erstmal. Ich schraubte den Viscolüfter etwas umständlich von der Riemenscheibe ab und stellte ihn im Lüfterschacht ab. Die Spannung stieg! Wir starteten den Motor und lauschten beide auf das Geräusch – es war nicht mehr zu hören! Was waren wir glücklich den Übeltäter endlich gefunden zu haben!! Ich baute den Lüfter wieder an den Motor und vertagte weitere Überlegungen, wie wir das Geräusch abstellen könnten. Erstmal war es ok, wir hatten ja kein Temperaturproblem o.ä.

Über St. George fuhren wir nach Mesquite und suchten uns einen ruhigen Platz hinter einem Walmart. Marina musste Arbeiten und ich wollte endlich den Kombizylinder hinten rechts tauschen. Den hatten wir uns aus D schicken lassen, weil wir während der Fahrt einen Luftverlust im Bremssystem hatten.

ACHTUNG – TECHNIK!

Alle 8 bis 10 Minuten musste der Luftpresser den Druck wieder auffüllen, weil er auf gerader Strecke (ohne Bremsen) von 8,5 auf 7 bar abfiel. Im Stand hatten wir keinen Luftverlust. Am Morgen war der Druck immer gleich wie am Abend zuvor. Erst als ich einmal den LKW ohne Feststellbremse abgestellt hatte (also mit Druck im 3. Kreis), da hörte ich ein leises Zischen aus dem Kombizylinder hinten rechts. Reparatur unmöglich – ich bin ja nicht lebensmüde! So bestellten wir einen neuen Kombizylinder aus D. Diesen baute ich also auf dem Parkplatz ein und seitdem muss der Luftpresser wieder viel weniger arbeiten. Am nächsten Tag tauschten wir dann noch die Räder hinten von rechts nach links und schleiften das Reserverad mit ein.

Unser nächstes Ziel war das Valley of Fire. Den ganzen Tag streiften wir dort durch die bunte, felsige Landschaft. Sogar mit Zora, denn Hunde sind hier überall erlaubt. Spät am Nachmittag füllten wir im Park noch unsere Wassertanks. Gegenüber der Füllstation war ein Campground mit Selbstregistrierung. Allem Anschein nach war der Platz fast voll. Wir checkten die Duschen. Da kam richtig heißes Wasser, und das auch noch ohne Limit! Umsonst! Naja, wir hätten uns wahrscheinlich schon auf dem Campingplatz einbuchen müssen – aber da fragte keiner danach 😉

Frisch geduscht fuhren wir noch ein paar Kilometer weiter an das Ufer des Lake Mead. Der Stellplatz, den wir uns ausgesucht hatten, befand sich laut unserer Navi-App mitten im Wasser. In den letzten 20 Jahren hat der Lake Mead soviel an Wasser verloren, dass das frühere Ufer hunderte Meter vom jetzigen Ufer entfernt ist.

Nicht weit von unserem Stellplatz stand noch ein deutsches Fahrzeug. Ein Unimog, Manuela und Uli von @unimogreise. Wir unterhielten uns eine Zeit und luden die beiden tags drauf zum Lagerfeuer ein. Marina schrieb noch ein paar Reisefreunde an und fragte, was sie am bevorstehenden Thanksgiving so machen würden und teilte unseren Standort. Binnen eines Tages trafen fünf weitere Reisefahrzeuge ein. Eine total lustige und zufällig zusammengewürfelte Runde. Melanie mit ihrem Hund Murphy im VW T3, Ben im 110er Landrover, Maja und Tobi im Nissan mit Bimobilkabine, Angelika & Steffen im 79er Landcruiser mit Bimobilkabine, Matthew aus den Staaten im 80er Landcruiser und natürlich Manuela und Uli im Unimog. Die Lagerfeuer waren an den folgenden Abenden immer etwas größer. Uli und Ben spielten Gitarre, zu Thanksgiving gab es zwar keinen Truthahn aber dafür ein riesiges Buffett, zu dem jeder etwas beisteuerte. Es waren herrliche Tage mit all den Leuten und wir haben die Zeit sehr genossen. Ich hab am letzten Tag noch die Angel ausgeworfen und zwei Fische landeten in der Kühlbox.

Nach fünf Tagen verabschiedeten wir uns voneinander, aber nur für kurze Zeit. Ben hatte sich ein neues Fahrwerk für den Landrover bestellt, das wollten wir zusammen einbauen. Ich habe dann mit unserem Viscolüfter noch etwas ausprobiert und die Sperre in der Viscokupplung aktiviert. Bei der Abfahrt stellten wir dann fest, dass unser Geräusch nicht mehr zu hören war. Also kommt es definitiv vom Lager in der Viscokupplung.

Wir trieben uns ein paar Tage rund um Las Vegas rum. Marina musste wieder ein bisschen arbeiten. Ein Mc Donalds gab mal wieder mehr schlecht als recht sein Wlan her. So konnte das nicht weiter gehen. Wir mussten uns was überlegen wie wir einen vernünftigen, stabilen und immer verfügbaren Zugang ins Internet bekommen könnten. Näheres dazu und was wir uns da überlegt haben, gibt’s hoffentlich im nächsten Bericht zu erzählen!

ACHTUNG – TECHNIK!

Am Abend, bevor wir in die Spielerstadt aufbrachen, löste ich noch die Sperre der Viscokupplung. Irgendwie fühlte sich das ganz komisch an, als ich den Schlüssel ansetzte. Aber der Lüfter war wieder freigeschaltet. Der Verbrauch war mit dem starren Lüfter um ca. 3 Liter gestiegen und die 7 PS Leistungsverlust waren auch zu spüren. Am Morgen, drei Kilometer nach der Abfahrt, gab es plötzlich ein sehr lautes und fürchterliches Geräusch aus dem Mororraum. Ich wusste sofort was da los war. Die Sperre vom Visco war wieder eingerastet. Ich legte mich schnell unter den LKW um Gewissheit zu haben, dass nichts kaputt war und vertagte die Entriegelung bis zu unserem nächsten Wüstencamp.

Auf ging es nach Las Vegas – voll hinein! Einen Tipp für einen TOP Parkplatz mitten in Las Vegas, direkt am Strip, erhielten wir schon am Lake Mead von anderen Reisenden. Der Parkplatz war der absolute Hammer! Mitten in der Stadt und nur 50 m vom Strip entfernt. Kostenlos!

Da mein Ex Chef Gunther und seine Frau Conny gerade in Las Vegas waren, verabredeten wir uns mit den Beiden zum Kaffee. Wir hatten einen gemütlichen Nachmittag und Gunther zog dann zum Abschied eine Tube originalen süßen Händlmaier-Senf aus der Tasche. Mit den Worten, wir sollten nach langer Zeit mal wieder was aus der Heimat haben, überreichte er uns das Geschenk. Danke, wir haben uns wirklich sehr darüber gefreut! Von Conny bekamen wir dann noch den Tipp, dass es in Las Vegas einen internationalen Supermarkt gäbe – auch mit vielen deutschen Sachen – da mussten wir unbedingt noch vorbeifahren wenn wir die Stadt verlassen!

Abends schlenderten wir über den Strip und durch die Casinos. Spät fielen wir ins Bett und hatten eine ruhige Nacht. Den ganzen Vormittag wanderten wir nochmals über den Strip bis nach Venedig 🙂 Völlig kaputt von der ganzen Lauferei ging es zum International Marketplace. Es gab da wirklich vom Dresdner Christstollen, über Sauerkraut, originale Weißwürste und Leberkäse bis hin zu Dallmayr Kaffee und Handkäs einfach alles! Auch süßen Senf von Händlmaier 😉

Beim Blick aufs Handy sahen wir, dass Bens Fahrwerk für den Landrover angekommen und ein Platz zum Schrauben festgelegt worden war. Bei den Kelso Dunes in der Mojave Desert sollte der Tausch stattfinden. Keine 200 km hatten wir bis dorthin vor uns. Südlich von Las Vegas statten wir noch einer Kunstinstallation aus bunten Gesteinsformationen einen kurzen Besuch ab, bevor es über die Interstate nach Kalifornien ging. Bei der obligatorischen Fruchtkontrolle verwiesen wir wieder auf unsere paar Scheite Feuerholz und lenkten so von Äpfeln und Co ab.

Den ausgemachte Platz in der Mojave Wüste, am Fuß einer wunderschönen Sanddüne, erreichten wir dann am folgenden Vormittag. Außer Ben waren auch Melanie, Matthew und die Unimogbesatzung Manuela und Uli vor Ort. Wir starteten sofort mit dem Fahrwerksumbau. Kurz bevor die Sonne sich hinter die Berge senkte, konnte Ben das neue Fahrwerk an seinem Landrover testen. Umbau in der Wüste erfolgreich abgeschlossen – Juhu!

ACHTUNG – TECHNIK!

Am nächsten Tag wollte ich die Viscokupplung entriegeln und dabei brach der Haltebolzen. Die Hälfte der Sperre fiel mir entgegen. Oh Mist! Jetzt musste die Visco doch komplett ausgebaut werden. Die Motortraverse und der halbe Lüfterschacht mussten weichen, dann ging der Lüfter gerade so nach unten raus. Die Schadensbegutachtung ergab, dass die Sperre Totalschaden ist, sie ließ sich nicht mehr entriegeln. Aber irgendwie mussten wir die Sperre ausbauen, damit der Lüfter nicht permanent starr geschaltet ist. Ich schaffte es den ganzen Mechanismus auszubauen und die Feder der Sperre zu entfernen. Jetzt musste nur noch eine Lösung her, dass der Bolzen im ausgefahrenen Zustand arretiert blieb. Ich lieh mir Ulis Flex und schnitt eine Nut in den Bolzen. Somit konnte ich mit einem Draht den Bolzen am Einfahren hindern. Unsere Viscokupplung war wieder entriegelt und das bleibt jetzt auch erstmal so.

Uli stellte bei seinem Unimog noch Ventile ein und steckte mich damit an. Da unser Fahrerhaus eh schon gekippt war, war das eine Arbeit von 20 Minuten. Wieder was erledigt! Uli rief mich dann zu sich, weil er am Unimog einen Riss im Krümmer bemerkt hatte. Da war ein dünner schwarzer Strich am Krümmer zwischen dem ersten und dem zweiten Zylinder zu sehen. Machen konnten wir nichts.

Nachdem alle Fahrzeuge wieder (mehr oder weniger) auf Vordermann gebracht waren, wanderten wir (Marina, ich und Zora) noch auf die große Düne. Am Fuß der Düne ließen wir unsere Schuhe stehen und nahmen den beschwerlichen Aufstieg unter die nackten Füße und Pfoten. Fix und fertig oben angekommen bot sich uns eine fantastische Rundumsicht.

Der Abstieg war dann sehr spaßig, weil Zora wieder mal den Turbogang einlegte und von der Düne stürmte. Marina kam mit der Leine nicht hinterher und überschlug sich. Glücklicherweise war nichts passiert. Zora fing beim Rückweg immer mehr zu humpeln an, weil der feine Sand ihr wohl zwischen den Zehen weh tat. So musste ich sie die letzten paar hundert Meter zum LKW zurück tragen. Tatsächlich waren ihre Pfoten wund gelaufen, wie wir später feststellten…

Am nächsten Tag lösten wir unser Reparaturcamp mit dem Versprechen auf, auf jeden Fall in Kontakt zu bleiben.

Für uns ging es Richtung Osten nach Mohave Valley. Marina hatte zu arbeiten und ich füllte im Walmart unsere Essensvorräte auf. Es wurde abends spät bis Marina mit ihrer Arbeit fertig war und so beschlossen wir gleich am Walmart stehen zu bleiben. Es sah nach einer sehr ruhigen Gegend aus. Nachts um zwei standen wir senkrecht im Bett. Laute Musik – richtig laut, direkt neben unserem LKW. Laute Motorengräusche und quietschende Reifen. Eine ganze Truppe mit Wüstenbuggies stand da auf dem Parkplatz und machte Lärm. Kurzzeitig dachten wir sogar daran sofort zu verschwinden, aber die Truppe suchte zum Glück selber das Weite und wir konnten ungestört weiter schlafen.

Am Morgen füllten wir bei einem Casino noch unsere Trinkwassertanks und dann konnte es auch schon wieder ab in die Berge gehen. Ziel war ein kleines Dörfchen namens Oatman an der historischen Rout 66. Holzhäuser wie im wilden Westen, Esel auf der Straße und ein Souvenirladen neben dem anderen. Kitsch hoch drei und dazwischen Trump-Merchandise! Wir verließen den Ort und suchten uns einen Nachtplatz weit außerhalb in der Wüste.

Wir waren gerade beim Abendessen, als wir einen Hilferuf von der Unimogbesatzung erhielten: Klappergräusche am Motor, keine Leistung mehr, Krümmer komplett durchgebrochen, Standort 29 Palms.

Wir versprachen uns am nächsten Tag sofort auf den Weg zu machen. 190 km hatten wir vor uns und die Fahrt genossen wir in vollen Zügen. Es ging durch eine so herrliche Wüstenlandschaft. Joshua Trees, Kakteen und Weitsichten in unberührte Täler. Das fahren war angenehm und entspannt und es gab so gut wie keinen Verkehr. So kamen wir schon am frühen Nachmittag in 29 Palms an.

Der Unimog stand vor dem Visitor Center und Uli steckte bis zum Hals im Motorraum. Völlig aufgelöst begrüßte er uns: „Ich glaube jetzt hab ich noch einen Motorschaden, ich kann den Motor nur ein kleines Stück drehen!“. Ich fragte ob er vielleicht den Gang drin hätte und da hat er so große Augen bekommen, dass ich ihn erstmal in die Arme nehmen musste. Also natürlich kein Motorschaden!

ACHTUNG – TECHNIK!

Der Krümmer war komplett durchgebrochen, deswegen war er so laut und auch deswegen lief der Turbo nicht mehr richtig. Marina und ich sind dann 40 Kilometer zum nächsten Autoteileshop gefahren und haben da erstmal ein Krümmer-Reparaturband besorgt, das bei Wärme aushärtet. Uli hatte in der Zwischenzeit schon mal die Umgebung vom Riss freigelegt und konnte dann mit dem Band den Krümmer bandagieren. Zusätzlich hatte er schon zwei Bleche angefertigt, die wir als Stütze noch über die Bandage montierten. Das klappte alles ganz gut und als es dunkel wurde genehmigten wir uns ein paar Bierchen.

Am nächsten Morgen schnurrte der Unimog als wäre nichts gewesen. Die Bandage hielt und Manuela und Uli waren sehr froh, dass sie den Platz aus eigener Kraft verlassen konnten. Jetzt galt es Teile in D zu organisieren. Mal sehen ob sie für den OM352 noch einen Krümmer bekommen…

Wir konnten nichts mehr tun und haben dann noch ein klein wenig die Umgebung erkundet… Was sich in der Wüste nicht so alles findet 😉

Am nächste Tag ging es in den Joshua Tree NP, wo wir einige kleine Wanderungen zwischen den wunderschönen Felsen unternahmen. Wir übernachteten außerhalb vom NP und fuhren am nächsten Tag nochmal über eine schmale Sandpiste von Nordwesten her in den Park.

Am Tag darauf fanden wir tatsächlich einen waschechten Aldi 🙂 Das Sortiment war zwar nicht unbedingt der Hit, aber lustig war es allemal. Unser Gastank neigte sich dem Ende zu und brauchte eine frische Füllung. Das war an einer Tankstelle mit Propane aber problemlos möglich.

Über Desert Hot Springs ging es vorbei an Palm Springs und Palm Desert. Dort fragten wir in einem Best Buy – einem Elektroladen ähnlich MediaMarkt – nach einem Fly More Kit für unsere Drohne (dieses Kit ist seit sechs Monaten immer wieder ausverkauft). Tatsächlich hatten sie noch einen Satz auf Lager. Was eine Freude! Endlich haben wir mehr als einen Akku für unsere Luftkamera 🙂 Dann noch einkaufen bei Winco Foods und Trader Joe’s. Danach hatte Marina wieder zu tun und brauchte Wlan. So verbrachten wir wieder mal die Nacht bei Walmart. Diesmal allerdings sehr ruhig.

Uns zog es jetzt weiter Richtung Süden nach Borrego Springs. Das ist angeblich die heißeste Stadt der USA. Das kleine Städtchen liegt ganz puppig zwischen zwei Gebirgsketten und ist umgeben von viel Blech – künstlerisch in Form gebracht stehen da riesige Dinos, Pferde, Drachen, Skorpione und vieles mehr. Inzwischen sind es weit über einhundert Skulpturen!

Zwei Tage verbrachten wir in und um das Städtchen, als uns wieder ein Hilferuf ereilte. Dieter und Beate unterwegs mit einem MB 917. In Texas hatten sie Probleme mit ihrer Viscokupplung (jetzt fehlt mir der Smiley mit den Händen vorm Gesicht). Dieter und Beate hatten eine kaputte Wasserpumpe am Benz und die Werkstatt hatte die Viscokupplung auf starr gestellt, um eine bessere Kühlung zu erreichen (was Quatsch war, da ja die Wasserpumpe der Übeltäter war). Jetzt wollte Dieter die Kupplung wieder entsperren, wusste aber nicht wie. Er meinte, sie könnten in zwei bis drei Tagen bei uns sein. Ich erklärte Dieter über Telefon, wie er die Kupplung selbst entsperren könnte, aber das klappte nicht.

Also suchten wir uns einen Ort, an dem wir auf die Beiden warten konnten und genug Platz zum Schrauben hatten. Außerhalb von Borrego gab es ein Stück Privatland, auf dem man kostenlos stehen konnte. Ein uraltes Wohnmobil parkte ein ganzes Stück weiter hinten auf dem weitläufigen Gelände. Dort wohnte „Desert Don“ bereits seit 5 Jahren in seinem RV, wie wir später erfuhren.

Beim ortsansässigen Nappa (Autoteilehändler) bestellten wir noch einen Karton Öl für unser Verteilergetriebe. Das mussten wir unbedingt tauschen (nach 20.000 km). Über Nacht war das Öl da. Gutes Liqui Moly mit MB Freigabe. Das Öl im Verteilergetriebe war schnell gewechselt, da wir ja einen leeren Auffangkanister dabei haben.

Zwei Tage später tauchte Nachmittags der 917 auf. Beate und Dieter waren die letzten drei Tage nur gefahren – bis zu 10 Stunden am Tag mit 72 km/h – um zu uns zu kommen. Wir quatschen den ganzen Abend und verschoben die Viscokupplung auf den nächsten Tag.

Am Morgen schmiss ich mich in meine Arbeitsklamotten und hoffte, dass mit einem leichten Dreh die Sperre der Viscokupplung wieder frei wäre. Fehlanzeige! Da rührte sich nichts. Also musste auch dieser Lüfter ausgebaut werden. Ich hatte ja schon Übung. Als der Lüfter dann raus war ging die Sperre mit gutem Zureden und ein paar Tropfen WD40 raus. Nach dem Zusammenbau unterzogen wir den Benz noch einer eingehenden Kontrolle und machten einen Ölwechsel.

Ich hatte mich gerade umgezogen, als der Unimog auf unseren Stellplatz rollte. Eine Freude! Die Krümmerbandage hielt immernoch und Teile waren aus Deutschland auf dem Weg. Wir beschlossen alle gemeinsam, dass der Platz in der Wüste nicht nur zum Schrauben, sondern auch zum Feiern bestens geeignet ist. Hier bleiben wir über Weihnachten stehen!

So blieben wir noch einige Tage, hatten sehr schöne Lagerfeuerabende und feierten am 24.12. Weihnachten im T-Shirt bei 26 Grad und strahlend blauem Himmel.

„Desert Don“ kam ab und an mit seinem Chihuahua auf dem Arm vorbei und erzählte, dass er bereits fünf Jahre hier in der Wüste in seinem Camper wohne. Die Besitzerin des Grundstücks erlaube ihm das dauerhafte Stehen und er kümmere sich dafür um den herumliegenden Müll. Win Win Situation nennt man das wohl 🙂

Don erzählte mir an einem Morgen etwas ganz Interessantes: Er deutete auf die zwei Bergketten rechts und links von uns und fragte mich dann ob ich wisse, was zwischen den beiden Bergketten verlaufe? Ich sagte Nein. Da lachte er und meinte, wir befänden uns mitten im San Andreas Graben. Aha – danke für die Info! Hoffentlich bebt die Erde nicht während unseres Aufenthalts…

So, das war es jetzt erstmal wieder von uns. Schön, dass ihr wieder ein Stück mit uns gereist seid. Sorry, wenn der Bericht diesmal etwas techniklastig war – wir versuchen in Zukunft wieder etwas weniger zu schrauben 😉
Wir wünschen Euch allen einen guten Rutsch und ein gesundes und glückliches neues Jahr!

gefahrene Strecke:
3382 Kilometer

Schäden / Verschleißteile:
• Luftfilter erneuert
• Lager der Spannrolle erneuert
• Halter Ladeluftrohr geschweißt
• Kombizylinder hinten rechts erneuert (wegen Luftverlust)
• Räder hinten / Reserverad rotiert
• Ventile eingestellt
• Viscolüfter als Verursacher unseres nervigen Geräusches enttarnt
• Sperre Viscolüfter gebrochen / außer Betrieb gesetzt
• Ölwechsel Verteilergetriebe

Verluste:
• keine

Plattfüße:
• keine

Ausrüstungs-Topps:
• leerer 20L Kanister für Altöl (unersetzlich zum Auffangen und Umfüllen)

Ausrüstungs-Flopps:
• fehlende Flex / auf der letzten Reise hatten wir eine dabei aber diese nie gebraucht