Nach einer erholsamen Nacht ging es am Morgen bei Regen zurück auf die PanAm.
Was hatten wir für ein Glück, dass es genau an dem Tag, als wir feststeckten, trocken geblieben war. An einer Copec-Tankstelle gab es dann wieder WiFi und heiße Duschen. Wir mussten uns langsam um die Rückverschiffung unseres Ivecos für nächstes Jahr kümmern. Nach ein paar Mail’s hin und her stand der Termin fest – leider!

Wir zogen weiter Richtung Süden. Auf Nebenstraßen ging es am „Lake Llanquihue“ entlang. Leider war uns der Blick auf den Vulkan „Osorno“ nur ganz kurz vergönnt – die Wolken hingen einfach zu tief. Über „Puerto Montt“ fuhren wir zum Fähranleger, wo wir nach kurzer Wartezeit auf eine Fähre rollten, die uns auf die größte Insel Chiles nach „Chiloé“ brachte. Das Wetter war bescheiden, es regnete ununterbrochen und so beschlossen wir einfach abzuwettern. Am nächsten Tag sah es nicht besser aus und wir fuhren in einer Tagesetappe ans südlichste anfahrbare Ende der Insel. Dort, am Ende der Straße, steht ein Monument. An diesem unscheinbaren Ort endet offiziell der Panamericana-Highway. Mehr als 21.000 km trennten uns jetzt vom Anfang der PanAm in Anchorage / Alaska.

Der Weg zurück führte uns in das kleine Örtchen „Dalcahue“. Auf dem kleinen Kunsthandwerksmarkt gab es neue Hausschuhe mit Lammfellfütterung für Rinis kalte Füße. Ein Pflichtbesuch auf Chiloé ist die Markthalle in „Castro“ – am Sonntag! Denn dann gibt es dort das absolute kulinarische Highlight der Region, den „Curanto-Eintopf“- ein Netzt gefüllt mit verschiedenen Kartoffelarten, Knödeln, unterschiedlichen Fleischsorten, mindestens zwei Muschelsorten und einigem mehr – so viel, dass wir zu zweit die eine Portion nicht schafften. Die Spezialität wird einige Stunden im Topf gegart und man bekommt das Netz dann einfach auf einen Teller gelegt. Brutal lecker!
Auf der Weiterfahrt sahen wir dann tatsächlich neben der Straße einen Pudu grasen – den kleinsten Hirsch der Welt. Wir konnten mit der Kamera ganz nah ran. Unglaublich wie winzig der ist!

Mit der Fähre ging es zurück aufs Festland und wir fanden an der Straße einen großen Parkplatz, auf dem wir gut übernachten konnten. Am Abend mussten wir zweimal schauen, was sich da für ein Reisefahrzeug neben uns auf den Parkplatz stellte – ein klitzekleiner Minivan (den man im Ganzen in unseren Iveco hätte stellen können) mit drei Travelern aus Frankreich. Einer musste im Zelt nächtigen, zwei schliefen im Inneren (?!?) – keine Ahnung wie das möglich ist, aber ne 11 kg Gasflasche hatten sie auch noch dabei, um im Klohaus auf dem Parkplatz ihre Küche einzurichten … Unglaublich! Zurück in „Puerto Montt“ füllten wir alle Vorräte bis Anschlag auf – und auch die Dieseltanks. Wir fuhren nämlich auf der legendären „Carretera Austral“ weiter nach Süden – mitten hinein ins Herz von Patagonien.

Am Fähranleger „La Arena“ mussten wir nur 20 Minuten warten und durften mit der nächsten Fähre nach „Caleta Puelche“ übersetzten (30 min). Rini war es nicht ganz wohl – die See war etwas rau und die Fähre schaukelte von rechts nach links. Die 80 km bis zum nächsten Fähranleger in „Hornopiren“ nahmen wir noch am gleichen Tag unter die Räder. Wir wussten, dass diese Fähre nur einmal am Tag um 11 Uhr fährt. Am Abend schlenderten wir noch durch den Ort und waren froh, dass das Wetter für die nächsten Tage schön sein sollte. Die Fähre lief ein und löschte die Ladung aus dem Süden. Am Morgen reihten wir uns als fünftes Auto in die Schlange ein und dachten, dass – wie bisher immer – auf der Fähre zu zahlen sei. Das Beladen begann und ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft kam an unser Fenster und wollte das Ticket sehen. „Oh?“ – er meinte die Fähre heute sei mit Vorreservierungen voll und wir müssten bis morgen warten. Wir könnten aber schon ein Ticket im Office lösen. Das taten wir dann auch und stellten den Iveco 50 m entfernt ab. WiFi gab es auch und so machte uns der eine Tag warten nix aus. Ich beobachtete, wie die Fähre beladen wurde und als sie schon fast ganz voll war schaute mich der Lademeister an und zwinkerte mir zu – „Hol dein Auto …“. Als vorletztes Fahrzeug wurden wir auf die Fähre gequetscht und die knapp 6-stündige Überfahrt nach „Leptepu“ begann. Da es sich um eine Art Fjord handelte, in dem es Richtung Süden ging, schaukelte es diesmal überhaupt nicht. Wir genossen die Sonnenstrahlen und die unglaublich grüne Bergwelt um uns herum.

Nach der Ankunft mussten wir nur ca. 10 Kilometer durch den üppigen Urwald fahren und dann ging es gleich auf die Anschlussfähre (30 min), die uns in „Caleta Gonzalo“ ausspucke. Es war Ebbe und Rini sah am Ufer riesige Muschelbänke. Keine 30 Minuten später gab es selbst geerntete Muscheln bei uns zum Abendessen. In „Caleta Gonzalo“ – übernachteten wir am Fähranleger und machten am Morgen eine kleine Wanderung in den dort beginnenden „Park Pumalin“. Dieser Park, durch den die ersten Kilometer der Carretera Austral führen, ist privat und gehört dem Amerikaner Doug Tompkins. Es wurde nirgends Eintritt verlangt, die Wege und Anlagen waren alle in absolutem Top-Zustand und alles war extrem sauber und gepflegt. Der Park hat eine Größe von 2889 qkm. Unglaublich das alles zu kaufen und zu unterhalten …

Wir fuhren ein kleines Stück weiter und unternahmen noch eine kurze Wanderung im Park, zu einem spektakulären Wasserfall. Auf dem Rückweg blieb mir fast das Herz stehen – Rini stolperte vor mir über eine Wurzel und stürzte der Länge nach hin. Sie hatte nicht einmal Zeit, sich mit den Armen abzustützen und schlug mit dem Gesicht auf. Glücklicherweise fiel sie mit dem Gesicht direkt in ein dichtes, weiches Moosgewächs ohne Äste und Steine darin. Es war nichts passiert! Zurück am Auto gab es auf den Schreck erst einmal einen Kaffee, bevor es an diesem Tag noch ein Stückchen weiter ging.
Die unbefestigte Piste war in gutem Zustand und wir kamen mühelos voran. Die Landschaft änderte sich fast schlagartig – waren wir zuletzt in üppigem Wald unterwegs, waren nun alle großen Bäume abgestorben und der Bewuchs sehr niedrig und jung – sonst standen nur nackte Baumskelette in der Landschaft herum. Riesige Flächen mit toten Bäumen erstreckten sich über ganze Berghänge. „Was ist denn hier passiert?“ – Die Antwort sahen wir ein paar Kilometer weiter. Der Vulkan Chaitén! Bei seinem letzten Ausbruch 2008 verwüsteten pyroklastische Ströme (bis zu 100 km/h schnelle und bis zu 700 °C heiße Asche- und Geröll-Lawinen) die gesamte Gegend um den Vulkan. Gleichzeitig wuchs im Krater ein 200 Meter hoher Kegel aus Auswurf empor. Wir parkten am Wanderparkplatz und ich nahm mir die Zeit um unsere Seitz-Fenster von außen abzudichten – das Dichtband war so brüchig geworden, dass die Fenster nacheinender undicht wurden.
Am Morgen schnürten wir die Wanderschuhe für unsere Vulkanbesteigung. Ging es am Anfang gemütlich dahin, wurde der Weg immer steiler und beschwerlicher. Die letzten 100 Höhenmeter führten über loses Geröll und waren extrem steil. Oben angekommen blickten wir auf den gigantischen Kegel inmitten des Kraters. Überall rauchte es und wir hofften, dass der Vulkan uns gnädig gestimmt sei und ruhig bliebe solange wir da waren. Am Rückweg rutsche ich auf dem steilen Stück aus und fiel auf mein rechtes Handgelenk – das 2. Mal innerhalb einer Woche! „Mist, jetzt kann ich es bald garnicht mehr bewegen!“. Uns kamen Franzosen entgegen und fragten, ob das unser Iveco sei auf dem Parkplatz. „Oui!“ – „Toll!“ meinten sie – sie seien auch mit einem Iveco unterwegs. Nach einem kurzen Plausch stiegen wir weiter ab zum Parkplatz und waren echt ein wenig fertig – wir müssen an unserer Kondition arbeiten 🙂 Ein paar Kilometer zurück gab es einen Campground – wir waren immer noch im Park Pumalin unterwegs – der Platz war kostenlos (zumindest außerhalb der Saison). Wir waren die einzigen Besucher und es war einfach herrlich!

Kurz vor dem kleinen Örtchen „Chaitén“ übernachteten wir traumhaft am Strand. Das Wetter wurde wieder schlechter, also fuhren wir ins Städtchen – wir brauchten Brot und Internet zum Wetter checken. Drei Tage sollte es schlecht bleiben, dann wieder besser werden. Wir wetterten wieder ab und vertrieben uns die Zeit mit Kartenspielen und Spaziergängen mit Zora während der Regenpausen. Das Ergebnis des Titertest für Zora kam per Mail und uns fiel ein Stein vom Herzen – Zora hat DEUTLICH mehr Antikörper gegen Tollwut, als die EU vorschreibt. Außerdem hat man in Deutschland mein seit Monaten gesperrtes Mailkonto wieder zum Leben erwecken können – Danke nochmal STEFAN!!!

Am dritten Tag besserte sich das Wetter und wir zogen weiter, kamen aber nur fünf Kilometer weit. Beim Blick auf das Voltmeter zog es mir die Mundwinkel nach unten. 12,8V bei 2.000 U/min. Die Lichtmaschine brachte keinen Strom mehr. Nicht so schlimm – wir hatten ja eine neue Lichtmaschine dabei (ohne Riemenscheibe). Da ich aber nicht wusste, ob ich die Riemenscheibe von der defekten ohne Abzieher runter bekommen würde, fuhren wir nach Chaiten zurück um eine Werkstatt in der Nähe zu haben. Ich brauchte trotz meines angeschlagenen Handgelenks nur 15 Minuten um die  Lichtmaschine auszubauen – neuer Rekord! Allerdings bekam ich die Schraube nicht geöffnet, welche die Riemenscheibe hält. In einer nahen LKW-Werkstatt fragte ich nach einem Schlagschrauber – „No!“ – so etwas hätten sie hier nicht. Dann fragte ich nach einem Schraubstock – „No!“, das auch nicht. Aber eine ganz große Rohrzange hätten sie! Damit ging es dann auch 🙂 Einbauen, anschließen, Motor starten – 14,2V am Voltmeter – „Listo! Wir können weiter!“.

Auf zum Park Pumalin, diesmal durch den Hintereingang. Am allerletzten Camp im Park, welches nur durch eine kleine schmale Schotterstraße erreichbar war, nisteten wir uns wieder als einzige Besucher ein. Am nächsten Morgen schnürten wir wieder die Wanderschuhe und begaben uns auf eine 30 Kilometer Wanderung zu einer Gletscherzunge. In einem breiten Tal wanderten wir stundenlang geradeaus dahin. Immer wieder mussten wir über Treibholzstämme klettern und durch kleine Flüsschen waten. Nach ca. 10 Kilometern war Schluss – wir kamen nicht weiter – der Regen der letzten Tage hatte den Hauptfluss zu stark anschwellen lassen. Wir machten Brotzeit und kehrten um. Es war aber trotz dem nicht erreichten Ziel eine fantastische Wanderung. Ach ja, der absoluter Hammer – es gibt hier in diesem Gebiet sogar noch Papageien – wer hätte das gedacht! Und es gibt auch noch Kolibris, Hummeln so groß wie ein Daumen und Bremsen mit gigantischem Stachel.

Auf der Carretera Austral ging es bei traumhaften Wetter für uns weiter Richtung Süden nach „Coyhaique“, der einzigen Stadt vor der Grenze nach Argentinien, um die Ausreisegenehmigung für Zora zu besorgen. Das Büro war schnell gefunden und die nette Dame erklärte uns, dass wir noch ein Gesundheitszeugnis bräuchten. Dieses bekamen wir beim nahen Tierarzt ganz schnell ausgestellt. Zwei Stunden später waren alle Papiere fertig. Während der Wartezeit fuhren wir die ganze Stadt ab um einen Schweißer zu finden – unser Hosenrohr vom Auspuff war schon wieder gerissen – und zwar neben der Schweißnaht aus Peru. Echt ne komische Sache – der Auspuff hat keinen Rost und reißt einfach vor dem Schalldämpfer. Wahrscheinlich sind die Gummis der Schalldämpferaufhängung zu weich. Es war keine Firma zu finden die ein Schweißgerät hatte. Wir tankten noch etwas nach, kauften Brot und fuhren weiter. Am Abend leerten wir dann eine Konservendose Oliven und ich bastelte aus der Weißblechdose eine große Auspuffschelle.

War die Carretera Austral bisher in sehr gutem, großteils sogar asphaltierten Zustand, hörte der Teer nun ganz auf und wir fuhren auf Wellblechpiste weiter. Traumhafte Stellplätze an türkisfarbenen Flüssen bei strahlendem Sonnenschein machten das tägliche Geholper wieder gut. Wir fuhren langsam und kamen an blauen Seen vorbei die so blau waren, dass wir beide der Meinung waren, dass es so ein Blau garnicht geben kann! Hinter jeder Kurve schrien wir nur „KITSCHIG“ 🙂

Eines Abends hörte ich beim Abstellen des Motors ein „Klingeln“ – dachte es wäre der gerissene Auspuff – konnte aber nichts finden – alles war fest. Am Morgen dann beim Starten ein fürchterliches „Rasseln“ und „Klingeln“ aus dem Motorraum. Das Lüfterrad der neuen Lichtmaschine war locker, obwohl die Riemenscheibe fest war. Ich baute die Riemenscheibe ab und verglich das Distanzstück mit dem der „alten“ Lichtmaschine und tatsächlich war das der alten 0,5 mm dicker. Ich tauschte es und baute alles wieder zusammen – Ruhe im Motorraum!

Einige Kilometer später bogen wir von der Carretera Austral ab auf den „Passo Roballos“ zum südlichsten, mit dem Fahrzeug machbaren, Grenzposten nach Argentinien. Eine traumhafte, aber brutal schlechte Schotterstraße, zog sich über hügeliges Land. Die Landschaft dort ist unbeschreiblich. Auch die Tierwelt zeigte sich hier mehr als in den letzten Tagen – alleine nach dem Abbiegen sahen wir innerhalb eines Tages unzählige Guanakos, Nandus (teilweise mit Nachwuchs), Raubvögel ohne Ende, riesige Schnäpfen mit langen gebogenen Schnäbeln und als absolutes Highlight zwei Zwerggürteltiere. Der Wind war nun auch schon seit Tagen fast ständig präsent, befanden wir uns doch schon seit geraumer Zeit in Patagonien. 20 Kilometer vor der Grenze übernachteten wir noch einmal und standen am Morgen als einziges Fahrzeug an einem Grenzposten mitten in der Pampa. Die Ausreise aus Chile dauerte keine fünf Minuten.

  • gefahrene Strecke: 2.331 km
  • Schäden bzw. Verschleißteile:
    – Lichtmaschine defekt – ausgetauscht
    – Auspuff gerissen – repariert
  • Verluste:keine
  • Plattfüße: keiner
  • Ausrüstungs TOPPs:
    Jetzt mal ein ganz großes Lob an unsere treue Kühlbox von Engel.
    Sie läuft und läuft und läuft – und braucht nur ganz wenig Strom dabei!