Nach einer verregneten Nacht packten wir am Morgen auf dem Campground „Rouge Hill“ unsere sieben Sachen zusammen, füllten den Wassertank und gingen Duschen. Wir lasen noch einmal nach und in Anbetracht der ca. 14 Mio. Besucher jährlich bestätigten wir unsere Entscheidung vom Vorabend, die Niagarafälle nicht zu besuchen – ALSO AUF NACH WESTEN!

Der Highway aus Toronto raus war gestopft voll und wir kamen nicht sehr weit. Bereits in Bradford – nach nur 69 gefahrenen Kilometern – landeten wir auf dem Walmart-Parkplatz. Nach dem Einkauf beschlossen wir an diesem Tag nicht mehr weiter zu fahren… Mit vollen Diesel-Tanks ging es dann am nächsten Morgen weiter auf den TCH (Trans Canada Highway). Wir fuhren so ganz gemütlich vor uns hin als ich am Straßenrand auf etwas aufmerksam wurde was da nicht hingehörte – eine Sekunde später wurde mir klar, dass da ein Schwarzbär steht… EIN BÄR! – rief ich noch und Rini schaute und stürzte zur Kamera, während ich nach einem Blick in den Rückspiegel eine mehr oder weniger elegante Vollbremsung hinlegte. Als dann die Kamera bereit war – war der Bär im Wald verschwunden – schade!

Wenn wir außerhalb von Städten übernachten haben wir es uns angewöhnt, rechtzeitig einen Nachtplatz zu suchen – an diesem Abend entdeckten wir eine ganz kleine Abfahrt vom Highway – laut Satellitenbild sollte sich in geringer Entfernung ein kleiner See befinden – und genau dort führte der schmale Weg auch hin – PERFEKT! Allerdings blieben wir nicht lange unentdeckt – die Mücken hatten uns schnell gefunden. An diesem ruhigen Platz wollte ich mein Anglerglück versuchen und warf, gut eingepackt gegen die Plagegeister, die Angel aus. An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Wir haben uns in Deutschland mit einigen Mückenmittel eingedeckt – das einzige was uns bisher gegen die nervigen Insekten hier schützt ist Anti-Brumm in der roten Flasche. Alles andere könnt ihr im Regal stehen lassen! Ich hatte also die Angel das erste mal ausgeworfen, als beim Einholen schon ein Fisch am Haken vorbei biss – fast am Ufer! Beim zweiten Wurf war der Haken noch gar nicht richtig im Wasser als ich einen heftigen Ruck spürte – das Anlanden war kein Problem – das Abendessen war gesichert. Rini zauberte einen fantastischen Salat und ich bereitete den Fisch über dem Grill zu – bei Regen 🙁 . Die Nacht war ruhig und am Morgen hatte der Regen aufgehört. Ich verließ noch nicht ganz wach unser Auto durch die Schiebetür und ging ein paar Schritte hinters Auto, als ich auf Augenhöhe in nur ca. 3 m Entfernung auf das Hinterteil eines ausgewachsenen Elches starrte – ich habe keine Ahnung wer von uns beiden mehr erschrocken ist! Mit zwei riesigen Sätzen war der Elch im Wald verschwunden und ließ mich wie versteinert zurück… Das hätte auch ins Auge gehen können!

Bei der Weiterfahrt auf dem Highway mussten wir dann leider sehen, dass die rücksichtslose Raserei einiger LKWs in der Nacht einem Bären das Leben gekostet hatte – ein so prächtiges Tier, das da tot auf dem Seitenstreifen lag… 🙁
Die Landschaft änderte sich und es wurde hügeliger als wir an einen weiteren der fünf großen Nordamerikanischen Seen kamen – den Lake Superior. Übrigens sind die großen Seen das größte Süßwasserreservoir der Welt. Im Pukaskwa-Nationalpark unternahmen wir eine herrliche Wanderung bei strahlendem Sonnenschein an einer Küste, die wie eine unwirkliche Filmkulisse aussah – überall verwittertes Treibholz.

Wieder auf der Straße der nächste Bär – diesmal hinter der Leitplanke in einer Baustelle. Wieder kein Bild! Langsam werdet Ihr glauben, dass es hier gar keine Bären gibt… 😉 Weiter ging es zu den Wasserfällen von Aguasabou, danach haben wir einen spontanen Abstecher zu der längsten Hängebrücke Kanada’s unternommen – jedoch waren uns die fast 44 $ Eintritt echt zu viel für den 20-minütigen Fußmarsch und die Brücke – also fuhren wir die schlechte Schotterstraße zurück, bogen aber nicht Richtung Highway ab, sondern nahmen die Sackgasse zum Ouimet Canyon. Dort, nach einer kurzen Wanderung, blickten wir in eine fantastische Erdspalte gigantischen Ausmaßes, die auf Fotos leider niemals so spektakulär abgelichtet werden kann wie sie in Wirklichkeit ist!
Auf dem Rückweg zum Highway ist es dann wirklich passiert! Rini hat ihn entdeckt und er ist auch nicht gleich weggelaufen. EIN BÄR – genauer gesagt ein SCHWARZBÄR! Wir konnten sogar den Motor abstellen und diesmal den Bären wirklich lange beobachten.

Der nächste Nachtplatz lag auf einer Bergkuppe (mit einem „Camping verboten“-Schild) – aber das interessiert hier keinen. Im Tal, vor der Küste des Lake Superior, verlief die Trasse der Trans Canadian Railway Company. Tatsächlich sahen wir dann am Morgen, nachdem sich der gespenstische Nebel gelichtet hatte, einen Güterzug der auf sage und schreibe 160!!! Waggons 40- Fuß-Container DOPPELSTÖCKIG geladen hatte – ein gigantisches Bild!

Am Walmart-Parkplatz in Thunder Bay hatten wir dann mal wieder freies WIFI und blieben über Nacht. Auf Walmart-Parkplätzen kann man als Overlander immer problemlos stehen. Am Morgen, ich war auf dem Weg in den Markt, sprach mich Einer an… „Is this your car…?“ „Ähm… yes…“ und so begann eine nette Unterhaltung mit John. Als wir uns verabschiedeten meinte er, ich solle kurz warten – 3 min. später drückte er mir zwei große Kaffee und zwei riesige Muffins in die Hand und wünschte uns einen schönen Tag! Wieder mal haute uns die unübertreffliche Fürsorglichkeit der Kanadier um! DANKE JOHN!

Wir tankten in Thunder Bay voll und machten uns wieder auf dem Trans Canada Highway (TCH) Nr. 17 auf den Weg gen Westen. Der TCH verläuft hier einspurig und wird max. alle 10 km für kurze Zeit zum Überholen zweispurig – allerdings gibt es einige LKW-Fahrer, die selbst die 10 km nicht abwarten können und so drängeln, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Einer hätte uns fast von der Straße gedrängt, sodass wir beschlossen, bei der nächsten Gelegenheit ein 80er-Schild an unser Heck anzubringen. Schneller wollen wir eh nicht fahren…

Am „Lake of the Woods“ wollten wir dann mal wieder auf einen Campground, aber dort war es – da Wochenende und herrliches Wetter war – sowas von voll, dass wir weiter fuhren, an den 10 km entfernten „Falcon Lake“. Falcon Lake liegt bereits in Manitoba. Der Campground „Falcon Lake Beach“ war mit 17.85 $ der günstigste bis dahin. Wir unternahmen eine kleine Wanderung auf dem dort vorbeiführenden „Trans Canada Marsh Trail“. Uns gefiel es so gut am Falcon Lake, dass wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen. Wäschewaschen, Auto innen reinigen, 80er-Schild malen und ein paar Wartungsarbeiten waren sowieso nötig. Seit einiger Zeit läuft beim Betanken des hinteren Tanks ein wenig Diesel aus – der Schlauch ist gerissen – mal sehen ob die Kleberei was gebracht hat – wenn nicht müssen wir den Schlauch ersetzen.

Unser Reiseführer „Kanada“ von National Geographic, den wir in der Zwischenzeit ganz schön verteufeln, erzählte uns was von einem Naturkundemuseum in Winnipeg. Da wir jedoch überhaupt keine brauchbaren Infos zu dem Museum im Netz finden konnten, ließen wir die Stadt rechts liegen und fuhren auf dem Highway Nr. 1 weiter gen Westen. Ca. 60 km hinter Winnipeg mussten wir uns dann entscheiden – den nördlichen Highway Richtung Saskatoon/Edmonton oder den südlichen über Regina nach Calgary. Es ging nach links!

In Regina richteten wir uns auf dem Walmart-Parkplatz ein (ohne WIFI) und rollten das erste mal auf der Reise die Dax vom Heckträger, um die Stadt auf zwei Rädern zu besichtigen. Nach einer ausgiebigen Probefahrt waren wir bereit am nächsten Tag Regina zu erobern!

Es war Mittwoch und wir wussten, dass um 12.45 Uhr in der Ausbildungs-Academy der RCMP (Royal Canadien Mounted Police) ein Sergant Major’s Drill auf dem Exerzierplatz satt finden soll. Also fuhren wir auf die andere Seite der Stadt zu dem Ausbildungszentrum. Auf dem Weg dorthin waren wir an einigen Ampeln die Attraktion. Handys wurden gezückt und Fotos von uns auf der Dax geschossen. Der Major Drill war dann ein (für uns) sehr lustiges Spektakel – so was muss man gesehen haben – wie die zukünftigen Mounties in Reih und Glied stehen, während der Major die Zählung befiehlt oder wenn sich die ganze Truppe an einer nicht vorhandenen Linie ausrichten muss – und das in Schritten tut, die nicht größer als 2 cm sind. Wir mussten aufpassen, dass wir nicht laut gelacht haben. Nach dem Drill besichtigten wir noch die zur Ausbildungsstätte gehörende, herrlich holzvertäfelte Mountie Church und das Mountie Museum, in dem die gesamte Geschichte der RCMP erklärt wird (absolut sehenswert).
Nach der Polizei war vor der Polizei… denn bei unserer Rückfahrt in die Stadt wurden wir mal wieder mit Blaulicht und Sirene angehalten. Diesmal gleich zwei Officer. „Was ist das für ein Kennzeichen?“, „Fahrzeugpapiere und Führerschein“… Als wir ihm dann erklärten, dass die Dax hinten an unserem Mobile-Home hängt und wir damit die Städte erkunden, wollte er uns aber trotzdem überprüfen – fand aber in seinem PC nichts und ließ uns weiter fahren.

Der nächste Stop war dann das „Royal Saskatchewan Museum“, in dem sich unter anderem eine fantastische erdgeschichtliche Abteilung und eine große Ausstellung zu den First Nations befindet. Anschließend schlenderten wir noch durch den riesigen Park mitten in Regina – dieser Park mit seinen über 350.000 Bäumen ist sogar größer als der New Yorker Central Park!

Die Rückfahrt zum Walmart-Parkplatz verlief ohne Blaulicht und Sirene. Wir blieben noch über Nacht und fuhren am nächsten Tag weiter bis kurz hinter Swift Current, dort verließen wir den Highway um die „Great Sandhills“ zu besichtigen, an denen wir am Abend ankamen. Die „Great Sandhills“ erstrecken sich über ein ca. 1.900 km/2 großes Gebiet, sind aber mit „richtigen Dünen“ in keinster Weise zu vergleichen. Alle Sandhügel sind bewachsen nur ein paar sind ohne Grün. Diese Gegend lädt geradezu zu einem Spaziergang ein! Rehe, Hörnchen und eine märchenhafte Landschaft. Beim Wandern hält man in den Hügeln förmlich Ausschau nach runden Türen – in der Hoffnung, irgendwo einen Hobbit zu entdecken :-).

Auf bester Gravel Road ging es weiter zu der nächsten Attraktion: den Alberta Badlands! Ja, Alberta – denn auf dem Weg von den Sandhills zu den Badlands überquerten wir erneut eine Provinzgrenze. In den Alberta Badlands, neben dem Red River, liegt auch der einmalige „Dinosaur Provincial Park“. Dieses Gebiet gehört zu den reichsten Dinosaurierfundstätten der Welt und wurde deshalb auch zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Am Campground wurden wir nach unserer Reservierung gefragt – „Ähm… we don‘t have a reservation.“ Antwort: „Sorry, we’re full“. Na toll! Es war mal wieder Wochenende und der CP ausgebucht. Aber der nette Kerl an der Rezeption gab uns eine Karte, malte kurzer Hand ein Kreuz darauf und meinte, dort sei ein alter Campingplatz der nicht mehr in Betrieb ist – dort könnten wir kostelos und ruhig stehen.

Auf dem Weg dorthin kam uns ein MAN 8.150 mit deutschem Kennzeichen entgegen. Ich sofort auf die Bremse und in den Rückspiegel geschaut – er bremste auch. Uli aus Kamp-Lintfort, unsere erste Begegnung mit einem anderen europäischen Reisenden seit Halifax! Auch er war auf dem Weg zu dem Campground im Dinosaur Park. Kurzerhand schloss er sich uns an und wir fuhren gemeinsam zu dem alten CP, wo wir fantastisch stehen konnten, den ganzen Abend ohne Mücken draußen saßen und geredet haben. Uli hat das selbe Ziel wie wir – wir werden uns bestimmt irgendwo wieder treffen!

Am darauf folgenden Tag fuhren wir wieder in den Dino-Park, um in den spektakulären Badlands wandern zu gehen – allerdings fiel diese Wanderung kürzer aus als gedacht. Ein großer Teil des Geländes ist für Besucher (wegen der Ausgrabungen) nicht zugänglich – vielleicht auch besser so…  Überall stehen Schilder man soll auf den Wegen bleiben. Die Sandsteinformationen erodieren nämlich viermal schneller als die Rocky Mountains und sind ein sehr empfindliches Ökosystem. Aber wir sahen so viele Besucher – nein eigentlich fast alle – die sich darum nichts, aber auch gar nichts scherten und die Hügel zusammen mit ihren Kindern erklommen – „Hey kids, come on to the top of the hill!“ – das hörten wir so oft…

Nach einer weiteren Nacht am verlassenen CP machten wir uns auf Richtung Drumheller. Was es dort zu sehen gibt und was wir weiter erleben, das erfahrt ihr im nächsten Bericht!

  • bisher zurückgelegt: 10.354 km
  • Dieselverbrauch: 12,5 / 100 km
  • Ölverbrauch: 0,5L / 10.000 km (ja auf 10’km)!!!


Schäden bisher:

– 1 Plattfuß (Materialfehler Schlauch)
– großer Steinschlag am Radlauf hinten (zur Zeit mit Gaffa getaped)
– beide Stoßdämpferbefestigungen vorne locker – Schrauben angezogen
– Einfüllschlauch zum Zusatztank undicht – bereits 2x geklebt
– 12V Ladekabel für den Mac abgeraucht – noch ?
– Dax-Blinker kaputt (Glühbirne) – „Looks like a christmaslight!“ (Aussage im Motorradshop)

Ausrüstungs-TOP:
Unsere W-LAN Antenne mit W-LAN Router – egal wo wir stehen – im Umkreis von bis zu 4 km empfangen wir jedes offene W-LAN. Wir sind bisher hoch zufrieden mit dem Teil!

Ausrüstungs-FLOP:
bisher NICHTS 🙂