Der uns bevorstehende Albtraum hatte noch 20 Kilometer Zeit, nämlich bis wir die Grenze USA – Kanada erreichten… Wir hatten uns wieder einmal für einen ganz kleinen Grenzposten entschieden.

An der Grenze wurde auf US-Seite nicht kontrolliert. Wir standen also direkt am kanadischen Posten und wurden sehr unfreundlich empfangen. Zwei mürrische Grenzer fragten sehr bestimmt nach Waffen, Lebensmitteln, Feuerholz usw. Wir gaben an noch ein paar Scheite Feuerholz zu haben, zwei Äpfel und ein paar Kartoffeln. Dann die Frage nach Bearspray, was wir auch bejahten. Ob da auch ganz sicher „Bearspray“ drauf stehe und außerdem ein Bär abgebildet sei? Im Grunde ja, aber wir haben die Dose mit Gaffa umwickelt, für besseren Grip. Als wir ihm die Dose zeigen wollten reagierte er als würden wir ihn sogleich mit dem Bearspray angreifen wollen. „Lass die Hände von dem Bearspray!“ – ok, ok. Schlussendlich schickte er uns zurück in die USA um unser Feuerholz, die Äpfel und die restlichen Kartoffeln zu entsorgen. Wir wendeten und fuhren die 100 Meter zurück zur US-Seite, an der wir keine 10 Minuten vorher vorbeigefahren waren.

Da wir jetzt quasi wieder in die USA einreisten, wurden wir natürlich auch hier kontrolliert. Ein Grenzer kam und wir schilderten ihm die Situation, also dass wir nur unser Feuerholz und ein paar Lebensmittel in die USA zurückbringen wollten. Er verlangte unsere Pässe und ich bemerkte, dass wir ihm die neuen gültigen gegeben hatten und nicht die alten mit dem (noch gültigen) US-Visum. Auf meine Anmerkung: „Entschuldigung, ich habe Ihnen die falschen Pässe gegeben…“ reagierte er etwas irritiert 😉 Ich gab ihm dann die anderen Pässe mit dem eingeklebten B2-Visum und er verschwand in seinem Büro. Nach kurzer Zeit erschien er wieder und meinte es gäbe ein Problem. Laut seinem Computer hätten wir im Moment gar kein gültiges Visum und wären seit unserer Einreise in Mexicali illegal im Land. Ließe sich das Ganze jetzt nicht klären, dann drohe uns ab sofort eine Einreisesperre für die nächsten fünf Jahre. Wir sollten jetzt erstmal unser Auto parken und in das Zollgebäude kommen… „Oh je, was ist denn jetzt los?“.

Im Zollgebäude wurden uns dann viele Fragen gestellt. Wann und wo wir eingereist seien, wann waren wir das letzte Mal in den USA, wann und wo ausgereist usw. Da wir täglich Buch führen konnten wir ihm jedes Datum korrekt nennen. Das überprüfte er wiederum in seinem PC. So weit waren unsere Angaben alle richtig. Aber was war denn nun das Problem? Der zu unserem Glück sehr freundliche und zugewandte Zöllner erklärte uns, dass der amerikanische Zöllner in Mexicali (also als wir im April von Mexiko wieder in die USA kamen) unser USA-Visum nicht erneuert hatte. Er dachte offenbar, wir seien noch innerhalb der ersten genehmigten 6 Monate und er müsse nichts weiter tun, als und einfach wieder über die Grenze schicken. Unsere 6 Monate waren aber während unseres Mexikoaufenthaltes abgelaufen und er hätte uns bei der Einreise wieder neue 6 Monate eintragen müssen…

Der nette Zöllner wollte auf jeden Fall versuche uns zu helfen, um die Situation zu bereinigen. Er versicherte uns wiederholt, dass wir keine Schuld an dem Dilemma hätten. Er müsse jetzt mit seinem Vorgesetzten telefonieren und wir sollen uns kurz gedulden. Das Gespräch hörten wir teilweise durch die Glasscheibe mit. Immer wieder sagte er seinem Supervisor, dass uns keine Schuld träfe und wir ordentlich an einem Grenzübergang in Mexicali in die USA eingereist seien. Nach dem Telefonat wurde uns erklärt, dass er die Genehmigung von seinem Vorgesetzten hätte die Daten im PC zu korrigieren und wir jetzt erneut in die USA einreisen müssten. Mit allem Drum und Dran. Fingerabdrücke, Fotos von uns und 12 US$ Gebühren. Somit hatten wir ab jetzt wieder 6 Monate Aufenthalt in den USA und müssen so erst im Dezember wieder ausreisen. Da hat das Ganze sogar noch was Gutes – wir haben mehr Zeit für die wunderschönen USA 🙂 Der Grenzer meinte dann noch bei einem Plausch am Ende der ganzen Bürokratie, dass er in Nürnberg geboren sei. Was hatten wir für ein Glück an so einen US-Grenzer zu kommen! Super hilfsbereit und wirklich bemüht uns zu helfen. DANKE!

Wir verspeisten noch unsere zwei Äpfel und legten das Feuerholz (wie vom Grenzer angeboten) neben den Mülltonnen ab. Zurück am unfreundlichen kanadischen Grenzposten wurden wir nur gefragt, warum das alles so lange gedauert habe. Keine zwei Minuten brauchte er für unsere Pässe, die wir mürrisch zurückbekamen. Ohne ein Wort. Wir sahen uns fragend an – können wir jetzt fahren? Wir ließen den Motor an und als keiner mehr nach uns schaute fuhren wir einfach los.

Nach der ganzen Aufregung suchten wir uns eine Rec Site und fuhren über eine extrem steile und geröllige Serpentinenstrecke an den Nickel Plate Lake. Wir waren die einzigen Besucher und blieben zwei Tage.

Bei ein paar Spaziergängen beruhigten wir unsere Nerven und die Welt sah wieder in Ordnung aus. War ja gar nix passiert – eigentlich 🙂 Am zweiten Tag, ich war gerade dabei am Auto einige Sachen zu kontrollieren, kam ein Radfahrer mit drei großen freilaufenden Hunden daher. Zora war zum Glück im Auto und so bestand keine Gefahr. Ich unterhielt mich mit dem Typen und stellte fest, dass die Hunde (wie hier üblich) überhaupt nicht hörten. Der Jüngere sprang an mir hoch und ich musste ihn mit aller Mühe runter drücken. Der Besitzer meinte nur: „Haha, das macht er seit zwei Wochen“. Kurz drauf im Auto bemerkten wir dann, dass der Hund zwei Löcher in mein Lieblings-T-Shirt gerissen hatte… na toll!

In Penticton füllten wir ein paar Vorräte auf. In dem Supermarkt mussten wir die Preisschilder erst mal verstehen. So eine komische Preisgestaltung hatten wir noch nie gesehen. Kauft man ein oder zwei Teile des gleichen Artikels galt der niedrige Preis. Kaufte man mehr als zwei zahlte man mehr. Dann ging es gleich weiter zur Tankstelle, dort war direkt neben der Dieselzapfsäule auch eine Gasfüllstation. Das war superpraktisch! Während der Diesel in den Tank floss, füllte einer von der Tankstelle unseren Gastank auf.

In Summerland bogen wir links ab und fuhren über eine Nebenstraße (Gravel) am Trout Creek entlang. Einen Nachtplatz fanden wir am Fluss und ich sprühte mich mit Mückenmittel ein, da es viele dieser Stechviecher gab. Marina ging mit Zora eine Runde spazieren und ich lag inzwischen unter dem Laster. In letzter Zeit hatten wir immer ein paar Tropfen Diesel unter dem Fahrzeug. Die Leckage war schnell gefunden. Ein Abgang vom Rücklauftank, an dem die Standheizungen hängen, war undicht. Ein neuer Schlauch war schnell in der Ersatzteilkiste gefunden und eingebaut.

Weiter ging es für uns auf der Vogth Valley Road. Es war Wochenende und die Rec Sites waren brechend voll. Wir wundern uns immer wieder an welch abgelegene Orte die Kanadier ihre riesigen Wohntrailer zerren. Ein Wunder, dass die sich bei dem ganzen Waschbrett auf der Piste nicht auflösen. Wir fanden eine große Lichtung und blieben zwei Tage. Marina hatte zu arbeiten und ich schaffte langsam ein bisschen Platz. Für was? Das verraten wir später im Bericht. Beim abendlichen Spaziergang traten wir fast wieder auf eine Schlange. Und fanden dann noch, neben unserem Stellplatz in einem kleinen Hang, ein Autowrack aus den 50er Jahren. Komplett verbeult und ausgeschlachtet liegt es da wohl schon einige Zeit…

In Merritt verließen wir, ohne etwas zu kaufen, den Walmart – kein Obst und Gemüse. Es gibt (wenige) Walmarts, die haben einfach keine frischen Lebensmittel. Wir fanden dann Salat und Äpfel bei „No Frills“ – diesen Supermarkt kannten wir bis dahin auch noch nicht. Über eine ganz üble Piste ging es an den Lily Lake, wo wir bei Regen die Nacht verbrachten. Am Morgen wurden wir von Hämmern und Schneiden geweckt. Ein einzelner Arbeiter baute einen neuen Steg am Seeufer. Ich unterhielt mich kurz mit ihm und fragte ob die Piste, die wir beabsichtigten zu fahren, passierbar sei. Er meinte er sei da selbst schon lange nicht mehr gefahren, aber es sollte auf jeden Fall gehen. Der Abzweig war eine scharfe Haarnadelkurve um die wir nie und nimmer – auch nicht mit Rangieren – rumgekommen wären. Ich wollte ein Stück weiter fahren um einen Wendeplatz zu suchen, aber da hatte Marina eine bessere Idee. Rückwärts den Waldweg runter und da war nach 100 m eine Lichtung zum Wenden. Zwei Stunden später waren wir wieder auf Teer und ich pumpte Luft in die Reifen.

Zurück am Fahrersitz sah mich Marina ganz erschrocken an und zeigte mir eine Beule an Zoras Hinterlauf. Oh nein – das sah nicht gut aus. Wir brauchten so schnell wie möglich einen Tierarzt um Gewissheit zu erlangen ob Zora wieder einen Tumor hatte. Der nächste Tierarzt den wir fanden, war in Merritt. Also fuhren wir über den Highway zurück in die kleine Stadt und fragten bei dem örtlichen Tierarzt nach einem Termin. Mann zeigte zwar Verständnis für unsere Situation, aber einen Termin heute oder innerhalb der kommenden Tage zu bekommen war leider aussichtslos. Dieser Tierarzt war der einzige im Umkreis von 100 Kilometern. Und jetzt? Nächster Tierarzt in „Hope“. Wir sagten uns, dass der Name bestimmt Programm sei und alles gut werde. Am Nachmittag trafen wir in Hope ein und beim Tierarzt schilderte Marina vor der Tür das Problem. Sie bekam sofort für Zora einen Termin und es wurde eine Gewebeprobe entnommen. Die Laborergebnisse sollten wir in drei Tagen per Mail bekommen. Danke für die schnelle Hilfe!

Die Nachtplatzsuche war eine absolute Katastrophe und so landeten wir auf einem Parkplatz neben dem Freeway. Wir waren absolut fertig an dem Tag und zur Krönung hatte es sich eine Familie auf dem Parkplatz zur Aufgabe gemacht, jeden vorbeifahrenden Trucker zu lautem Hupen zu animieren. Dies wurde dann mit Jubel und lautem Quietschen der Kiddies quittiert. Das ging bestimmt zwei Stunden so. Die Nacht war zum Glück recht ruhig und wir schliefen gut.

Wir fuhren am nächsten Tag auf einer Wellblechpiste halb um den Harrison Lake bis zur Lookout Lake Rec Site. An der Einfahrt traf uns dann fast der Schlag. Eine Auffahrt, die vielleicht mit einem Landcruiser möglich gewesen wäre, aber nicht für unseren Laster. Also suchten wir eine anderen Nachtplatz. Eine Stelle mit einer herrlichen Sicht über den See entschädigte ein bisschen für die holprige Anfahrt. Am Abend suchten wir online noch eine Möglichkeit, wo wir das anstehende Wochenende verbringen konnten. Am Montag mussten wir in Delta bei Vancouver sein, wir hatten da nämlich einen Termin… Am Wahleach Lake sollte es zwei tolle Rec Sites geben. Die Anfahrt „nur“ 12 Kilometer von der Hauptstraße aus. Das sollte doch machbar sein.

Am nächsten Morgen holperten wir also zurück, ein Stück über Teer und dann ging es über eine Forest Service Road so steil den Berg hoch, dass wir in der Untersetzung fahren mussten. Marina meinte, dass es aber nicht regnen dürfe, sonst kämen wir da nie wieder runter. Ich war derselben Meinung und wir beschlossen, sollte es nur den Anschein haben länger zu regnen, dann würden wir sofort aufbrechen.

Wir fuhren bis fast ans Ende der Schlaglochpiste am See entlang. Ein tiefer Graben bremste uns dann aus. Wir fanden davor einen kleinen Stellplatz mit Seezugang. Marinas Paddelboard wurde aufgepumpt und wir machten es uns so gut es ging gemütlich. Am Donnerstag kam dann wie versprochen das Laborergebnis von Zora. Es war (wieder) ein Mastzelltumor Stufe 1, der entfernt werden muss.

Wir suchten online sofort einige Tierkliniken in der Region um Delta bei Vancouver raus und schrieben diese an. Wir wollten Zora so schnell wie möglich operieren lassen, damit der Mastzelltumor nicht streuen kann. Von sechs Mails wurden zwei beantwortet und eine Praxis bot uns direkt für kommenden Dienstag einen OP-Termin an. Am Montag sollten wir zu einer Voruntersuchung erscheinen. Das war perfekt. Ich hatte nämlich in der Nähe der Praxis bei einem Bootshändler einen kleinen Außenbordmotor bestellt, der am Montag zur Abholung bereit war. Außerdem war der Bootshändler so nett ein Schlauchboot in Empfang zu nehmen, welches auch am Montag per UPS geliefert werden sollte. In der Theorie war das alles gut geplant. Jetzt musste es nur noch alles so klappen. Es blieb die Tage über trocken und wir verbrachten die Zeit mit Paddelboard fahren. Leider entdeckten wir an diesem Wochenende an Zora noch eine weitere Beule, die uns beunruhigte.

Am Sonntag machten wir uns auf den Weg nach Delta, südlich von Vancouver. Wir holperten die 12 Kilometer zurück zur Straße und fuhren auf dem Highway in Richtung Westen. Auf einem Autobahnparkplatz machten wir unsere Mittagspause und wunderten uns über die vielen Wohnwägen und Wohnmobile, die teilweise mit Plastikplanen abgedeckt und bei einigen sogar Vorzelte montiert waren. Die Obdachlosigkeit nimmt hier so krasse Züge an, dass viele Menschen keine andere Möglichkeit sehen, als sich auf einem Autobahnparkplatz niederzulassen. Obwohl auf dem Parkplatz überall „No Overnight Parking“ Schilder angebracht sind, lässt man die Leute wohl gewähren.

Bei Delta angekommen war für uns die einzige Möglichkeit für einen Stellplatz der örtliche Walmart im Vorort Tsawwassen. Ein Schild erlaubte es uns 24h zu stehen (daraus wurden dann 5 Tage). Am Montag wurden wir in der Praxis vorstellig und Zora wurde noch einmal untersucht und bekam Blut abgenommen. Der Tierarzt war super nett, auch wenn wir ihn wegen seines Akzentes schlecht verstanden und öfters nachfragen mussten. Er erklärte uns, dass er die zweite Beule gleich mit entfernen und alles zusammen an ein Labor senden würde um zu sehen, ob die Tumore bei der OP komplett entfernt werden konnten. Wir fragten am Ende noch nach den ungefähren Kosten für alles zusammen und wurden bei der Antwort erstmal ganz blass… aber es half ja nix. Zora gehört schließlich seit 8 Jahren zu uns. Am nächsten Tag sollten wir sie zwischen 8 und 10 Uhr abgeben. Man würde sich bei uns per Mail melden, wenn wir sie wieder abholen können, es würde aber gegen Abend werden. Danach fuhren wir gleich weiter zum Bootshändler. Ein nobler Laden wo Booten im Millionenbereich am Hof standen. Im Verkaufsraum war dann eine Ausstellung von Außenbordmotoren und an dem zweitkleinsten hing ein Zettel mit meinem Namen. Das schien ja schon mal geklappt zu haben. Ich fragte nach Tim und hatte sofort den Richtigen angesprochen: „I am Tim!“. Im selben Moment fuhr der UPS-Laster auf den Hof. Kann das sein? So ein zeitlicher Zufall? Tatsächlich brachte er unser Schlauchboot. Fantastisch! Wir verluden den Motor erstmal in die Fahrerkabine und den großen Versandkarton mit dem Boot in die Wohnkabine.

Am Dienstag früh gaben wir Zora also in der Praxis ab und vertrieben uns die Zeit mit Schlendern. Hier gab es wieder einen dieser riesigen Outdoor-, Hunting- und Fishingläden, wie wir schon einen in Las Vegas besucht hatten. Es gibt viel zu sehen und man kann sich gut ablenken, die Zeit zog sich trotzdem wie Kaugummi… Am Nachmittag kam dann die ersehnte Mail – wir können Zora wieder abholen! In der Praxis wurde uns noch kurz erklärt, dass alles gut gegangen sei und uns wurde noch ein Medikamentenplan für eine Woche samt Tabletten ausgehändigt. Dann noch Bezahlen! Wir bekamen eine Rechnung, deren Summe über 600$ weniger betrug, als uns noch am Vortag genannt wurde. Vielleicht hatten wir nur nicht verstanden, dass uns am Tag zuvor lediglich der Maximalbetrag gesagt wurde? Wer weiß… somit war die OP gar nicht mehr um so viel teurer als in Deutschland. Zora wurde gebracht und sah aus wie Frankensteins Hund. Vorne rechts eine riesige Naht mit Metallklammern und hinten links eine etwas kleinere blaue Naht. Etwas benommen torkelte sie dann zum Laster, der zum Glück fast direkt vor der Tür stand.

Wir blieben noch bis Freitag in Tsawwassen um ganz sicher zu gehen, dass mit Zoras Wunden alles ok war. Wir verstauten den Motor im Kofferraum und das Boot auf dem kleinen Gepäckträger hinter den Reserverädern. Das Boot pumpten wir an einem Tag zum Test einmal auf um zu sehen ob auch wirklich alles dicht ist. Natürlich passte es beim Zusammenlegen nicht mehr richtig in die dafür vorgesehene Verpackung. Aber so ist das ja immer 🙂 Am Parkplatz in Tsawwassen unterhielten wir uns noch mit einem Deutschen der für eine Firma arbeitet, die Bootsantriebe u.a. für die ganzen Fähren von und nach Vancouver Island wartet. Er bestätigte unsere Vermutung…  Eigentlich wollten wir nochmal auf die größte Insel vor der Westküste Kanadas um dort den Norden zu erkunden. Diesen hatten wir 2015 komplett ausgelassen. Aber leider war in Kanada diesen Freitag Ferienbeginn und der höchste Feiertag „Canada Day“ stand auch kurz bevor. Somit waren alle Fähren ausgebucht und in Anbetracht der Massen hätten wir da bestimmt keine ruhige Zeit auf der Insel gehabt. Also auf in die Wildnis und in Richtung Norden.
Der Verkehr um Vancouver herum war anstrengend. Viel Verkehr und dann noch ein Unfall der einen Stau verursachte. So kamen wir nur schleppend voran. In vier Etappen ging es dann für uns nach Williams Lake. Dort legten wir einen sogenannten „Servicetag“ ein. Einkaufen, Wäsche waschen, Recycling Material zur Recyclingstation bringen und Wassertanks füllen. Am Nachmittag starteten wir dann in die 460 Kilometer lange Sackgasse nach Bella Coola.

Einen tollen Nachtplatz fanden wir auf der Rec Site am McIntyre Lake. Wir waren ganz allein. Ein toller kleiner See zum Paddeln und Fischen. Hier konnten wir auch das Boot testen und den Motor einfahren. Drei Tag blieben wir an diesem schönen See.

Weiter ging es auf dem einsamen „Bella Coola Highway“ in Richtung Westen. Fast null Verkehr machte das Fahren sehr angenehm. Entgegen Marinas Prognose war die Straße mit einem Teerbelag versehen. Was eine Freude! Beim Abzweig zum Charlotte Lake musste erst mal wieder Luft aus den Reifen. 20 km Waschbettpiste lagen vor uns. Wir hofften die Rec Site mit einem richtigen Sandstrand an dem großen See sei nicht so voll, dass wir alles gleich wieder zurück müssten. Tatsächlich stand nur ein einziger Pickup-Camper an der Site. Ein wunderschöner Platz. Wir packten noch am selben Tag das Paddelboard und das Boot aus.

Der See versprach ein super Angelspot für Regenbogenforellen zu sein. Die Sonnenuntergänge waren an diesen Abenden immer besonders spektakulär, da durch die vielen Waldbrände in der Region die Sonne immer leicht verschleiert war. Der absolute Höhepunkt unserer Zeit am Charlotte Lake war am zweiten Tag: Marina fing ihren ersten Fisch. Eine richtig schöne große Regenbogenforelle.

Am vierten Tag, ich war vormittags noch mit dem Boot auf dem See, zog plötzlich immer dichter werdender Rauch über die Wasserfläche. Da alle anderen Camper morgens schon die Rec Site verlassen hatten und wir die einzigen waren, beschlossen wir auch aufzubrechen. Wir fingen also an alles zusammenzupacken. Als wir so räumten kam ein dunkler Pickup angefahren und hielt direkt neben uns an. Ein Ranger stieg aus und fing mit uns ein Gespräch an. Wie geht’s? Wie ist das Wasser? Woher und wohin? Ah ihr habt Starlink, funktioniert das? Ihr wisst, dass gerade Fire Ban ist (Verbot von Lagerfeuern in ganz BC)? Und dann kam ganz beiläufig die Frage: Und – wie war das Fischen? (die Angelruten standen noch neben dem LKW). Ich sagte: Gut! – Er: Kann ich bitte die Fishing License sehen? – Ich: Klar, aber nur als Screenshot. Das war aber ok. Glücklicherweise hatten wir fünf Tage vorher eine Angellizenz online abgeschlossen. Und jetzt wurde die schon kontrolliert! Auf einer total abgelegenen Rec Site. Also wenn ihr in Kanada angeln wollt, dann holt euch unbedingt eine Angelerlaubnis.

Innerhalb von 1,5 Stunden waren wir abfahrbereit und holperten zur Straße zurück. Der Teer hörte dann irgendwann auf und der Rauch wurde immer dichter. Marina zog im Auto sogar eine FFP2-Maske an, weil es so fürchterlich nach Rauch stank. Wir beratschlagten ob wir überhaupt weiter Richtung Bella Coola fahren sollten. Online checkten wir in einer speziellen Fire App die Rauchentwicklung in der Gegend. Da sahen wir, dass es rund um Bella Coola, also auf der anderen Seite der Bergkette, besser werden sollte. Rückwärts wäre es sogar noch schlimmer geworden. Schade, dass es so rauchig war. Wir fuhren nämlich durch eine spektakuläre Berglandschaft auf einer noch spektakuläreren Schotterstraße. Innerhalb von wenigen Kilometern ging es von über 1500 m auf Null. Angekommen im verschlafenen Bella Coola waren wir anfangs etwas enttäuscht. Dachten wir doch, dass es hier ein wenig Tourismus gäbe. Aber leider Fehlanzeige, kein Café oder irgendetwas zum draußen sitzen.
Wir fanden einen kleinen Stellplatz direkt am Fjord und beobachten Weißkopfseeadler und Seehunde. Hier stehen wir nun also und warten auf ein rauchfreies Fenster für die Rückfahrt nach Williams Lake. Zora geht es mittlerweile auch wieder richtig gut. Wir konnten alle Klammern und Nähte erfolgreich entfernen. Die Narben verheilen prima und schön langsam wächst auch schon wieder Fell über die ganze Sache 😉

So – das war es erstmal wieder von uns. Schön, dass ihr dabei wart und hoffentlich gibt es im nächsten Bericht nicht wieder so viele Bad News.

gefahrene Strecke:
2235 Kilometer

Schäden / Verschleißteile:
• Schlauch für Dieselheizung undicht – erneuert

Verluste:
• keine

Plattfüße:
• keine

Ausrüstungs-Topps:
• Schlauchboot mit Außenboarder und Paddelboard
• Angellizenz BC
• Generator (wenn einem in Kanada mal wieder die Solarmodule von hohen  Bäumen beschattet werden)

Ausrüstungs-Flopps:
• und wieder nichts 🙂