Nach Drumheller war es nicht mehr weit.
Wir ließen uns viel Zeit, kamen schon am Nachmittag in dem kleinen Örtchen an und stellten erstmal fest, dass der Walmart über das beste WIFI verfügte, das wir bis dahin je hatten 🙂 Nach dem Einkauf fuhren wir zum Visitor-Center, welches bereits von weitem zu erkennen war, weil auf dessen Parkplatz ein gigantischer Dinosaurier steht. Ein paar Kilometer weiter war dann das Ziel dieses Tages erreicht – das „Royal Tyrrell Museum“.

Am Abend unternahmen wir noch einen Spaziergang auf dem Gelände zwischen fantastischen Sandsteinformationen. Am folgenden Tag waren wir die Ersten, die pünktlich um 9 Uhr vor dem Eingang standen und somit hatten wir auch die besten Möglichkeiten, alle Exponate in Ruhe zu begutachten und abzulichten. Die Hauptattraktion ist natürlich „Black Beauty“ – das am besten erhaltene Skelett eines T-Rex weltweit. Das Skelett ist genauso ausgestellt, wie es von Studenten in einer gigantischen Steinplatte gefunden und freigelegt wurde. Black Beauty hat bereits die ganze Welt bereist und wurde schon in Japan und Europa ausgestellt, bevor es im Tyrrell Museum, ganz in der Nähe seines Fundortes, seinen letzten Platz fand – 75 Millionen Jahre nach seinem Tod. Außer dem T-Rex in der Steinplatte, beherbergt das Museum unzählige weitere Skelette ausgegrabener Dinosaurier. Der Grund, warum das Museum genau an diesem Ort entstanden ist: Das Gebiet von Drumheller bis zum „Dinaosaur Provincial Park“ ist einer von zwei Orten auf der Welt, die die meisten Dinosaurierfunde aufweisen. Das Museum ist von einer derart fantastischen Aufmachung, dass es einem echt die Sprache verschlägt und man sich wirklich in eine Zeit zurückversetzt fühlt, in der an Menschen noch gar nicht zu denken war – der Besuch war für uns ein absolutes Highlight!

Uns zog es weiter Richtung Westen. Auf dem Weg nach Calgary fuhren wir wieder an gigantischen Farmflächen vorbei. Das Gebiet zählt aufgrund einer besonders widerstandsfähigen Wintergetreideart zu den ertragsreichsten Gebieten der Welt. Die Flächen sind so groß, dass die Enden der Felder gar nicht zu sehen sind.

Hinter einem leichten Hügel waren sie auf einmal in der Ferne zu erkennen – die Rocky Mountains. In Calgary hielten wir uns nicht lange auf und nach ein paar Besorgungen fuhren wir mit vollen Dieseltanks in den „Banff-Nationalpark“. Die Stadt Banff ließen wir links liegen, da unser Ziel der „Lake Louise“ war. In geringer Entfernung besuchten wir zuerst den „Moraine Lake“. Obwohl es unter der Woche war, hatten wir Mühe einen Parkplatz zu finden – der See ist von einer so herrlichen Lage, dass es kein Wunder ist, dass so viele ihn sehen wollen.  Auf der Rückfahrt ins Tal nach Lake Louise (Town) dann ein Problem, das in den Bergen bereits öfters an unserem Iveco auftrat – er rauchte im Schiebebetrieb bei Teillast extrem weiß. Bereits in Deutschland, kurz vor der Verschiffung, begann er beim Kaltstart kurzzeitig weiß zu rauchen und unverbrannten Diesel aus dem Auspuff zu pusten. Warm war alles ok. Das machte er also schon seit über 13.000 km. Jetzt kam also in der Höhe noch ein weiteres Problem dazu. Ok, dachte ich – einfach mal beobachten.

In Lake Louise nisteten wir uns auf dem Campground ein. Der Campground bestand aus zwei Arealen – einem für die großen Trailer und einem für die Zelte und die kleineren Fahrzeuge – also auch für uns. Dieses Areal war komplett mit einem Elektozaun eingezäunt und die Zufahrt ging über einen breiten Stahl-Gitterrost. Wir dachten noch: „Was soll das denn?“ – dann sahen wir auch noch kleine Häuschen mit Aufbewahrungsboxen für Lebensmittel – alles absperrbar und überall Hinweise KEINE Lebensmittel außerhalb liegen zu lassen. „Ok, die haben hier echt Angst vor Bären.“ Das diese Angst begründet ist, das sollten wir am nächsten Abend hautnah miterleben!

Die Nacht war ruhig und wir machten uns am nächsten Morgen ganz früh auf den Weg in Richtung Lake Louise (See). Am Parkplatz waren wir die Ersten und machten uns fertig für einen Wandertag – Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau, auf was wir uns da eingelassen hatten – es ging auf den Fairview Mountain – vom Parkplatz aus knapp über 1000 Höhenmeter!

Ausgerüstet mit allem, was wir an Survivalausrüstung dabei hatten (Rucksack, Bärenglocke, Bärenspray, Kompass, Erste-Hilfe Set, Essen und Trinken), ging es bei angenehmen Temperaturen los. Stunden später standen wir dann vor einem extrem steilen Geröllfeld, welches uns noch vom Gipfel trennte – nochmal 1,5 Stunden steil bergauf und dann standen wir überglücklich auf dem Fairview Mountain – ganz alleine – und hatten eine unglaubliche Rundumsicht. Es wird erzählt, dass man den Lake Louise nur gesehen hat, wenn mal ihn von dort oben aus gesehen hat ;-). Oben am Gipfel machten wir eine Stunde Rast und hatten viel zu lachen, da wieder mal ein kleines neugieriges Hörnchen alles ganz genau inspizieren musste.

Der Rückweg war genau so beschwerlich wie der Aufstieg – irgendwie wollte der Weg kein Ende nehmen, aber irgendwann waren wir dann am Auto angekommen und es gab erst mal eine Kaffeepause. Es war später Nachmittag und wir wollten uns noch einen Nachtplatz etwas außerhalb suchen, da Übernachten am Parkplatz nicht erlaubt war. Vom Parkplatz aus ging es mit kaltem Motor bergab und als ich das erste mal im Schiebebetrieb auf das Gaspedal trat – tat sich gar nix – außer einer gigantischen weißen Rauchwolke aus dem Auspuff. Der Motor lief also im Schiebebetrieb gar nicht mehr – sofort raus auf einen Parkplatz. Im Stand lief der kalte Motor, aber er rauchte weiß… „Nicht gut!“. Nach einer 9-Stunden Wanderung, die uns echt alles abverlangte, also nun diese Herausforderung! Ich vermutete ja schon in Deutschland eine defekte Einspritzdüse und Sicherheitshalber hatten wir vier neue Düsen dabei – diese habe ich dann auf dem Parkplatz eingebaut und leider mussten wir dann feststellen, dass der Motor mit den neuen Düsen genau so besch… gelaufen ist wie mit den alten. Also doch die Dieselpumpe! Dazu kam jetzt auch noch, dass zwei Dieselleitungen nicht mehr richtig dicht wurden. „Hilft nix, wir brauchen eine Werkstatt“. Das erste mal auf der Reise…

In Lake Louise (Town) haben wir uns dann auf den Parkplatz vor das Visitor-Center gestellt, um das WIFI zu nutzen und eine Werkstatt in Calgary zu suchen. Es war inzwischen halb elf und fast dunkel, wir waren gerade mit dem Essen fertig – der Parkplatz war so gut wie leer – als mein Blick durch die Seitenscheibe in eine ca. 10 m breite Gasse, zwischen einem Souvenirladen und dem Visitor-Center, fiel – WAS IST DAS???? RINI!!! EIN BRAUNBÄÄÄÄÄÄÄÄÄR!!!!!!!! Da trabte doch tatsächlich mitten durch Lake Louise ein ausgewachsener Braunbär – direkt über den Parkplatz und zwei Meter hinter unserem Auto entlang! Es war so still, dass wir sogar die Krallen auf dem Asphalt hören konnten – Klack… Klack… Klack… UNFASSBAR!!!! Das Foto ist leider verwackelt – warum kann man sich ja denken… 😉 Diese Nacht wollten wir nicht mehr raus!

Am nächsten Tag fuhren wir die 220 km zurück nach Calgary, um dort unser Problem zu lösen. Der Iveco lief an diesem Tag wieder absolut problemlos – nur der Weißrauch im Schiebebertrieb, der nach ein paar Sekunden immer wieder aufhörte. Ich war inzwischen felsenfest der Meinung, dass die Einspritzpumpe zu spät einspritzt – aber das auf der Wiese exakt einzustellen ist fast unmöglich. Die Werkstatt, die wir in Calgary rausgesucht hatten, existierte nicht mehr und man schickte uns von einem zum anderen – keiner konnte oder wollte uns helfen. Schließlich fanden wir doch noch eine Werkstatt, die sich zumindest unser Problem erklären ließen – wir sollten uns gedulden und sie würden uns per Mail Bescheid geben, wann und ob sie Zeit hätten. Der Mechaniker meinte, wir müssen erst mal die undichten Leitungen abdichten – evtl. neue Leitungen anfertigen – es könnte sich aber auch um Kompressionsdruck handeln, der an den Düsen vorbei pfeift. Ich war mir auch nicht mehr so sicher, ob es die Leitungen sind oder ob die Abdichtung zum Zylinder hin undicht ist – also habe ich selber die zwei undichten Düsen nochmal ausgebaut und zweimal alles gründlichst gereinigt – bis tatsächlich alles wieder dicht war! Dieses Problem war also behoben. Eine E-mail von der Firma kam an diesem Tag leider nicht mehr und wir beschlossen (da in Calgary kein richtiger Dieselexperte zu finden war), wieder in den NP nach Banff zu fahren. Der Iveco lief problemlos…

Unterwegs bei einem kurzen Halt fiel mein Blick auf das linke Hinterrad: „Schaut fast nach zu wenig Luft aus!“. Kurz aufgepumpt und weiter. In Banff-Stadt sind wir dann doch mal raus gefahren, um den gigantischen Hotelbunker im ältesten Nationalpark der Welt anzusehen – das Hotel wurde bereits 1928 errichtet. Am Parkplatz sahen wir noch einen Unimog aus Deutschland – aber die Besitzer waren leider nicht da. Wir fuhren weiter Richtung Jasper, auf dem unbeschreiblich schönen „Icefield Parkway“ – diese Straße gehört zu Recht zu den schönsten Straßen der Welt! Unterwegs hielten wir immer wieder an, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen. Wir besichtigten wild tosende Wasserfälle und hinter jeder Kurve kam uns ein erneutes „Wow“ über die Lippen.

Einen Nachtplatz fanden wir an diesem herrlichen Tag neben einem Motel/Restaurant. Später, beim Kontrollgang ums Auto, dann der Blick auf das rechte Vorderrad – fast platt! …“Aber hinten links war doch zu wenig Luft…?!“. An diesem Abend haben wir dann nix mehr gemacht um uns am nächsten Morgen – nach einem kräftigen Frühstück – also um zwei platte Reifen zu kümmern! Tatsächlich waren wir nach 2,5 Stunden mit allem fertig. Kein Fremdkörper – wieder mal waren es die zu dünnen Schläuche… 🙁

Weiter ging es zum „Columbia Icefield“ – sehr ernüchternd wenn man sieht, wo der Gletscher noch vor 100 Jahren war und wie sehr sich der Rückgang in den letzten 30 Jahren beschleunigt hat…
Auf der Weiterfahrt dann bei einer weiteren Passabfahrt – wieder der Weißrauch aus dem Auspuff – allerdings habe ich dann nicht das Gaspedal in der Mittelstellung gelassen, sondern wollte wissen was bei Vollgas passiert – weiß… weiß… weiß…. SCHWARZ mit einer gigantischen Fehlzündung! „Ein Diesel hat keine Fehlzündung!!!“ Das widerstrebt jeder Logik – es sei denn, er zündet den nicht verbrannten Diesel im Auspuff. Egal – inzwischen hatten wir über ein deutsches Forum eine Firma in Red Deer empfohlen bekommen – u.a. ein BOSCH-Service Center.

Wir ließen uns aber erstmal nicht beirren, denn es gab ja noch einiges zu besichtigen – nämlich eines der Highlights der „Rockies“ – den Maligne Canyon! Der Maligne River hat sich dort so filigran in den Sandstein gefräst, das eine absolut einmalige Schlucht entstanden ist. Teilweise so schmal, dass „Hörnchen“ von einer Seite auf die andere springen (Am Parkplatz sahen wir dann das erste mal auf dieser Reise einen Rotel-Tours Bus 🙂 ).

Am nächsten Tag, um acht Uhr, standen wir vor dem Laden und schilderten dem Team unser Problem. Der Chef schüttelte auch nur den Kopf und meinte: „A backfire in a diesel? Never!“. Aus Deutschland erhielten wir die Info, dass wir die Pumpe früher stellen sollten. Art, der Chef, stellte uns seine Werkstatt zur Verfügung und ich machte mich an die Arbeit – Stunden um Stunden verbrachte ich damit, unter Zuhilfenahme aller möglichen Snap-On-Werkzeugen die untere der drei Halteschrauben von der Einspritzpumpe zu lösen. Art hatte zwar einen Schlüssel – aber der passte nicht. Nach einer kleinen Platzwunde am Kopf (Rini hat sie toll versorgt), die ich mir am Differentialdeckel zugezogen hatte und total zerschundenen Armen, habe ich mir selbst einen passenden Schlüssel aus einer abgeschnittenen Nuss und der Stange einer Kartuschenpresse geschweißt und hingebogen, der dann tatsächlich gepasst hat! Die Pumpe konnte eingestellt werden und tatsächlich war bereits beim ersten Start nach dem Einstellen klar, dass dies der richtige Weg war! Kein Weißrauch mehr. Überglücklich haben wir uns dann verabschiedet, um unsere Reise fortzusetzen. DANKE an das Team von CENTRAL DIESEL INJECTION in Red Deer.

Bis Edmonton waren es noch ca. 160 km, die wir mit einem Iveco fuhren, der deutlich mehr Leistung hat und sich auch erheblich „spritziger“ anfühlt. Fakt: Kaltstartbeschleunigerhebel in der Pumpe defekt – und deshalb stand die Pumpe dauerhaft zu spät. Jetzt steht sie richtig – halt ohne Kaltstartverstellung. Egal, zur Not haben wir eine Ersatzpumpe dabei – aber diese braucht erstmal nicht zum Einsatz zu kommen!

Am nächsten Tag waren wir dann bereit für die „West Edmonton Mall“ – eine der größten  Shoppingmalls der Welt. 800 Läden, 100 Restaurants, Nachtclubs, eine Eislaufbahn und ein überdachtes Schwimmbad… 13,4 Quadratkilometer „Einkaufserlebnis“! Hier musste es doch ein Vogelbestimmungsbuch geben – und tatsächlich wurden wir fündig, nachdem wir uns auf einem riesigen Touchscreen-Monitor einen Überblick verschafft hatten. Kopfschüttelnd schlenderten wir nach unserem Buchkauf durch die Mall, vorbei an dem riesigen Schwimmbad: „Das kann doch keinen Spaß machen!“ – sich von einer Besucherplattform aus beim Baden begutachten zu lassen…?! Auf der Eislaufbahn wurde gerade ein Hockeyspiel ausgetragen und in der Restaurantabteilung roch es so penetrant nach Fastfood, dass uns doch etwas schlecht wurde und wir das Weite bzw. unseren Iveco suchten.

Das nächste Ziel war Grande Prairie, 380 km entfernt – und auf dem Weg dorthin war die Fahrerei das erste mal tatsächlich etwas langweilig. Es gab nur Flachland und nichts aber auch gar nichts zu sehen. Grande Prairie, unser Ausgangspunkt für die Fahrt weiter hoch in den Norden. Was wir dort erlebt haben, das folgt im nächsten Bericht… Jetzt gehen wir erst mal Proviant auffüllen, da es ab hier wieder recht teuer wird.