Der letzte Tag in Kolumbien begann sehr kühl, sodass wir noch schnell die letzen Pesos in einen Jogginganzug für Rini investierten 🙂 . Danach ging es zur Grenze. Wir wurden auf einen kleinen Parkplatz geleitet und betraten ohne Zora das Office. Der nette Beamte wollte unser TIP vom Auto, schaute es kurz an und stempelte es ab. „Listo“. Heißt soviel wie „fertig“. Echt? Ja, er wolle nur noch kurz das Kennzeichen überprüfen – dazu käme er mit raus. Rini zeigte ihm dann noch das Einreisepapier vom Hund (bei der Einreise in Cartagena wiederholte die Zöllnerin 5x wie wichtig es sei, bei der Ausreise den Hund aus dem Pass austragen zu lassen und dass wir unbedingt das Papier abgeben sollten). Der Zöllner drehte das Papier und schüttelte den Kopf – „Das brauchen wir nicht!“. Er ging aber trotzdem noch zu einem Kollegen, der schüttelte ebenfalls den Kopf. OK – „Listo“! Er kam nur soweit mit raus, dass er das Kennzeichen lesen konnte, verabschiedete uns mit Handschlag und wies uns noch den Weg zum nächsten Office, wo wir unsere Ausreisestempel innerhalb von wenigen Minuten bekamen. Adios Kolumbien – Bienvenido a Ecuador!

Am Einreiseschalter gaben wir die zuvor ausgefüllten Einreisekarten ab und bekamen 90 Tage in die Pässe gestempelt. Weiter ging es zum Zoll für die Fahrzeugeinfuhr. Nach wenigen Minuten war das Formular ausgefüllt. Bevor wir das Blatt Papier aber in die Hände bekamen, ging die Zöllnerin mit zum Auto und machte mit ihrem schicken rosa Privathandy fünf Bilder vom Iveco – Zora schaute dabei schön durch die Frontscheibe in die Kamera! Zurück am Schalter musste ich das Formular unterschreiben und wir wurden eindringlichst darauf hingewiesen, dass bei Überschreitung der 90 Tage Aufenthaltsbewilligung – pro Tag Überschreitung – 370 US$ Strafe anfallen würden. OK – Danke für den Hinweis! Eine Versicherung ist in Ecuador als Reisender mit eigenem Fahrzeug nicht notwendig – der Staat übernimmt das! Uns wurde noch ein Infoblatt für Touristen ausgehändigt aus dem wir lernten, dass man in Ecuador nicht mal eine Krankenversicherung braucht – das übernimmt auch der Staat – sogar für Touristen! Danke Ecuador! Aus- und Einreise keine 45 Minuten! Wir waren so überrascht, dass wir erst noch zweimal nachfragen mussten, ob jetzt alles „Listo“ sei. Keine einzige Kopie brauchten wir – eine Wohltat nach den Grenzen in Mittelamerika und der Einreise nach Kolumbien.

Trotz der Bauernproteste in Kolumbien und den damit verbundenen Tankstellen-Schließungen hatten wir noch genug Diesel im Tank um bis nach „Ibarra“ zu kommen. Wir erfuhren nämlich, dass die Tankstellen in Grenznähe Touristen keinen Diesel verkauften – erst ab Ibarra wieder. Eine erste Anlaufstelle in Ecuador ist für alle Traveler die „Finka Sommerwind“. Herrlich an einem See gelegen, direkt neben einer Autorennstrecke, begrüßten uns zuerst die fünf Hunde der Finka. Diese waren so aus dem Häuschen über unseren Besuch, dass sie uns erst einmal die ganze Beifahrertüre zerkratzten. Wir sahen darüber hinweg – denn hier gab es endlich einmal wieder eine Waschmaschine! Patricia, die Besitzerin, backt regelmäßig herrliches Brot und die Kuchen, die es am Wochenende in ihrem Cafe gibt, sind einfach eine Wucht! Viele andere Reisende waren da und natürlich auch Irene und Simon, die hier ihren Galapagos-Trip vorbereiteten. Wir blieben gleich fünf Tage auf der Finka, unternahmen eine herrliche Wanderung auf den Hausberg, fuhren mit den Fahrrädern der Scania-Besatzung um den halben See und ich legte auch einen Service-Tag ein – Räder mussten durchgetauscht werden und die Bremstrommeln hinten mussten ab zum Kontrollieren und Reinigen der Bremse. Es war alles ok – außer, dass eine Staubmanschette von einem Radbremszylinder gerutscht war. Dann überprüfte ich noch das Spiel der Steuerkette und ein Tag voller Arbeit war beendet. Ready for the next ??? Kilometer.

Die Finkabesitzer veranstalteten am Samstag ein großes BBQ und jeder sollte etwas mitbringen. Wir machten Quinoa-Salat und Irene – machte auch Quinoa-Salat. Das bemerkten wir allerdings erst, als wir die Schüsseln nebeneinander auf den Tisch stellten. Lustig wars allemal und der Quinoa-Salat ging uns den ganzen Abend nicht aus 🙂 . Simon war mal wieder als Feuerteufel aktiv und kümmerte sich um die Glut – ich glaube, er hat zu oft „Cast Away“ gesehen – Tom Hanks hat darin auch immer geschrien. „Ich habe Feuer gemacht!“. Es war ein super lustiger Abend!

Am nächsten Tag fuhr auch noch ein blauer Unimog auf die Finka – Horst! Das letzte Mal hatten wir uns am Monolake in den USA getroffen. So ein Zufall! Wir verabschiedeten uns einen Tag später von allen anderen Reisenden und dem Sommerwind-Team, allerdings nicht ohne vorher noch ein frisches Brot von Patricia einzupacken. Vielen Dank für alles!

Uns zog es erst einmal nach Ibarra zum Supermarkt und zur Tankstelle – in Ecuador gibt es Einheitspreise und so muss man nicht nach der günstigsten Tanke suchen – angesichts von 1,03 US$ für die Gallone (3,78 L) ist das auch nicht wichtig. Weiter ging es zu einem wunderschön gelegenen Vulkankratersee, der „Laguna Cuicocha“. Steil ging es bergauf und wir übernachteten 500 m vor dem Parkeingang (fast alle NP in Ecuador sind kostenfrei). Am nächsten Tag schulterten wir die Rucksäcke und begaben uns auf den 14 Kilometer langen Marsch um den See. Der Trail verläuft immer schön am Kraterrand entlang und die Ausblicke waren einfach unbeschreiblich.

Erschöpft übernachteten wir wieder vor dem Park, um dann am nächsten Morgen weiter nach „Otavalo“ zu fahren – laut Reiseführer sollte es in der Stadt einen der größten Kunsthandwerksmärkte in Südamerika geben. Vorher jedoch umfuhren wir die Stadt um einen Vogelpark zu besuchen – den „Parque Condor“. In riesigen Volieren kann man Greifvögeln, darunter auch zwei majestätisch anmutende Anden-Condore, direkt ins Auge blicken. Ein wunderschön angelegtes Areal mit fantastisch gepflegten Blumengärten machte Laune zum rumspazieren. Zweimal am Tag werden Flugvorführungen mit verschiedenen Greifvögeln gezeigt – ein Weißkopfseeadler mit dem Namen „Gringo“ (weil er Ausländer ist) flog so hoch, dass wir ihn fast nicht mehr sehen konnten. Auf den Pfiff des Falkners schoss das Tier wieder zu Boden. Unglaublich!!! Der Park hat es sich zur Aufgabe gemacht die Vögel zu erhalten und zu schützen.

Am Parkplatz wurde ich dann noch von vier Männern angesprochen, die wissen wollten wo wir herkommen und wie es uns in Ecuador gefällt usw… Dann fragte mich einer, ob ich für ein Interview zur Verfügung stehe – sie seien von der Presse – so schnell konnte ich gar nicht schauen und ich hatte ein Mikro vorm Gesicht und starrte in eine Kamera 😉 .

In der Stadt konnten wir den Iveco auf einem bewachten Parkplatz abstellen und liefen zum Marktplatz – „Das soll der größte Markt sein?“. Wir waren etwas erstaunt über die „Größe“ des Marktes und dass am Nachmittag bereits viele Stände abgebaut wurden. Wir schlenderten durch die Straßen und blieben eine Nacht in der Stadt. Mit schlechtem Internet fanden wir jedoch heraus, dass der Markt am Wochenende um einiges größer sein soll. Es war Donnerstag und so beschlossen wir, weit hoch in die Berge zu einsamen Lagunen zu fahren, um am Wochenende wieder nach Otavalo zurück zu kommen. Steil ging es über eine Schotter- und Schlaglochpiste zur „Laguna Grande de Mojanda“ auf über 3700 m. Herrlich eingebettet zwischen steilen Bergen liegen eine Hand voll Lagunen in nahezu unberührter Natur verstreut. Wir schnauften und spazierten ein wenig umher – die Höhe machte sich bemerkbar! Wir schliefen beide sehr schlecht und Atemnot war unser ständiger Begleiter – „Ob wir uns je an diese Höhen gewöhnen?“ – fragten wir uns …

Freitags ging es wieder abwärts nach Otavalo zu unserem Parkplatz mitten in der Stadt. Tatsächlich hörte ich nachts unheimliches Treiben auf den Straßen und am Morgen hatte sich die ganze Innenstadt in einen einzigen Markt verwandelt. Mit Engelszungen versuchte ich Rini von ecuadorianischem Kunsthandwerk fernzuhalten – ohne Erfolg – Bilder und Teppiche verschwanden in den Tiefen des Ivecos – ob wir die Sachen je wieder finden? 🙂 Für 2 US$ pro Essen schlemmten wir Fisch mit Beilagen an einem Essensstand auf dem Markt – es war unglaublich gut und lecker! Sollte sich jemand fragen, wieso ich immer alles in US$ angebe – das ist die offizielle Währung in Ecuador – seit dem Jahr 2000 hat das Land keine eigene Währung mehr.

Wir fuhren weiter Richtung Süden, linker Hand spitzte ab und zu der 5790 m hohe und schneebedeckte „Vulcan Cayambe“ durch die Wolken und die Hauptstadt „Quito“ lag rechter Hand vor uns. Und plötzlich – wie aus dem Nichts – passierte es: Wir überfuhren den Äquator. Keine Linie. Keine Schnur. Kein Seil. Nur die Nullen auf dem GPS und ein Schild mit einem Hinweis auf den „Großkreis“, der die Erde in eine Nord- und eine Südhalbkugel teilt, waren Zeugen dieses großen Ereignisses! Der Iveco und wir feierten den „Sprung nach Süden“ am Abend an einem kleinen Bachlauf, mit Blick auf eine unglaubliche Bergwelt, auch wenn sich der wunderschöne Vulkan „Cotopaxi“ leider durchgehend in Wolken hüllte – es war herrlich.

Die erste Aktivität auf der Südhalbkugel sollte der „Quilotoa Loop“ sein. Eine abenteuerliche Strecke durch die Berge zur „Laguna Quilotoa“. Vorher fuhren wir noch zum Tanken nach „Latacunga“ (das hätten wir lieber mal bleiben gelassen) – dazu später mehr … Spektakulär war die Strecke – allerdings lange nicht mehr so abenteuerlich wie es der Reiseführer prophezeit – denn inzwischen ist die Straße im Bau und man versucht durch gewaltige Erdbewegungen die Strecke zu entschärfen. Am Krater angekommen verschlug es uns erst mal die Sprache – erstens hatten wir auf 3900 m mal wieder kaum Luft zum Atmen und zweitens war da noch dieser grandiose Ausblick! Ohne Absicherung standen wir am Rande des Kraters und blickten direkt in die Kaldera des Vulkans. Hier übernachteten wir zweimal um uns endlich zu aklimatisieren.

Auch unsere Webasto-Standheizung musste nun ihren Härtetest bestehen – dank einer Anleitung konnte ich die Taktfequenz der Pumpe herabsetzen und siehe da – auf 3900 m hat uns die Webasto nicht im Stich gelassen. Beim Blick unter die Motorhaube am nächsten Morgen traf mich fast der Schlag – Die Bowle des Separ-Filters halb voll mit Wasser und Dreck! Schei…. ! Ich nahm den Tankdeckel ab und auch an dem waren Wassertropfen. Wir hatten verdreckten und verwässerten Diesel getankt. Ich reinigte alles und hoffte es sei nicht zu viel Wasser im Tank … (Die Webasto bekommt übrigens ihren Diesel aus einem 7l-Tank, der in die Rücklaufleitung eingebunden ist. So haben wir immer gefilterten Diesel für die Heizung!)

In einem großen Sprung ging es Richtung Küste – allerdings erst nochmal bergauf auf über 4000 m und dann hinab ins Flachland, wo es gleich wieder ein paar Grad wärmer war. Nach einer Übernachtung auf einem Stadtplatz ging es weiter über „Manta“ nach „Puerto Lopez“ und nach „Salango“, wo wir hoch über der Bucht einen klasse Stellplatz auf einem Campingplatz einnahmen. Draußen auf dem Meer sprangen die Wale und das Lagerfeuer brannte schön vor sich hin – „Ich habe Feuer gemacht!“ 🙂 Der CP-Besitzer kam mit einer Tourenmappe und ich sagte, dass ich gerne „manana“ nach „Isla de la Plata“ möchte – bekannt auch als „Klein-Galapagos“. Er kläre das schnell ab – 10 Minuten später war er auf seinem Moped wieder da – ein Taxi würde mich am nächsten Tag um 9.15 Uhr abholen. „Gracias, muy bien!“.

Auf die Minute genau kam das Taxi am nächsten Morgen und brachte mich ins 5 km entfernte „Puerto Lopez“. Beim Touroperator wollte ich im Büro gerade bezahlen, als alle Angestellten etwas unruhig wurden und mich baten noch etwas zu warten. Sie hatten mich zwar gebucht – aber die Tour war mit einer Gruppe „überbucht“ – also konnte ich nicht mit. Na Toll! Es war ihnen allen so peinlich, dass ich mich gar nicht aufregen konnte. Sie sagten „manana“ könne ich aber ganz sicher mit. OK – dann manana! Das Taxi brachte mich zurück und Rini fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie mich so schnell schon wiedersah. Also machten wir uns einen schönen Tag an der Steilküste und liefen Abends ins Dorf. Laut Reiseführer sollte es ein fantastisches Restaurant geben. Die Preise in der Karte waren recht gesalzen für hiesige Verhältnisse und die Teller waren „übersichtlich“ gestaltet – aber der Geschmack des servierten Essens war über alles erhaben. Einen Michelin-Stern bitte nach Salango ins „Delfin Magico“!

Am nächsten Tag war dann das Taxi wieder pünktlich und brachte mich nach Puerto Lopez. Alle waren sofort um mich bemüht und versicherten mir, dass heute alles OK sei … 🙂 16 Personen waren bei der Tour dabei. Aus der Bucht ging es noch recht gemütlich hinaus ins Freiwasser. Der Seegang wurde stärker und als der Kapitän einen Wal sah stoppte er das Boot, welches sogleich zum Spielball der Wellen wurde. Dies war auch der Grund, wieso Rini nicht bei der Tour dabei war – die ersten Passagiere hingen bereits nach wenigen Minuten über der Reling. Ich begab mich derweil aufs Oberdeck zum Kapitän, um die beste Aussicht auf die beiden Grauwale zu haben. Unglaublich majestätisch zogen sie am Schiff vorbei und zeigten immer wieder Ihre Rücken. Das Männchen setzte dann noch zu einem Sprung an und das Weibchen kam ganz nah ans Boot, drehte sich auf die Seite und schaute uns mit einem Auge direkt an. Ein ergreifender Moment!

An der 30 Kilometer vor der Küste gelegenen „Isla de la Plata“ angekommen, begrüßten uns erst einmal einige grüne Meeresschildkröten. Am Strand gab es dann einige Infos über die unter strengstem Naturschutz stehende Insel – zum Beispiel darf im Umkreis von drei Kilometern nicht gefischt werden – Hochleistungskameras auf der Insel überwachen diese Schutzzone. Mit zwei Rangern ging es in zwei Gruppen (zu je 8 Personen) zu einer 2,5 Stunden-Wanderung über die Insel. Blaufußtölpel und Fregattvögel so nah zu sehen ist ein einmaliges Erlebnis – zu Tausenden bevölkern sie die Insel. Nach der Wanderung ging es noch mit dem Boot in eine nahe gelegene Bucht zum Schnorcheln. Leider war die Sicht gleich Null. Auf der Rückfahrt übergaben dann einige Passagiere die vorher dargereichten Sandwiches wieder der See … naja den Fischen hat’s bestimmt geschmeckt! 🙂 Der Kapitän hatte wieder ein gutes Auge und brachte das Boot ganz nah an eine Delfin-Schule mit bestimmt an die 50 Tieren. Ein absolut genialer Abschluss der Tour! Zurück beim Touroperator drückte mir die nette Angestellte noch ein paar Dollar in die Hand – als Discount – weil sie es einen Tag vorher vergeigt hatten. DANKE!

Uns zog es weiter der Küste entlang und als wir mittags auf einem Parkplatz in „Montanita“ standen, ging ich mit Zora eine Runde zum Strand. Keine 50 Meter von unserem Auto entfernt stand da ein Nissan Pickup mit Wohnkabine und deutscher Nummer – Felix und Doro aus München. Wir kamen gleich ins Gespräch und sie meinten, wir könnten ja auch hier stehen bleiben – ein Deutscher, der in Ecuador lebt, habe ihnen mit seinem Buschtaxi den Platz hier gezeigt. Bei mir klingelten die Ohren. Als sie dann noch sagten, dass derjenige Peter hieße war mir alles klar. Ein Buschtaxi-Kollege, der mich vor ein paar Jahren mal im Forum angeschrieben hatte … Nein, das konnte nicht sein – so klein ist die Welt nicht … oder doch?? Am nächsten Morgen kam ein gelbes Buschtaxi und Peter stieg aus. Ich fragte vorsichtig nach ob er es sei und tatsächlich – er war es! Die Welt ist ein Dorf! In dem ganzen Gequatsche haben wir doch tatsächlich vergessen ein Foto zu machen.

Der Ort selber war schrecklich und wir meinten irgendwo auf dem Ballermann gelandet zu sein. Hier hielt uns nichts und weiter ging es Richtung „Guayaquil“ – der zweit größten Stadt Ecuadors. Es gab nur einen einzigen Grund, wieso wir mitten in dieses Moloch gefahren sind: Ein kleiner Park inmitten der Stadt, in dem Leguane frei leben und sich von Nichts und Niemandem stören lassen.

Wir verließen die Stadt und es ging vorbei an ganz ärmlichen Behausungen und windschiefen Hütten raus aus dem Flachland und wieder hinein in die kühlen Berge. „Salinas“ war unser nächstes Ziel. Ein kleines Dorf, in dem die Dorfbewohner in einer Gemeinschaftskomune wirtschaften. So gibt es z.B. eine Käserei, die die Milch der umliegenden Bauern verarbeitet – am Tag 4000 Liter. Der Käse war eine Wucht – seit langem konnten wir einmal wieder wählen – es gab Gouda, Emmentaler und vieles mehr. Wir konnten uns fast nicht beherrschen … 🙂 Die Krönung war dann noch die dorfeigene Chocolaterie – unglaublich leckere Pralinen mit einem Schokoladen-Geschmack, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Bereits auf dem Weg nach Salinas sahen wir in der Ferne den schneebedeckten Gipfel des 6310 m hohen Vulkan „Chimborazo“. Wir wählten die Passstraße, die ganz dicht am Vulkan vorbei führt. Auf über 4300 m passiert die Straße den Eingang zum „Chimborazo Fauna Reserve“ – dort begann dann auch die Piste, welche uns hoch zum „Refugio 1“, dem höchsten anfahrbaren Punkt, am erloschenen Vulkan bringen sollte.

Im 2. Gang schaukelten wir immer weiter gen Himmel und als die Piste am Refugio 1 zu Ende war, zeigte der Höhenmesser 4834 Meter an! Wir waren begeistert und dankbar bei klarem Himmel diesem Giganten so nahe sein zu dürfen. Wir standen mit unserem Iveco vor dem höchsten Berg der Welt!

Der geneigte Leser wir sich jetzt fragen, ob die Höhe mir irgendwelche Schäden im Gehirn verursacht hat … Der Mount Everest ist doch der höchste Berg der Erde! Ja und nein. Rechnet man nämlich vom Erdmittelpunkt aus, ist der Chimborazo der höchste Berg der Welt. Das liegt daran, dass die Erde eine an den Polen abgeflachte Kugel ist. Und da der Chimborazo fast am Äquator liegt, ist der Gipfel tatsächlich knapp 2 km weiter vom Erdmittelpunkt entfernt, als der Gipfel des Mount Everest. Listo.

Nachdem dies also geklärt wäre können wir ja weiter fahren – wir fuhren in die kleine Stadt „Guamote“, dort findet jeden Donnerstag ein großer Markt statt. Wir deckten uns wieder mit frischem Obst und Gemüse ein und ließen das bunte Markttreiben auf uns wirken. Außerdem gab es für insgeamt 3 US$ wieder zwei leckere Essen.

Eigentlich wollten wir dann über eine kleine Seitenstraße Richtung Süden weiter fahren … eigentlich … Wir kamen gut voran und nach ca. 30 Kilometern waren wir an herrlichen Lagunen angelangt, wo wir einen tollen Nachtplatz fanden. Am Morgen regnete es und wir fuhren keine drei Kilometer, bis ein gewaltiger Erdrutsch die komplette Straße versperrte. Also alles wieder zurück und doch auf der PanAm Richtung Süden.

„Cuenca“, die drittgrößte Stadt Ecuadors, war unser nächstes Ziel. Wir suchten einen Tierarzt, weil wir Zora nochmal auf Ehrlichiose testen lassen wollten. Bis die Ergebisse da waren fuhren wir hoch hinauf in die Berge, wo am Wochenende in drei kleinen, aufeinanderfolgenden Ortschaften Markt abgehalten wird. In einem der Orte – in „Sigsig“ – roch es an einem Stand so gut nach Schokolade, dass wir nicht widerstehen konnten. Wir kauften einen ganzen Block nur um dann festzustellen, dass es sich zwar um Schokolade handelt, diese aber pur nicht genießbar ist … Heiße Schokolade funktioniert damit auch nicht – also, wer einen Tipp für uns hat, was wir mit reiner Schokolade anfangen können – bitte her damit!

Zora`s Test war negativ und die Krankheit ist somit auskuriert. Für uns ging es nochmal auf einen kleinen Ausflug von Cuenca aus – wieder hoch in die Berge in ein Naturreservat. Fast oben am Pass, auf 4000 m angekommen, sah ich im Rückspiegel einen IVECO – er setzte zum Überholen an – es war ein Minibus. Winkend und hupend fuhr er an uns vorbei und war drei Kurven weiter nicht mehr zu sehen. Am Pass gab es einen Parkplatz und der Fahrer des Ivecos stand schon auf der Straße, um uns auf den Parkplatz zu winken. Er war voll aus dem Häuschen, machte Bilder von unserem Auto und hatte einen Riesenspaß daran, einen anderen Iveco zu sehen. Er gab uns noch seine Visitenkarte und erzählte, er sammle alte Autos – wir könnten ihn gerne besuchen. Das taten wir dann auch einen Tag später – ein tolles Anwesen mit einigen seltenen Autos. Leider war der Besitzer selbst nicht da und so bekamen wir von seinem Sohn eine Führung. Den Iveco konnten wir auch nochmal ansehen und unter der Motorhaube entdeckte ich einen 2,8l mit Ladeluftkühler und eine Plakette „Made in Brazil“ – wusste gar nicht das es ein Werk in Brasilien gibt. Das Auto war Bj. 2006!

Nach fast einer Woche verabschiedeten wir uns von Cuenca und in zwei Tagesetappen ging es nach „Vilcabamba“, wo wir bei einer Hosteria von Deutschen standen. Vilcabamba ist berühmt dafür, dass seine Bewohner sehr oft ein hohes Alter erreichen und über 100 Jahre alt werden. Sie führen das auf die reine Luft hier und auf ein stressfreies Leben zurück. Unsere Tanks werden wir jetzt nochmal bis zum Anschlag füllen, denn so billig wie in Ecuador wird es nie wieder. In ca. 100 km werden wir die Grenze zu Peru überschreiten.

Fazit Ecuador:

Ecuador ist anscheinend ein beliebtes Auswanderungsland. Wir trafen sehr viele, die sich hier eine neue Existens aufgebaut haben. Das Land hat so unendlich viel zu bieten, dass wir es garnicht alles aufzählen, geschweige denn erleben konnten. Wir waren in herrlichen Bergwelten unterwegs, haben gewaltige Vulkane gesehen, waren in Dschungelgebieten und an der Küste, wo wir wieder die Giganten der Meere – die Wale – sehen konnten und ich habe einen Ausflug nach „Klein-Galapagos“, zu den Blaufußtölpeln unternommen. In Ecuador wird der Naturschutz groß geschrieben, es gibt Recyclingstationen (auch in kleineren Ortschaften) und jede Verpackung ist mit der sogenannten „Lebensmittelampel“ versehen. Der Fortschritt in diesem kleinen Land hat uns wirklich überrascht. Immer waren wir herzlich willkommen in Ecuador und nie fühlten wir uns unsicher – wir übernachteten oft wild und angesichts der Dieselpreise waren es sehr günstige Wochen in dem Land.

 

  • gefahrene Strecke: 2.459 km
  • Schäden bzw. Verschleißteile: nichts
  • Verluste: keine
  • Plattfüße: keine
  • Ausrüstungs TOPPs:
    unser Separ-Dieselfilter, filtert zuverlässig Wasser aus unserem Treibstoff