Nach einem weiteren kurzen Fahrtag waren wir dann bereits angekommen im „Craters of the Moon National Monument“. Ein riesiges Lavagebiet, in dem die Nasa u.a. ihre Apollo-Missionen für die Landung auf dem Mond vorbereitet hat. Im Visitorcenter versorgten wir uns mit den notwendigen Infos und durften vor dem Eingang durch ein Fernrohr zur Sonnenbeobachtung schauen. Die Corona war so klar und deutlich zu erkennen – einfach klasse! Auf dem angrenzenden Campground sollte es Stellplatz Nr. 35 sein – ein herrlicher Ausblick auf ein großes zerklüftetes Lavafeld – (hätten wir uns doch lieber einen anderen Stellplatz gesucht – aber das wurde uns erst später bewusst!). Nachdem die Dax abgeladen war machten wir uns auf, um die Straßen im Park auszukundschaften – am nächsten Tag wollten wir einiges bzw. alles besichtigen und uns so vorab schon mal einen Überblick verschaffen. Als wir von unserer Runde im Park zurück waren, kam ein Ranger zu jedem Stellplatz und meinte, ab 21 Uhr wäre im Park eine „Star-Party“ und wir wären recht herzlich eingeladen. Rini wollte nicht mit und so machte ich mich um 21 Uhr mit der Dax auf zu meiner ersten „Star-Party“. Auf einem Parkplatz im Park waren ca. 20 Fahrzeuge und vor jedem Fahrzeug stand ein Teleskop – teilweise richtig fette Teile. Die Besitzer erklärten dies und das, stellten die Teleskope ein und zeigten auf riesigen Sternenkarten, was es gerade bei ihnen zu sehen gab. Ich sah Kassiopeia, die Ringe des Saturn und unsere Nachbargalaxie Andromeda. Es war einfach beeindruckend!
Gegen halb elf fuhr ich zurück und Rini empfing mich mit einem besorgten Gesicht – nicht weil ich lange weg war – sondern weil wir eine Maus im Auto hatten 🙁 NA TOLL! Ich holte die Mausefalle aus dem Staufach und bestückte sie mit Käse. Keine 5 Minuten im Bett und wir hörten schon die Falle. Na also … Gute Nacht! Es dauerte nicht lange und wir hörten wieder eine Maus … die Falle nicht – die war leer gefressen! Also noch mal Käse rein und ich legte mich auf die Lauer … da spazierten doch tatsächlich ZWEI Mäuse ÜBER die Falle und fraßen den Käse raus – die Mäuse waren so klein und leicht, dass die Falle nicht auslöste … Wir schliefen sehr schlecht in der Nacht. Am Morgen bauten wir vor dem Frühstück dann eine Falle, die auch für kleine, leichte Mäuse funktionieren sollte und außerdem eine Lebendfalle ist, die andere führte sowieso zu Differenzen zwischen Rini und mir ;)! Die Falle war noch nicht mal richtig fertig und lag während des Frühstücks auf dem Boden, als ein Hörnchen in die Falle ging und alles genau untersuchte – also eine hörnchengetestete Mausefalle sozusagen – das musste doch funktionieren! Wir verstauten alle offenen Lebensmittel mäusesicher, obwohl wir nichts mehr hörten.
Den ganzen Tag verbrachten wir im Park, unternahmen Wanderungen und liefen durch große und kleine Lavahöhlen. Unsere mitgebrachten Taschenlampen waren in einigen Höhlen auch dringend nötig – stockdunkel und dazu noch arschkalt – in einer Höhle mussten wir sogar unsere Rucksäcke ablegen um durch den Eingang zu kommen – im Inneren erwartete uns dann tatsächlich EIS in den Ecken der Wände. Es war ein fantastisches Erlebnis!
Abends fuhren wir mit unserem Abendessen im Rucksack noch einmal in den Park, um den Sonnenuntergang zu beobachten. In der folgenden Nacht hieß es dann für uns nicht Schäfchen zählen, sondern Mäuse zählen – unsere Falle funktionierte hervorragend – bei Maus Nr. 10 !!! haben wir aufgehört zu zählen, geschlafen haben wir in der Nacht so gut wie gar nicht. Wir hatten wohl auf einem Mäusenest geparkt und pünktlich zum Sonnenuntergang kamen die Bewohner irgendwo durch einen Holm ins Innere … Am Morgen war der Spuk vorbei und wir fix und fertig. Die Eigenbau-Falle heben wir mal lieber auf!
Wir verließen den Campground, nachdem wir noch Wasser gefüllt hatten und begaben uns wieder – on the road – Richtung Westen. Die Grenze von Idaho ließen wir hinter uns und waren in Oregon. Übrigens: in Oregon gibt es KEINE Steuern auf Lebensmittel – also sollte man gut planen wenn man sich bevorratet 😉 Unterwegs fuhren wir öfters durch „National Forest“, in denen man eigentlich immer kostenlos übernacht stehen darf. Im „John Day Fossil Beds National Monument“ unternahmen wir eine herrliche Wanderung zwischen grandiosen Kalksteinfelsen in leuchtenden Farben. Unsere Fahrt führte weiter auf ganz kleinen Straßen Richtung „Mount Hood“ – seit langer Zeit regnete es mal wieder – und wir suchten uns einen Stellplatz auf einem Wanderparkplatz. Wie der Zufall es wollte landeten wir auf einem Parkplatz, an dem der „Pacific Crest Trail“ vorbei führt – dieser 4279 Kilometer lange Fußweg ist wohl eine der größten Herausforderungen, der man sich als Wanderer stellen kann … Wer mehr darüber wissen möchte, dem empfehlen wir das Buch „Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst“ von Cheryl Strayed. Unser weiterer Weg führte uns zu den „Breitenbush Hot Springs“ – dort angekommen nahm uns ein älterer Mann in Beschlag und meinte, er zeige uns wo die Quellen sind. Er erklärte, er sei heute da um aufzuräumen und deutete auf einen zusammengetragenen Müllberg. Er führte uns an ein Flussufer, von wo aus man auf der anderen Seite gemauerte Becken erkennen konnte. Es gab keine Brücke, er meinte man müsse durch das Wasser laufen (gefühlte 5 °C) um kostenlos an die warmen Quellen zu kommen – AHA! Und weil wir wohl etwas verstört geschaut hatten, machte er es uns vor – mit seinen Wanderschuhen und langen Jeans stapfte er mitten durch das hüfttiefe Wasser … OHNE WORTE! Wir sparten uns diese Erfrischung.
Langsam wurde es Zeit, sich in Richtung Portland aufzumachen – pünktlich zu Rinis Geburtstag wollte Ihre Schwester mit dem Zug aus Seattle kommen, wo sie einige Tage vorher mit dem Flieger aus Berlin gelandet war. Wir wollten noch einiges auskundschaften, uns einen Stellplatz suchen und noch einen Ausflug organisieren. Einen Stellplatz fanden wir in Tigard am Stadtrand von Portland bei Walmart, mit einer klasse Busverbindung in die Innenstadt. Absolut bemerkenswert ist in den USA (zumindest wie wir es erlebten) die Freundlichkeit der Busfahrer und auch der Fahrgäste! Ein „Thank you“ für den Fahrer beim Aussteigen scheint hier selbstverständlich, ebenso ein Gruß des Busfahrers – das ist aber keinesfalls aufgesetzt, sondern ehrliche Menschlichkeit.
Ein paar Tage waren noch Zeit und wir beschlossen an die Küste zu fahren – waren ja nur 120 Kilometer. Leider war mal wieder Wochenende und der von uns favorisierte Campground „Cape Lookout“ voll. Ein paar Kilometer weiter, im gleichnamigen State Park, unternahmen wir noch eine 8 Kilometer-Wanderung auf die Spitze der Landzunge und sahen einen Grauwal vorbeiziehen. Leider war die Kamera nicht so schnell griffbereit …
Bei der Weiterfahrt, nur 5 Kilometer in südlicher Richtung, fanden wir einen breiten Sandstrand auf dem bereits viele Autos standen – ein toller Nachtplatz – dachten wir. Wir blieben 50 m nach der Einfahrt auf dem Sand stehen. In einiger Entfernung sahen wir einen Chevy-Pickup, mit einer großen Wohnkabine, der sich schon im zerwühlten Sand festgefahren hatte. Ich ging mal hin um zu schauen ob ich helfen konnte … Er wollte wohl vorwärts fahren, ich riet Ihm, er solle es in seiner Spur rückwärts auf den festen nassen Sand probieren, was dann auch gelang. Kurz drauf verließ er wieder den festen Untergrund am Ufer und steckte richtig fest. Der Kerl war ab da beratungsresistent und wollte nix von Luftablassen hören. Ich lieh ihm noch unsere Sandbleche und eine Schaufel – aber auch das half nicht. Er bestellte einen Abschlepper – ein uralter Ford-Pickup mit Kran zog ihn dann raus (schien ein gutes Geschäft zu sein – am nächsten Tag sah Rini den Abschlepper schon wieder am Strand ;-)). Wie uns einige Strandbesucher mitteilten, schien es illegal zu sein, am Strand zu übernachten – als die Sonne untergegangen war, waren wir dann auch die Einzigen. In der Nacht wurden wir trotzdem nicht vertrieben. Der „Cape Lookout Campground“ war am nächsten Tag nicht mehr voll und wir konnten uns eine Nacht einbuchen. Dort war es so herrlich, dass wir uns entschlossen, nochmal mit Rinis Schwester (Ana) ein paar Tage auf diesen CP zu fahren.
Unser nächstes Ziel waren die „Oregon Dunes“. Auf dem Weg dorthin passierten wir immer wieder gruselige Hofeinfahrten, bereits dekoriert zu Halloween. Eigentlich wollten wir ja in den Dünen ein bis zwei Tage verbringen, aber das ganze Campingsystem in diesem State Park überforderte uns schon etwas – die ausgewiesenen Campsites in den Dünen waren a, nicht zu finden und b, wusste man bei der Registrierung nicht, welcher Platz noch frei ist. Es handelte sich um eine sogenannte Selfregistration – d.h. man füllt einen Umschlag aus, packt das Geld rein und schmeißt es in eine Stahlsäule. Auf dem Umschlag soll u.a. die Stellplatznummer mit drauf geschrieben werden – aber um zu wissen, ob der gewünschte Platz frei ist (bzw. welche Plätze überhaupt frei sind), muss man erstmal etliche Kilometer durch den tiefen Sand in die Dünen fahren um nachzuschauen … Wir fuhren also nur ein bisschen im Sand rum und hatten auch so unseren Spass. Ein paar Kilometer weiter fuhren wir bei dem letzten der drei „Fahrgebiete“ raus um zu sehen, wie es dort ist. Am Parkplatz ließen wir das Auto stehen und gingen zu Fuß in die Dünen. Auf dem Rückweg kam uns dann ein Sandbuggy entgegen und hielt direkt auf uns zu – das ca. 50-jährige Pärchen stoppte vor uns und stellten den Motor ab: „You are the owner of the Iveco?“ – Yes! Die beiden waren voll nett, wollten wissen woher und wohin … Sie erzählten uns dann, dass er öfters in Deutschland arbeitet usw. … Plötzlich wie aus heiteren Himmel fragten sie uns, ob wir eine Runde mitfahren wollten – das ließen wir uns nicht zweimal fragen – der Buggy war 4-sitzig und wir schnallten uns auf den hinteren Schalensitzen fest. Es ging fast senkrechte Dünen nach oben und fast senkrecht in Dünenkessel nach unten – eine Achterbahnfahrt im Sand! Ein großartiges Erlebnis! 1000ccm, 110 PS und fast kein Gewicht – das brachte Fahrspaß pur! Thanks for this great adventure!
Ein paar Kilometer weiter nahmen wir eine kleine Straße auf eine schmale Landzunge außerhalb des State Parks und folgten einer Sandpiste, die immer enger und weicher wurde. Ein Stellplatz direkt an einem kilometerlangen einsamen Sandstrand – das es so etwas noch gibt! Das Wetter war herrlich, keine Wolke am Himmel und so blieben wir noch einen Tag an dem einsamen Ort.
Unser Weg führte uns dann von der Küste weg, über Roseburg, zum „Crater Lake NP“. In Roseburg kamen wir nachmittags an und mussten mit Schrecken erfahren, dass es an diesem Morgen am College der 22.000 Einwohner zählenden Stadt, einen Amoklauf mit mind. 13 Toten gab. Erschüttert über diese Info fuhren wir weiter mit der Gewissheit, dass sich auch nach diesem tragischen Vorfall nichts an den Waffengesetzten in diesem Land ändern wird. Im „Umpqua National Forest“ fuhren wir zu den gleichnamigen „Hot Springs“ – auf einer Gravel Road ging es tief in den Wald und als wir an dem Parkplatz ankamen, mussten wir noch 1200 „Fuß“ auf den Berg laufen. Die Hot Springs entpuppten sich als eine heiße Quelle, die sich über Terrassen, mit 1-2 Personen fassenden Becken, in den Umpqua River ergießt – Wir waren ganz alleine, also lag es nahe ein morgendliches Bad zu nehmen 😉
Später besichtigten wir noch die „Toketee-Wasserfälle“, bevor wir uns auf 2400 m Höhe in den „Crater Lake Nationalpark“ vorkämpften. Oben am „Ring-Drive“ angekommen bot sich ein unbeschreiblicher Ausblick in einen mit Wasser gefüllten Vulkankrater. In dem Kratersee erhebt sich ein kleinerer Vulkankegel, der von einem jüngeren Ausbruch stammt. Der Wasserspiegel in dem Kratersee ändert sich so gut wie nicht, da zwischen dem Zufluss durch Regen und Schnee auf der einen Seite und der Verdunstung auf der anderen Seite ein Gleichgewicht herrscht. Leider war der Campground im Park voll und wir verließen spät nachmittags, nach einem tollen Spaziergang auf dem Pacific Crest Trail – der am Kraterrand entlangführt – die luftige Höhe und übernachteten etwas außerhalb des Parks, aber immernoch auf 1400 m Höhe.
Als nächstes geht’s zu den Redwoods … Da sich diese bereits in Kalifornien befinden, werden jetzt noch mal steuerfrei in Oregon alle Lebensmittelkisten bis zum Anschlag gefüllt!
- bisher zurückgelegte Strecke seit Halifax: 29.062 km
- Durchschnittsverbrauch über alles: 11,67 L / 100 km
- Ölverbrauch: 0,5 L / 10.000 km
Erwähnenswerte Schäden bisher:
– ESP nachgestellt in Red Deer
– 6 Plattfüße (der letzte in Alaska) !!!
Verluste:
– 3 Ventilkappen 😉
– einer meiner geliebten Buschtaxi-Becher ist weg 🙁