Von einem Bekannten bekamen wir schon vor Monaten Koordinaten von „Hot Springs“, mitten in der Wüste von Nevada, fast direkt neben der „50“. Die warmen Quellen (Austin Hot Springs) entpuppten sich als drei große, mit warmem Wasser gefüllte Stahlringe, in denen man gut sitzen konnte. Der Überlauf eines der Becken bildete einen kleinen Tümpel im Wüstenboden und darin befanden sich doch tatsächlich Goldfische – wir mussten zweimal hinsehen und konnten es fast nicht glauben – Goldfische in der Wüste … hatten wir so auch noch nicht gesehen.
Es war später Nachmittag und am Horizont zogen Gewitterwolken auf. Wir unternahmen noch einen Spaziergang zu einer verlassenen Miene, die wir oberhalb der Quellen entdeckt hatten. Da es nach Regen aussah, ließen wir die Kamera im Auto und liefen los. Kurz vor der Miene erschraken wir beide fast zeitgleich, als sich vor uns auf dem Weg eine ca. 80 cm lange Schlange bewegte. Maserung und Kopfform merkten wir uns und ließen sie ihres Weges ziehen. Die Mienenschächte, die wir vorfanden, wurden senkrecht in die Erde durch hartes Gestein getrieben, um an das (Eisen)erzhaltige Material zu kommen. Ganz schön gruselig mit dem Buch von King im Hinterkopf … Zurück beim Auto beobachteten wir das Gewitterschauspiel am Horizont und nahmen das Schlangenbuch zur Hand – es war eine Kiefernnatter (Pituophis catenifer). Am nächsten Morgen war es kalt und es regnete. Wir liefen halb nackt die 20 Meter zu einer der Quellen und setzten uns in das warme Wasser. An diesem Tag fuhren wir dann 297 Kilometer und landeten auf dem niegel-nagel-neuen, kostenlosen Campground „Cleeve Creek“. Das Wetter war nicht so besonders und so legten wir einen Ruhetag ein. Tags drauf unternahmen wir einen kleinen Spaziergang durch die herrlich leuchtenden Herbstfarben um uns herum und sahen etwas besorgt auf die schon gezuckerten Berge im Osten. Utah, unser nächstes Ziel, liegt generell sehr hoch …
Weiter ging es nach Richfield, wo wir nach langer Zeit mal wieder unsere Vorräte bei Walmart auffüllen konnten. Vor uns lagen einige der schönsten Nationalparks der USA. Am „Capitol Reef“ entlang ging es auf wunderschön bergiger Strecke nach Escalante, wo wir uns im Visitorcenter als erstes nach dem Wetter erkundigten. Als die Ranger für die nächsten 3 Tage keine besonderen Wetter-Warnungen aussprachen, ließen wir uns das kostenlose Campingpermit für die „Hole in the Rock Road“ ausstellen, welches es uns erlaubte, 7 Tage in dem Gebiet frei zu campen.
Von Escalante aus ging es ein paar Kilometer zurück zum Anfang der Gravelroad. Zuerst sehr gut zu befahren, später mit viel Wellblech, waren wir nach 20 Kilometern am „Devils Garden“. Zwischen bizarren Sandsteinformationen spazierten wir umher und schaukelten am späten Nachmittag weiter zum Abzweig der Piste zum „Egypt-Canyon“ – unterwegs dann die erste Klapperschlange auf dem Weg, eine Massassauga oder Zwergklapperschlange (Sistrutus Catenatus).
Zu Fuß ging es dann in der unwirklichen Landschaft am Canyonrand entlang. Wir blieben noch einen weiteren Tag in dieser einsamen Gegend und fuhren – nein – holperten zurück zur „Hole in the Rock Road.“ Nochmal 20 Kilometer weiter südlich parkten wir auf dem „Dry Fork“-Parkplatz, um von dort eine Wanderung in zwei Slot-Canyons zu unternehmen – den „Spooky Gulch“ und den „Peek-a-Boo Gulch“. Der Weg zu den Canyons führte abenteuerlich über schroffe, schräge Felsplatten und war nur durch Steinhäufchen gekennzeichnet. Der Boden in den teilweise sehr engen Canyons war noch mit dem dicken, nassen Lehm der letzten Flut bedeckt, so dass unsere Schuhe binnen kürzester Zeit eine doppelte Sohle bekamen, aber das war uns sowas von egal – der Anblick, der durch Wasser und Sediment geformten Canyons, war schlichtweg gigantisch! Wir blieben auf dem Parkplatz stehen und Nachts begann es leicht zu regnen. Ich machte mir Gedanken in der Nacht, ob und wie wir die knapp 50 Kilometer zurück schaffen würden, wenn die Piste unter Wasser steht. Glücklicherweise war der Regen am Morgen vorbei und wir fuhren ohne Probleme nach Escalante zurück. Am Visitorcenter noch mal das Wetter gecheckt und ab ging es in den nächsten NP – der „Bryce Canyon“ stand als auf dem Plan.
Die Zeit verging wie im Fluge und wir beschlossen, zusammen einen Nachtplatz anzusteuern – der Parkplatz vom „Horseshoe Bend“ war unser Platz für diesen Abend. Leider fing es später noch richtig heftig zu regnen an und so verquatschten wir den Abend zu viert bei uns im Iveco. Am Morgen war das Wetter wieder super und wir besichtigten den „Horseshoe Bend“ – der Colorado River macht hier eine unglaubliche Schleife – tief in das Gestein eingeschnitten fließt er weit unten im Canyon langsam vor sich hin. Ohne irgendeine Absicherung steht man an der Schlucht und blickt in die Tiefe.
Da die Chemie zwischen uns allen stimmte beschlossen wir gemeinsam, ein paar Tage zusammen zu verbringen. Als erstes ging es die paar Kilometer zurück zum „Lone Rock Campground“ am Lake Powell. Dort verbrachten wir zwei tolle Tage vor einer unglaublichen Kulisse und hatten herrliche Lagerfeuerabende. Zusammen fuhren wir weiter ins Navajo Gebiet. Dort besuchten wir zuerst das „Navajo National Monument“ – uralte Gebäude unter einem riesigen Felsüberhang, bevor es weiter durchs „Monument Valley“ nach Mexican Hat ging. Beim Tanken sprach mich Chris an. Begeistert vom Iveco erzählte er mir gleich, dass er mit seiner Freundin gerade einen ganzen Tag lang seinen Van aus einem Flussbett freigeschaufelt hatte – so sah der Van auch aus! Chris hat uns dann noch zu sich nach Kalifornien eingeladen und meinte, wir könnten jederzeit vorbei kommen – Unser nächstes Ziel war aber erst einmal das „Vallye of the Gods“.
Zurück auf der Teerstrasse ging es nach Blanding um ein paar kleine Besorgungen zu machen (Brot) und 20 Kilometer später nisteten wir uns als einzige Besucher auf dem, wunderschön im Wald gelegenen, National Forest-Campground „Devils Canyon“ ein. Als das Lagerfeuer schon schön brannte begann es zu regnen 🙁 Naja, wir können ja nicht immer Glück mit dem Wetter haben … (Es kam noch viel schlimmer!). Bei der Abfahrt am nächsten Morgen sahen wir, dass die Berge um uns herum weiß gezuckert waren – 100 m höher und wir hätten am Morgen Schnee auf dem Auto gehabt! Im nächsten Städtchen Monticello nahmen wir bei leichtem Schneefall eine Abkürzung zur ersten Stichstraße in den „Canyonlands NP“. Die Abkürzung führte über einen 2700 m hohen Pass und auf dem Weg in die Höhe wurde der Schneefall immer heftiger. Bevor wir uns richtig versahen waren wir mitten im Winter, geschlossene Schneedecke, kein Räumdienst und 25 cm Schnee auf der Straße. Wir waren heil froh, als wir auf der anderen Seite unversehrt wieder griffigen Asphalt unter den Rädern hatten!
Der „Needles Overlook“ war unser nächstes Ziel. Dort am Aussichtspunkt angekommen, fiel uns allen erstmal die Kinnlade nach unten – um die Aussicht von dem Plateaurand zu beschreiben, sind Worte einfach nicht genug. Man kommt sich klein und unbedeutend vor – angesichts dieser großartigen Canyonlandschaft. Entfernungen und Höhen zu schätzen ist schlicht und ergreifend nicht möglich, ebenso wenig gelingt es, diese gewaltigen Dimensionen auf ein Foto zu bannen. Der Anblick hat sich aber für immer und ewig in unsere Gehirnwindungen eingebrannt. Wir suchten uns einen Nachtplatz, 50 m vom Plateaurand entfernt und sammelten Feuerholz. Lange saßen wir an diesem Abend am wärmenden Feuer. Am Morgen klingelte der Wecker kurz vor Sonnenaufgang. Rini blieb im warmen Bett liegen und ich quälte mich bei Null Grad aus dem Auto und ging zur Kante – Lars war mit den Hunden auch schon da und so wurde das Warten in der Kälte nicht langweilig. Nach gefühlten 100 Bildern zogen wir uns in die geheizten Autos zurück. Der rechte Hinterreifen war an diesem Morgen dann ganz platt 🙁 AHHHHHH!!!!!!! Nach dem Frühstück wurde der Reifen nochmals aufgepumpt und wir fuhren aus dem Gelände auf den 100 m entfernten Parkplatz des Aussichtspunktes. Eine grandiosere Kulisse kann man sich für einen Reifenwechsel gar nicht wünschen! Wir waren ja schon gespannt, was diesmal wieder das Problem war – aus dem Reifen holte ich einen geflickten 7,50/8,25er Schlauch – den hatten wir in Alaska vulkanisieren lassen und wohl dort auch gleich wieder verbaut. Rini hat den Schlauch dann in die nächste Mülltonne entsorgt. 🙂 Nach getaner Arbeit ging es die Stichstraße zurück und wir nahmen eine tolle Gravelroad als Abkürzung. Angekommen in Moab ging es in den Supermarkt und dann auf einen Campingplatz, wo wir uns mit zwei Autos eine Campsite teilten. Dort wurde Wäsche gewaschen und es gab heiße Duschen 🙂
Die Hauptattraktion im nördlichen Teil des „Canyonland NP“ dürfte wohl der „Mesa Arch“ sein. Rini und ich gingen zuerst den kurzen Trail zum Arch, während Dagmar und Lars zusammen mit den Hunden auf dem Parkplatz warteten (Hunde am Trail nicht erlaubt). Der „Mesa Arch“ ist wirklich eine Wucht, der Felsbogen thront über einer senkrechten Felswand und man blickt durch den Bogen in die Tiefe. Muss man gesehen haben! Als wir nach einer halben Stunde zurück waren übernahmen wir die Hunde und so konnten Dagmar und Lars den Arch besichtigen. Bevor es weiter ging gab es erstmal Kaffee für alle. Als wir so rumstanden und Kuchen aßen kam ein Toyota mit einer kleinen Kabine daher gefahren, dem man die Reisejahre deutlich ansah. Die Tür ging auf und eine alleinreisende, ältere Dame gesellte sich zu uns. Die Italienerin erzählte, sie sei seit 6 Jahren unterwegs! Unglaublich! Nach einem kurzen Plausch zogen wir dann weiter und nach der Besichtigung der grandiosen Canyonlandschaft, von verschiedenen Aussichtspunkten aus, ging es zurück Richtung Moab – wo wir kurz vor der Stadt in den „Arches Nationalpark“ abbogen.
Am Nachmittag fuhren wir zum Trailhead des „Delicate Arch“, Dagmar kam mit uns und Lars blieb mit den Hunden auf dem Campground. Als wir auf dem Parkplatz ankamen, hatten wir alle noch dicke Sweatshirts an, die wir aber schnell nach ein paar Höhenmetern ablegten – es wurde immer wärmer. Die ca. 2,4 Kilometer zogen sich etwas bergauf, aber alle uns entgegenkommenden Besucher hatten ein brutales Grinsen im Gesicht und jeder meinte: „Es lohnt die Mühe!“. Fast angekommen, kletterten wir ca. 6 m auf einen Felsvorsprung hoch um durch ein Loch in der Felswand zu schauen und dahinter war er dann zu sehen – der „Delicate Arch“ – im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der „La Sal Mountains“. Ein Bild, das sich wieder in die Gehirnwindungen eingebrannt hat – gefolgt von der Bitte, dass niemals Alzheimer zuschlägt und dieses Bild vergessen macht. Nach unzähligen Fotos wanderten wir zurück zum Auto und hatten wohl das gleiche Grinsen im Gesicht wie die anderen vor uns.