Wir zogen weiter Richtung Süden. Auf Nebenstraßen ging es am „Lake Llanquihue“ entlang. Leider war uns der Blick auf den Vulkan „Osorno“ nur ganz kurz vergönnt – die Wolken hingen einfach zu tief. Über „Puerto Montt“ fuhren wir zum Fähranleger, wo wir nach kurzer Wartezeit auf eine Fähre rollten, die uns auf die größte Insel Chiles nach „Chiloé“ brachte. Das Wetter war bescheiden, es regnete ununterbrochen und so beschlossen wir einfach abzuwettern. Am nächsten Tag sah es nicht besser aus und wir fuhren in einer Tagesetappe ans südlichste anfahrbare Ende der Insel. Dort, am Ende der Straße, steht ein Monument. An diesem unscheinbaren Ort endet offiziell der Panamericana-Highway. Mehr als 21.000 km trennten uns jetzt vom Anfang der PanAm in Anchorage / Alaska.
Mit der Fähre ging es zurück aufs Festland und wir fanden an der Straße einen großen Parkplatz, auf dem wir gut übernachten konnten. Am Abend mussten wir zweimal schauen, was sich da für ein Reisefahrzeug neben uns auf den Parkplatz stellte – ein klitzekleiner Minivan (den man im Ganzen in unseren Iveco hätte stellen können) mit drei Travelern aus Frankreich. Einer musste im Zelt nächtigen, zwei schliefen im Inneren (?!?) – keine Ahnung wie das möglich ist, aber ne 11 kg Gasflasche hatten sie auch noch dabei, um im Klohaus auf dem Parkplatz ihre Küche einzurichten … Unglaublich! Zurück in „Puerto Montt“ füllten wir alle Vorräte bis Anschlag auf – und auch die Dieseltanks. Wir fuhren nämlich auf der legendären „Carretera Austral“ weiter nach Süden – mitten hinein ins Herz von Patagonien.
Am Fähranleger „La Arena“ mussten wir nur 20 Minuten warten und durften mit der nächsten Fähre nach „Caleta Puelche“ übersetzten (30 min). Rini war es nicht ganz wohl – die See war etwas rau und die Fähre schaukelte von rechts nach links. Die 80 km bis zum nächsten Fähranleger in „Hornopiren“ nahmen wir noch am gleichen Tag unter die Räder. Wir wussten, dass diese Fähre nur einmal am Tag um 11 Uhr fährt. Am Abend schlenderten wir noch durch den Ort und waren froh, dass das Wetter für die nächsten Tage schön sein sollte. Die Fähre lief ein und löschte die Ladung aus dem Süden. Am Morgen reihten wir uns als fünftes Auto in die Schlange ein und dachten, dass – wie bisher immer – auf der Fähre zu zahlen sei. Das Beladen begann und ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft kam an unser Fenster und wollte das Ticket sehen. „Oh?“ – er meinte die Fähre heute sei mit Vorreservierungen voll und wir müssten bis morgen warten. Wir könnten aber schon ein Ticket im Office lösen. Das taten wir dann auch und stellten den Iveco 50 m entfernt ab. WiFi gab es auch und so machte uns der eine Tag warten nix aus. Ich beobachtete, wie die Fähre beladen wurde und als sie schon fast ganz voll war schaute mich der Lademeister an und zwinkerte mir zu – „Hol dein Auto …“. Als vorletztes Fahrzeug wurden wir auf die Fähre gequetscht und die knapp 6-stündige Überfahrt nach „Leptepu“ begann. Da es sich um eine Art Fjord handelte, in dem es Richtung Süden ging, schaukelte es diesmal überhaupt nicht. Wir genossen die Sonnenstrahlen und die unglaublich grüne Bergwelt um uns herum.
Nach der Ankunft mussten wir nur ca. 10 Kilometer durch den üppigen Urwald fahren und dann ging es gleich auf die Anschlussfähre (30 min), die uns in „Caleta Gonzalo“ ausspucke. Es war Ebbe und Rini sah am Ufer riesige Muschelbänke. Keine 30 Minuten später gab es selbst geerntete Muscheln bei uns zum Abendessen. In „Caleta Gonzalo“ – übernachteten wir am Fähranleger und machten am Morgen eine kleine Wanderung in den dort beginnenden „Park Pumalin“. Dieser Park, durch den die ersten Kilometer der Carretera Austral führen, ist privat und gehört dem Amerikaner Doug Tompkins. Es wurde nirgends Eintritt verlangt, die Wege und Anlagen waren alle in absolutem Top-Zustand und alles war extrem sauber und gepflegt. Der Park hat eine Größe von 2889 qkm. Unglaublich das alles zu kaufen und zu unterhalten …
Kurz vor dem kleinen Örtchen „Chaitén“ übernachteten wir traumhaft am Strand. Das Wetter wurde wieder schlechter, also fuhren wir ins Städtchen – wir brauchten Brot und Internet zum Wetter checken. Drei Tage sollte es schlecht bleiben, dann wieder besser werden. Wir wetterten wieder ab und vertrieben uns die Zeit mit Kartenspielen und Spaziergängen mit Zora während der Regenpausen. Das Ergebnis des Titertest für Zora kam per Mail und uns fiel ein Stein vom Herzen – Zora hat DEUTLICH mehr Antikörper gegen Tollwut, als die EU vorschreibt. Außerdem hat man in Deutschland mein seit Monaten gesperrtes Mailkonto wieder zum Leben erwecken können – Danke nochmal STEFAN!!!
Am dritten Tag besserte sich das Wetter und wir zogen weiter, kamen aber nur fünf Kilometer weit. Beim Blick auf das Voltmeter zog es mir die Mundwinkel nach unten. 12,8V bei 2.000 U/min. Die Lichtmaschine brachte keinen Strom mehr. Nicht so schlimm – wir hatten ja eine neue Lichtmaschine dabei (ohne Riemenscheibe). Da ich aber nicht wusste, ob ich die Riemenscheibe von der defekten ohne Abzieher runter bekommen würde, fuhren wir nach Chaiten zurück um eine Werkstatt in der Nähe zu haben. Ich brauchte trotz meines angeschlagenen Handgelenks nur 15 Minuten um die Lichtmaschine auszubauen – neuer Rekord! Allerdings bekam ich die Schraube nicht geöffnet, welche die Riemenscheibe hält. In einer nahen LKW-Werkstatt fragte ich nach einem Schlagschrauber – „No!“ – so etwas hätten sie hier nicht. Dann fragte ich nach einem Schraubstock – „No!“, das auch nicht. Aber eine ganz große Rohrzange hätten sie! Damit ging es dann auch 🙂 Einbauen, anschließen, Motor starten – 14,2V am Voltmeter – „Listo! Wir können weiter!“.
Auf der Carretera Austral ging es bei traumhaften Wetter für uns weiter Richtung Süden nach „Coyhaique“, der einzigen Stadt vor der Grenze nach Argentinien, um die Ausreisegenehmigung für Zora zu besorgen. Das Büro war schnell gefunden und die nette Dame erklärte uns, dass wir noch ein Gesundheitszeugnis bräuchten. Dieses bekamen wir beim nahen Tierarzt ganz schnell ausgestellt. Zwei Stunden später waren alle Papiere fertig. Während der Wartezeit fuhren wir die ganze Stadt ab um einen Schweißer zu finden – unser Hosenrohr vom Auspuff war schon wieder gerissen – und zwar neben der Schweißnaht aus Peru. Echt ne komische Sache – der Auspuff hat keinen Rost und reißt einfach vor dem Schalldämpfer. Wahrscheinlich sind die Gummis der Schalldämpferaufhängung zu weich. Es war keine Firma zu finden die ein Schweißgerät hatte. Wir tankten noch etwas nach, kauften Brot und fuhren weiter. Am Abend leerten wir dann eine Konservendose Oliven und ich bastelte aus der Weißblechdose eine große Auspuffschelle.
War die Carretera Austral bisher in sehr gutem, großteils sogar asphaltierten Zustand, hörte der Teer nun ganz auf und wir fuhren auf Wellblechpiste weiter. Traumhafte Stellplätze an türkisfarbenen Flüssen bei strahlendem Sonnenschein machten das tägliche Geholper wieder gut. Wir fuhren langsam und kamen an blauen Seen vorbei die so blau waren, dass wir beide der Meinung waren, dass es so ein Blau garnicht geben kann! Hinter jeder Kurve schrien wir nur „KITSCHIG“ 🙂
Eines Abends hörte ich beim Abstellen des Motors ein „Klingeln“ – dachte es wäre der gerissene Auspuff – konnte aber nichts finden – alles war fest. Am Morgen dann beim Starten ein fürchterliches „Rasseln“ und „Klingeln“ aus dem Motorraum. Das Lüfterrad der neuen Lichtmaschine war locker, obwohl die Riemenscheibe fest war. Ich baute die Riemenscheibe ab und verglich das Distanzstück mit dem der „alten“ Lichtmaschine und tatsächlich war das der alten 0,5 mm dicker. Ich tauschte es und baute alles wieder zusammen – Ruhe im Motorraum!
Einige Kilometer später bogen wir von der Carretera Austral ab auf den „Passo Roballos“ zum südlichsten, mit dem Fahrzeug machbaren, Grenzposten nach Argentinien. Eine traumhafte, aber brutal schlechte Schotterstraße, zog sich über hügeliges Land. Die Landschaft dort ist unbeschreiblich. Auch die Tierwelt zeigte sich hier mehr als in den letzten Tagen – alleine nach dem Abbiegen sahen wir innerhalb eines Tages unzählige Guanakos, Nandus (teilweise mit Nachwuchs), Raubvögel ohne Ende, riesige Schnäpfen mit langen gebogenen Schnäbeln und als absolutes Highlight zwei Zwerggürteltiere. Der Wind war nun auch schon seit Tagen fast ständig präsent, befanden wir uns doch schon seit geraumer Zeit in Patagonien. 20 Kilometer vor der Grenze übernachteten wir noch einmal und standen am Morgen als einziges Fahrzeug an einem Grenzposten mitten in der Pampa. Die Ausreise aus Chile dauerte keine fünf Minuten.
- gefahrene Strecke: 2.331 km
- Schäden bzw. Verschleißteile:
– Lichtmaschine defekt – ausgetauscht
– Auspuff gerissen – repariert - Verluste:keine
- Plattfüße: keiner
- Ausrüstungs TOPPs:
Jetzt mal ein ganz großes Lob an unsere treue Kühlbox von Engel.
Sie läuft und läuft und läuft – und braucht nur ganz wenig Strom dabei!