Nachdem wir uns von Dagmar und Lars verabschiedet hatten, ging es für uns auf einer einsamen Straße Richtung Colorado.
Es wurde nachmittags düster, dichte Wolken zogen auf und je höher sich die Straße zog, umso kälter wurde es. Oben, auf einem 2.700 m hohen Pass angekommen, schneite es. Glücklicherweise ging es schnell wieder in tiefere Regionen, wo wir auf den „One Million Dollar Highway“ trafen, der uns in Richtung Süden nach „Mesa Verde“ bringen sollte – SOLLTE!! Tja, manchmal kommt es halt ganz anders – wir hatten schon einen Nachtplatz ausgesucht, bis dorthin waren es nur noch 14 Kilometer zu fahren. Von Ridgway kommend, zum kleinen Örtchen Ouray, stieg die Straße an und es schneite wieder. Am Ortsausgang ging es steil bergauf, die Straße war komplett zugeschneit und die Räder drehten durch. Schneeketten wollten wir keine anlegen und so fuhren wir zurück zum Ortsanfang um das Wetter abzuwarten. Es schneite die ganze Nacht durch und am Morgen waren ca. 25 cm Schnee auf dem Auto. Wir befanden uns bereits auf 2200 m Höhe und der vor uns liegende „Red Mountain Pass“ ging auf über 3200 m. In Anbetracht dessen suchten wir eine Alternative um nach „Mesa Verde“ zu kommen – es gab keine. Aufgrund der Schneemassen konnten wir auch nicht mehr nach Moab über den Pass zurück, über den wir am Vortag gekommen waren und somit blieb uns nur der Weg nach Norden offen. Wir nahmen also eine riesige Schleife über „Grand Junction“, fuhren auf einer wunderschönen Straße am Colorado River entlang und landetet dann wieder in Moab 🙂 . Nach dem ganzen Schnee und den über 600 „umsonst“ gefahrenen Kilometern – nein nicht umsonst – wir sind ja in Colorado gewesen, gönnten wir uns im „Moab Diner“ ein fantastisches amerikanisches Frühstück mit Bacon und Eiern … hmmm lecker!

Gestärkt ging es auf uns bekannter Straße wieder Richtung „Monument Valley“. Rini erinnerte sich an ein Foto von einer Familienreise, auf dem sie und ihre beiden Geschwister vor einer grandiosen Canyonlandschaft sitzen. Dieses Foto ließ sie sich von Zuhause übermitteln – mit der Aussage, dass es irgendwo in der Nähe des Monument Valley aufgenommen wurde … Rini wollte unbedingt an diese Stelle, also suchten wir. Angekommen am Ende einer Stichstraße befanden wir uns am „Glen Canyon“. Gewaltig schneidet sich der „San Juan River“ in engen Windungen tief ins Gestein und bildete in Jahrmillionen eine fantastisch zerklüftete Landschaft. Wir fanden eine üble Wellblechpiste die am Canyonrand entlang führte. Nach ein paar Kilometern ließen wir den Iveco stehen und nahmen die Dax. Das ging allemal schneller. Nach ca. 10 Kilometern waren wir sicher den richtigen Platz gefunden zu haben – allerdings stimmte die Perspektive nicht – das Foto von früher wurde von weiter oben aufgenommen! Wir blickten hinter uns und sahen auf die senkrecht aufragende Abbruchkante eines Hochplateaus. Die einzige Straße nach oben war die „Moki Dugway“, welche wir ja schon vor einiger Zeit hoch gefahren sind um die Aussicht zu genießen. Also noch einmal … der Ehrgeiz war geweckt und nach einiger Sucherei standen wir am Ende einer Piste an der Abbruchkante – genau an der Stelle, wo das Bild vor 11 Jahren aufgenommen wurde. Wir waren ganz allein, und als es dunkel wurde brannte gemütlich das Lagerfeuer vor sich hin und alle waren glücklich 🙂 . Am Morgen war es Windstill und wir schossen mit der Drohne noch ein paar Bilder.

Weiter ging es zum „Grand Canyon“. Auf dem Weg dorthin kam uns ein alter gelber Mercedes Kasten entgegen – MOMENT! Wildes Lichthupen auf beiden Seiten und alle sofort rechts ran. Mirla und Olaf aus Holland – die Beiden hatten wir schon auf Vancouver Island getroffen – eine Freude! Nach kurzem News-Austausch am Straßenrand ging es weiter. Am nächsten Tag stand der „Grand Canyon“ auf dem Programm. Lange spazierten wir am Rand zwischen unendlich vielen Touristen umher – allerdings hinterließ die gewaltige Schlucht nicht den Eindruck bei uns, den wir uns erhofft hatten. Nicht falsch verstehen – der „Grand Canyon“ ist GEWALTIG – aber wir waren wohl schon vom Glen Canyon „verdorben“ 😉

Der Trubel war uns eh zu viel und so begaben wir uns wieder „On the Road“ zu einer der wohl legendärsten Straßen Amerikas – der Route 66. Heute brettert der Verkehr auf dem Highway entlang und die alte „66“ wird nur noch durch einige Örtchen am Leben erhalten, in denen man den Charme der 50er und 60er Jahre teilweise noch spürt und wo dem zahlungswilligen Touristen das Geld aus der Tasche gezogen wird … An diesem Abend war die Nachtplatzsuche nicht einfach – alles eingezäunt und nirgends eine Möglichkeit zum stehen. Letzter Ausweg: der Walmart in Kingman. Am Abend nahm der Wind extrem zu und es wurde ein Sturm daraus. „Mr D’z Diner“ ist ein absolutes Muss, wenn man in Kingman ist – also war wieder einmal Frühstücken angesagt … Das „Mr D’z Diner“ quillt quasi über mit Relikten, Bildern und Autogrammen von Rennfahrern der 50er Jahre. Elvis und Marylin schauen einem beim Essen zu und man meint wirklich in diese Zeit zurück versetzt zu sein.

Bevor wir uns ins Getümmel von Las Vegas stürzten, lag noch ein Besuch des „Hoover Dammes“ auf dem Weg. Bei der Einfahrt zum Damm gab es eine Sicherheitskontrolle. Der Beamte meinte, ich solle hinten öffnen. Als ich ihm mitteilte, dass dies aufgrund von dem Motorrad nicht ginge meinte er – „Achso – na dann ist es OK“ – und wir durften auf den Damm fahren?! … Auf dem Parkplatz direkt neben dem Damm kostet das Parken 10$ – keine 100 Meter weiter ist der Parkplatz kostenfrei. Wir hielten später noch auf einem höher gelegenen Parkplatz und liefen auf die Brücke der Schnellstraße, um den Damm von „oben“ zu sehen. Beim Rückweg zum Auto blickten wir beide völlig perplex auf den Parkplatz – dort stand neben unserem Iveco der Toyota von Dagmar und Lars. Eine große Freude, Foppolo war auch ganz aus dem Häuschen uns wieder zu sehen! Die Zeit verging natürlich wie im Fluge und wir verabschiedeten uns wieder mit dem Versprechen in Verbindung zu bleiben. 20 Kilometer vor Las Vegas übernachteten wir in der Wüste und steuerten am nächsten Tag den Campground hinter dem „Circus Circus“ Casino an.

Die letzte Kurve und Rini sah schon wieder alte Bekannte auf der Stellfläche – Karl und Esther aus der Schweiz mit ihrem Duro. Zuletzt hatten wir die Beiden auf dem Dempster in Kanada getroffen. Leider waren die 4 „günstigen“ Plätze alle belegt, aber die nette Dame an der Rezeption gab uns einfach einen großen Platz zum Preis eines kleinen – SUPER! Das muss man sich mal vorstellen – mitten in Las Vegas hatten wir einen Stellplatz für 20$ / Nacht  – mit heißen Duschen ohne Limit, mit beheiztem Pool und extra heißem Whirlpool!

Da zufälligerweise ganz liebe Freunde aus Regensburg in der Stadt waren, verbrachten wir einen super tollen Abend mit leckerem Essen im „Hard Rock Cafe“. Drei Tage blieben wir in der Spielerstadt und schafften es wirklich, unsere Geldbeutel ganz fest verschlossen zu halten 🙂 . Im Cosmopolitan Casino gönnten wir uns im „Wicked Spoon“-Restaurant einen „All-you-can -eat-Brunch“, danach waren wir den restlichen Tag komplett erledigt.

Am nächsten Tag, wir waren gerade neben unserem Auto am Kaffee trinken, standen auf einmal zwei Leute neben uns und grinsten uns an – Rini wusste sofort wer es war, bei mir fiel der Groschen erst etwas später … Dani und Kevin, ein Englisch / Schweizer-Reiseteam, unterwegs in einem IVECO 4×4. Wir standen mit den Beiden bereits seit längerer Zeit im Mailkontakt und hatten ihnen unseren Standort gesendet. Glücklicherweise war gerade neben uns ein Stellplatz frei geworden und so gesellten sie sich zu uns und berichteten von ihrer Reise. Da ihr Weg sie auch ins „Death Valley“ führte, beschlossen wir am nächsten Tag zusammen dort hin zu fahren.

Leider war im „Death Valley“ die Straße „178“ von Süden her, wegen Überflutung, gesperrt und wir mussten von Norden ins „Tal des Todes“ einfahren – 85,5 Meter unter Null ist die tiefste Senke auf dem Nordamerikanischen Kontinent – am Grunde des Tals, in Badwater, angekommen, hatten wir endlich nach langer Zeit wieder einmal Temperaturen, die man als gut warm bezeichnen konnte. Nach einem kleinen Spaziergang auf der Salzfläche fuhren wir noch zu einem Aussichtspunkt, danach verabschiedeten wir uns auch schon wieder von Dani und Kevin – unsere Wege kreuzen sich bestimmt wieder, sie sind auch auf dem Weg auf die Baja.

Bei unserer Weiterfahrt sahen wir dann auf der Straße die erste hier heimische Tarantel (Lycosa tarantula). Vorsichtig schossen wir ein paar Bilder. Am Weg zu unserem Nachtplatz hielten wir an einer Tankstelle um nach WIFI zu suchen – wie so oft ohne Erfolg – dafür kam ein älterer Mann auf uns zu und sprach uns an. Er sei aus Frankreich und mit einem Bremach unterwegs. Er hätte große Probleme mit seinem Wagen und ob ich vielleicht mal nachsehen könnte. Er könne zwar noch fahren, aber der Wagen gehe einfach ab und zu aus. Man hatte ihm schon 800$ für eine Tankreinigung abgenommen und das Problem war immer noch da! Es war schon spät und wir sagten ihm das wir ca. 10 km weiter auf einem kostenlosen Camping stehen würden – er solle am nächsten Tag vorbei kommen. Pünktlich nach dem Frühstück kam der Bremach angefahren und ich unternahm eine Probefahrt. Tatsächlich ging der Motor einfach aus – nahm für 2-3 sec. überhaupt kein Gas an um dann ganz normal weiter zu laufen. Fast bis Mittag überprüfte ich alles Mögliche und fand nichts … Leider sprach er überhaupt kein Deutsch und so vermittelte ich ihn noch an jemand, der Deutsch und Französisch spricht, um über Umwege mit dem Bremach-Spezialisten Erich Christ aus Österreich zu kommunizieren. Es tat mir echt Leid – aber ich konnte ihm nicht helfen. So wie wir später erfuhren, war es mit großer Wahrscheinlichkeit die Hochdruckpumpe. Eigentlich wollten die Beiden nach Südamerika und weiter nach Australien – jetzt geht der Bremach im Container wieder zurück nach Frankreich 🙁 .

Wir fuhren weiter Richtung Los Angeles. An einem Aussichtspunkt mit einer fantastischen Fernsicht über das Valley kamen drei Motorradfahrer auf uns zu und stellten die üblichen Fragen – woher, wohin usw. Als wir ihnen sagten, dass es als nächstes nach LA ginge, setzten sie eine komische Miene auf und fragten gleich ob wir Waffen dabei hätten, es sei sehr gefährlich dort … Einen der Typen trafen wir dann am folgenden Tag nochmal an einer Tankstelle. Er fragte, ob ich mir auch gut gemerkt hätte, was er am Vortag zu uns gesagt hat? Ja, ja … schon gut! Er sagte noch, er wird in der Zeitung Ausschau nach uns halten … So ein Idiot! Wir fanden einen Nachtplatz mitten in einem Windkraftpark und sahen am Morgen, dass wir schon wieder direkt neben dem PCT (Pacific Crest Trail) genächtigt hatten – irgendwie kreuzen wir sehr oft diesen Weg …

Da wir von Norden auf die 16 Millionen-Stadt (mit Einzugsgebiet) Los Angeles zufuhren,  konnte ich mir – als alter LandCruiser Fahrer – einen Besuch bei SPECTER natürlich nicht verkneifen. Die Firma war schnell gefunden und wir parkten im Hof. Rini wartete im Auto und mir fielen hinter der Eingangstür die Augen aus dem Kopf! Aufgereiht standen dort LandCruiser aller möglichen Baureihen. Ein „Eisenschwein“ in der  Militärausführung, ein „Eisenschwein“ in der Zivilausführung – alles im Top Zustand natürlich … danach einige japanische Feuerwehren und einige J4 und dann noch einer von nur 200 gebauten PX 10 mit 58 Kilometern auf der Uhr! Ich unterhielt mich lange mit Roger, einem Mitarbeiter und fragte, ob ich Bilder machen dürfe – klar kein Problem! Also holte ich die Kamera und Rini kam auch mit als ich ihr erzählte, was da alles in der Halle steht. Rini überredete mich noch zum Kauf eines SPECTER T-Shirt’s und als wir wieder auf den Hof traten, trauten wir unseren Augen nicht … da lagen tatsächlich drei Leute unter unserem Iveco! Es waren Mitarbeiter von SPECTER, die sich die Iveco-Technik ansahen. So etwas hatten sie noch nicht gesehen – immer wieder hieß es nur „nice setup“ und „never seen before“ 🙂 .

Von anderen Reisenden wussten wir in etwa, wo wir in der Millionenmetropole stehen könnten. In „Marina del Rey“, direkt am „Venice Beach“, fanden wir in einer Parallelstraße zum Strand einen ruhigen, kostenlosen Stellplatz. Innerhalb von fünf Geh-Minuten waren wir am Strand von Venice, wo wir einen fantastischen Sonnenuntergang erlebten. Am folgenden Tag spazierten wir an der Uferpromenade entlang, am berühmten „Muscle Beach“ vorbei, wo die Muskelmänner trainieren, weiter nach „Santa Monica“ zum gleichnamigen Pier mit Vergnügungspark. Spät nachmittags kehrten wir mit wehen Füßen zurück zum Auto und blieben noch eine Nacht – am folgenden Tag war Feiertag (Thanksgiving) und wir hofften, dass nicht all zu viel in Hollywood los sein würde. Tatsächlich waren die Straßen wie leer gefegt, durch Beverly Hills zum Hollywood Boulevard ging es ohne Stau zu unserem vorreservierten Parkplatz direkt am Hollywood Boulevard. Perfekter ging es nicht. Wir schlenderten über die Sterne auf dem berühmten „Walk of Fame“ zum „Chinese Theater“ – dort haben sich am Eingang die größten der Filmgeschichte mit Hand- und Fußabdrücken in Betonplatten verewigt.

Später durchquerten wir über einen Highway Downtown LA und fuhren Richtung Süden nach Anaheim, einem Vorort von LA, wo wir bei Walmart am Abend noch ein Brot fürs Frühstück kaufen wollten. Allerdings war das an diesem Tag nicht so einfach – geschätzte 300 Menschen standen schön in einer Reihe vor dem Supermarkt und warteten auf Einlass. Drei Polizeiwagen standen vor dem Walmart und sorgten mit ihrer Präsenz für Ordnung. Der Tag nach Thanksgiving ist der „Black Friday“ – und dieser Kaufrausch-Tag wird schon am Vorabend eingeleitet. Wir gingen zum Auto zurück und kochten erst mal Abendessen. Zwei Stunden später war die Schlange vor dem Laden verschwunden und wir versuchten nochmal unser Glück. Im Laden war es immer noch sehr voll. In der Brotabteilung griff Rini nach einem Exemplar – war nur noch 10 cm davon entfernt zuzugreifen – als sie von einer Mitarbeiterin barsch daran gehindert wurde … wir dürften von dieser Seite her nicht in die Brotabteilung und sollten uns in Regalreihe 6 anstellen?! Aber wir wollen doch nur ein Brot!!!! Nein, so ginge das nicht … Ohne Brot verließen wir den Walmart. Am nächsten Morgen holte ich noch vor dem Frühstück, ohne Anstehen und Anstellchaos, ein frisches Brot. Merke: gehe NIEMALS am Vorabend des „Black Friday“ ein Brot kaufen! 😉

Da wir wissen, dass unser Reifengröße hier nicht gerade gängig ist und in Mittel- bzw. Südamerika fast gar nicht zu finden ist, wollten wir uns noch in den USA neue Reifen zulegen. Die „Alten“ haben inzwischen fast 60’km gehalten (und würden vielleicht nochmal 10’km laufen) aber wir wollten Neue. Unsere derzeit montierten sind BFG MT und die werden ja bekanntlich in den USA gefertigt. Das Internet funktionierte, aber die Recherche nach neuen Reifen war nicht von Erfolg gekrönt. Chris, den wir in Mexican Hat kennen gelernt hatten, versuchte auch schon seit Tagen unsere BFG Reifen zu finden – auch ohne Erfolg. Wir versuchten also bei verschiedenen großen Reifenhändlern unser Glück, aber nirgends konnte man unsere gewünschte Marke / Größe bestellen – überall nur „nicht lieferbar“ und „auf Rückstand ohne Liefertermin“. Nur andere Hersteller waren verfügbar, aber auch dies hätte 5-7 Tage gedauert und keiner konnte mit Gewissheit sagen, ob die Reifen wirklich lieferbar gewesen wären …

Wir fuhren also weiter und vertagten das Problem. Neben dem Highway sahen wir dann noch eine Filiale von „America‘s Tire“ – dort fragten wir erneut nach unserer Größe. Dass unsere BFG nicht lieferbar waren, damit hatten wir uns ja schon abgefunden, jetzt ging es nur noch darum, Reifen in der richtigen Größe zu finden. Wir bekamen aber wieder die gleiche Antwort wie überall … allerdings konnte uns der Mitarbeiter zusichern, dass andere Reifen in der passenden Größe über Nacht da wären! Nach einer halben Stunde „überlegen“ gingen wir erneut in den Laden und ein anderer Mitarbeiter nahm sich uns an – nach kurzem Check seines PC’s fragte er dann, ob wir die Reifen gleich mitnehmen wollen … HÄÄÄÄÄ???? WAS???? Ja, er hätte 4 Stück auf Lager. Glücklich nahmen wir 4 Stück Cooper Discoverer entgegen und verstauten sie am, im und auf dem Auto – wir sahen aus wie ein fahrender Reifenhändler 😉 Montieren war absolut ausgeschlossen – die scheuen hier Sprengringfelgen wie der Teufel das Weihwasser. Nur „Spezial-LKW-Reifenfirmen“ können und dürfen Reifen auf Sprengringfelgen montieren – dabei wird der Reifen in einem Stahlkäfig aufgepumpt – aus Angst der Sprengring könnte sich lösen … Naja … wie auch immer …

Zwei Tage später landetet wir in der Nähe des absolut gepflegten und auf Hochglanz polierten „Palm Springs“ – auf einem tollen Campground – und lernten dort die Schweizer Fabienne und Marcel kennen, die in einem L300 4×4 unterwegs sind. In Palm Springs ist alles so clean, dass man nicht mal Handy-Sendemasten sehen will – diese werden als Palmen getarnt, so dass sie sich schön in die Umgebung einfügen 🙂 .

Bei einem großen Autohändler standen sehr viele Classic Cars auf dem Hof – das mussten wir uns natürlich ansehen! Ich bestaunte ein Schmuckstück nach dem anderen, während Rini mit einem älteren Mann ins Gespräch kam der ihr erzählte, dass alle Autos, die auf dem Hof stünden, bei der alljährlichen Auktion nicht versteigert wurden und jetzt zurück zu den Besitzern gingen. Er war ganz aus dem Häuschen als er erfuhr, dass wir aus Deutschland sind und erzählte dann mit ein paar Brocken Deutsch, dass er in Bremen noch eine Wohnung hätte … Er sei in den 60ern und 70ern der Drummer von den „Animals“ gewesen und hätte damals gut Geld gemacht. AHA! Rockstar getroffen!!! Später mussten wir erstmal nachsehen wer diese „Animals“ überhaupt waren und was sie für Songs hatten … u.a. ist „House of the Rising Sun“ von der Band.

Unser Weg führte uns danach einmal um den „Salton Sea“ herum, wo wir auf halbem Weg einen Abstecher nach „Slap City“ unternahmen – dem angeblich „letzten freien Platz auf dieser Welt“ – eine Aussteigergemeinschaft, die sich in der Wüste niedergelassen hat. Allerdings sind die lebhaftesten Jahre wohl schon lange vorbei. Auf dem Rückweg nach Palm Springs wollten wir nur noch kurz ans Ufer des See’s fahren (zum Bird-Watching) – leider war der Weg aber durch eine sehr weiche Düne versperrt und Rini durfte Bleche schleppen 🙂 .

Zurück in Palm Springs wurden wir auf einer zweispurigen Straße während der Fahrt gefragt, was unsere Dax kosten soll – wir hatten seit ca. einer Woche ein „for sale“-Schild an unserem kleinen Motorrad angebracht. Keine 5 Minuten später war der Deal klar. Wir hatten eine Visitenkarte in der Hand und sollten am nächsten Morgen die Dax in diesem Geschäft abliefern. Lange hatten wir darüber nachgedacht, die Dax zu verkaufen – letztendlich war es die richtige Entscheidung und jeder war glücklich.

Am Flughafen von Palm Springs besichtigten wir noch das „Palm Springs Air Museum“ – neben einer „Mig21“ sind unter anderem auch eine britische „Spitfire“ und – „Top Gun“ lässt grüßen – eine „F14 Tomcat“ ausgestellt. Auf vielen Infotafeln wird sehr anschaulich der Luftkampf während des 2. Weltkrieges und auch in Vietnam erklärt. In dem Museum sind einige Veteranen ehrenamtlich unterwegs und sind jederzeit gerne dazu bereit, Infos aus „erster Hand“ zu geben.

Der „Joshua Tree Nationalpark“ stand als nächstes auf dem Programm. Wir unternahmen eine Wanderung zu einer alten Goldmiene aus der, um die Jahrhundertwende bis in die 30er Jahre, mehr als 9000 Unzen Gold geholt wurden. Im Kaktusgarten spazierten wir noch eine Weile umher und bestaunten ein riesiges Feld voller Kakteen. Ein weiterer Abstecher führte uns in einer Schleife nochmal nach Arizona – wir fuhren von „Lake Havasu City“ nach „Quartzsite“ –  wo mitten in der Wüste unzählige Wohnmobile und Wohnwägen stehen – meistens Rentner die hier im angenehmen Klima den Winter verbringen. Umgangssprachlich werden sie auch als „Snowbirds“ bezeichnet.

Langsam wurde es Zeit sich auf den Grenzübertritt nach Mexiko vorzubereiten. Ich wechselte noch zwei Reifen und in Brawley, nahe der mexikanischen Grenze, feierten wir den 2. Advent mit originalen Lebkuchen aus Deutschland, die wir in einem „Trader Joe’s“ (Supermarktkette) gefunden hatten und bastelten am letzten Bericht aus den USA. Es geht jetzt auf die „Baja California“, wo wir hoffentlich die Füße in weißen Sand stecken und die letzten Monate verarbeiten können.

Fazit USA:
Nach 13.875 Kilometern (ohne Alaska) verlassen wir die USA – ein Land voll so unermesslich schöner und abwechslungsreicher Landschaften, dass es einem echt schwer fällt zu sagen, wo es am schönsten war. Die Leute zurückhaltender als in Kanada, aber wenn sie erfahren wo man her ist, dann tauen sie auf. Das freie Internet ist eine Katastrophe, war in Kanada jedes Visitorcenter mit WiFi versehen, mussten wir in den USA auf die weitaus schlechteren WiFi’s von „McDonalds“ und „Home Depot“ ausweichen und umständlich sind die Amis – es war uns nicht möglich in den USA Wasserfilter für unsere Amerikanische Wasserreinigungsanlage zu beschaffen – wir haben die Filter dann aus Deutschland bestellt!

Alles in allem ist die USA aber ein einfach zu bereisendes Land. Wir standen überwiegend frei und es war bis auf wenige Ausnahmen immer einfach einen Nachtplatz zu finden. Der Straßenverkehr ist gewöhnungsbedürftig, es wird generell gerast, LKWs fahren IMMER 100 kmh und es gibt Kreuzungen mit 4 Stopschildern – in Deutschland würde das nie und nimmer funktionieren – hier schon. Der erste an der Kreuzung darf fahren. Rechts abbiegen an einer roten Ampel ist wohl generell erlaubt – es sei denn es ist durch ein Schild verboten.

So, und jetzt freuen wir uns auf ein neues Land mit neuen Eindrücken und vielen neuen Erlebnissen und Begegnungen. Der nächste Bericht wird etwas auf sich warten lassen, da wir jetzt erst einmal „Urlaub“ auf der Baja machen und Spanisch pauken.

Allen Lesern wünschen wir schonmal ein frohes Weihnachtfest und „FELIZ NAVIDAD“ 🙂