Nach unserem atemberaubenden „Polarlicht-Erlebnis“ brachte der folgende Tag uns weiter auf der „37“ (die dann zur „16“ wird) nach Houston, wo wir uns auf einen Campground begaben, um endlich mal wieder die Annehmlichkeiten einer Waschmaschine und eines Trockners zu nutzen sowie einer heißen Dusche natürlich! Mit frischer Wäsche an Bord ging es dann weiter nach Prince George, wo wir wieder auf Anita und Roger trafen. Hier trennten sich unsere Wege allerdings für die nächste Zeit – die Beiden fuhren weiter nach Banff / Jasper und wir nahmen Kurs Richtung Süden.

Einen weiteren Nachtplatz fanden wir auf dem kleinen „Wanderparkplatz“ des Mount Begbie, wo wir einen schönen Morgenspaziergang zum nahen Gipfel unternahmen. Dort steht ein alter Holzturm, der früher rund um die Uhr von Wachpersonal besetzt war, um nach Waldbränden Ausschau zu halten. Ganz schön einsam da oben so ganz alleine – aber mit guter Aussicht 😉 Ein kurzer Kartencheck ergab, dass wir durch die weniger frequentierten Berge fahren wollten, da auf der Hauptroute der Verkehr immer mehr zunahm. So bogen wir auf die „99“ ab, die uns bei tollem Wetter durch die malerischen Berge und Schluchten, vorbei an Whistler – vielen bestimmt auch bekannt als der Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 2010 – am späten Nachmittag zu einen herrlichen, kostenlosen Campground führte. Unter großen schattenspendenden Bäumen, mit riesigen Bänken und einer Feuerstelle für jeden Platz, verbrachten wir den milden Abend.

In Squamish, ca. 60 Kilometer vor Vancouver, nutzten wir das Wifi vom Walmart, um unseren Besuch in Vancouver zu planen. Wir fanden im Netz einen Parkplatz im Norden von Vancouver, genau neben der Anlegestelle des Wassertaxis. Super! Komisch waren nur die Preise des Parkplatzes – aber das sollten wir am kommenden Tag noch selber überprüfen können. Die 60 Kilometer in die Stadt am nächsten Morgen waren nur ein Katzensprung und es war glücklicherweise nicht viel los auf den Straßen. Ach ja – wir vergaßen – die Einwohner von Vancouver müssen ja alle nicht arbeiten und haben nur Freizeit! So steht es zumindest in unserem – ach so geliebten – Kanada-Reiseführer von National Geographic. Wird Zeit dass der endlich verschwindet und wir wieder 500 Gramm absolut unnützes Gewicht sparen. Äh – wo war ich stehen geblieben? … ach ja: Der Parkplatz war schnell gefunden und da stand es nochmal schwarz auf weiß, was wir schon im Netz gelesen hatten: Wenn man vor 9 Uhr morgens an dem Parkplatz ankommt, dann kostet der ganze Tag 4 kanadische Dollar, kommt man nach 9 Uhr kostet der restliche Tag 10 kanadische Dollar. Dieses Preisgefüge nennen sie hier „EarlyBird-Tarif“ 🙂

Das Wassertaxi brachte uns nach Downtown, wo wir an der Waterfront entlang spazierten, bis wir am Vancouver Aquarium ankamen. Die Schlange an der Kasse war zwar sehr lang, aber es ging ganz schnell bis wir drin waren – in einem der angeblich spektakulärsten Aquarien der Welt. Allerdings waren wir beide innerhalb kürzester Zeit ganz schön genervt, so viele Menschenmassen und schreiende Kinder überall, die auch von Ihren Eltern nicht daran gehindert wurden, überall gegen die Scheiben zu klopfen. Es war dann auch kein schöner Anblick einen Belugawal oder einen Delfin in einem viel zu kleinen Becken, immer im Kreis, schwimmen zu sehen. Mit gedrückter Stimmung verließen wir das Aqarium und durchquerten die halbe Stadt zu Fuß bis nach Chinatown, wo wir uns mit Steamed-Buns den Magen voll schlugen – welche den Hunger stillten – und auch die Stimmung zurückbrachten.

Mit dem Wassertaxi ging es spät am Nachmittag zurück auf die andere Seite. Mit schmerzenden Füßen am Auto angekommen beschlossen wir, die paar Kilometer bis nach Squamish zurück zu fahren, da es in Vancouver aussichtslos schien, irgendwo über Nacht zu stehen. Außerdem wussten wir, dass wir dort wieder Wifi hatten, um unsere Fähre nach Vancouver Island zu buchen.

Wir verbrachten den ganzen nächsten Tag mit Spaziergängen, Kaffee trinken, Lesen und Recherchen über die größte Insel vor der nordamerikanischen Westküste. Unsere Fähre ging dann am folgenden Tag mittags und nach nur ca. 1h 40min Überfahrt waren wir auf Vancouver Island. Wir nahmen die Küstenstraße nach Norden und bogen nach einigen Kilometern ab nach Westen – Richtung Tofino. Dieser kleine Ort soll einer der kultigsten Orte auf der ganzen Insel sein. Unterwegs fielen uns die immer größer werdenden Bäume auf und als der Wald am dichtesten und am höchsten war, unternahmen wir einen Spaziergang im „Cathedral Grove“… ein Wald wie aus der Urzeit – majestätisch strecken sich über 1000 Jahre alte Cedern in den Himmel. Einfach unfassbar! Als wir zum Auto zurück kamen, parkte ein VW LT mit englischer Nummer neben uns. Ein kurzes „Schwätzchen“ mit den Beiden und auf einmal meinte er, dass er Regensburg kenne und zog ein deutsches Kennzeichen aus dem Armaturenbrett mit einem R drauf – der LT stammte aus unserer Region 😉 Die Welt ist ein Dorf!

Einen Nachtplatz zu finden entpuppte sich dann als extremst schwierig – das sollte fast die ganze Zeit auf der Insel so bleiben – wir fuhren und fuhren und nirgends ein Platz. Alles abgesperrt, überall Schilder mit „Privat“, „Keep Out“, „No Trespassing“ und auf Parkplätzen überall „NO OVERNIGHT PARKING“. Wir fanden einen Platz an einem kleinen See, 54 Kilometer vor Tofino, auf dem wir unbehelligt stehen konnten und gut schliefen. Die Straße führte die restlichen Kilometer an der Küste entlang und Rini sah ein Hinweisschild auf einen Wanderweg durch einen Regenwald! Ich konnte das nicht glauben und wir beschlossen, uns das auf der Rückfahrt genauer anzusehen (die Straße nach Tofino ist eine Sackgasse). Der Tag war so schön, dass wir unsere Mittagspause etwas ausdehnten und uns am Strand lang machten. In Tofino waren wir nach einem kurzen Rundgang durch den Ort schon etwas enttäuscht – irgendwie hatten wir mehr davon erwartet! Der ganze Ort ist einfach nur touristisch aufgezogen und versprüht den selben „Charm“ wie tausend andere Touri-Dörfer – aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass wir keine Surfer sind … 😉

Hier einen Stellplatz zu finden war genau so aussichtslos wie auf der gesamten Strecke hier her. Die Campingplätze waren voll und sollten außerdem (so hörten wir von anderen Reisenden) um die 50,- kanadische Dollar die Nacht kosten. Wir fuhren zum Regenwald! Dort wurden dann meine Zweifel ausgeräumt, dass es auf Vancouver Island Regenwälder gibt. Wir durchwanderten einen Wald – wie ich ihn noch nie gesehen hatten. Die Luft war schwer und feucht. Die Bäume waren riesig und es roch modrig. Überall hing Moos in den Bäumen und es fühlte sich an, als ob man in der Urzeit gelandet wäre.
Unsere weitere Route führet uns zurück nach Nanaimo, von wo aus wir erneut auf Nebenstraßen die Insel durchquerten. Entlang der Küstenstraße hielten wir dann sehr oft an und unternahmen herrliche Strandspaziergänge. Die Küste war gesäumt von weitläufigen Sandstränden, die über und über mit Treibholz übersät waren. Es boten sich die ganze Zeit fantastische Fotomotive.

An einem Lookout (Aussichtspunkt), der nur durch ein kleines Schild, mit einer dahinter liegenden Auffahrt auf einen versteckten Schotterplatz, gekennzeichnet war, fanden wir einen super Nachtplatz. Abends kam noch ein Van mit zwei jungen Kerlen – Deutsche, die für Kanada ein „Work & Travel Visa“ hatten – und erstmal vor der Arbeit zwei Monate durchs Land ziehen 🙂 So ist es richtig!

In einem Vorort von Victoria – welche übrigens die Hauptstadt von British Columbia ist – suchten wir uns ein Wifi um die Fähre nach Port Angeles / USA auszukundschaften.
Fazit Kanada:
Wehmütig verlassen wir nun also nach 20.498 Kilometern Kanada, welches uns so ans Herz gewachsen ist. Absolut unbeschwert durften wir die Zeit in diesem riesigen und grandiosen Land genießen, haben Herzlichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren und wurden von so manchem Naturwunder überwältigt.