Belize:

Gedanklich hatten wir uns bereits von Mexiko verabschiedet. Wir warteten nur noch auf die Bewilligung per E-Mail aus Belize, um unsere Hündin Zora einzuführen. Diese kam einfach nicht und so fuhren wir eben ohne diese Richtung Grenze. Die Dieseltanks füllten wir nochmals randvoll und auch unsere Gastankflasche bekam eine komplette Füllung. Bei der mexikanischen Ausreise angekommen, nahm man uns die Touristenkarten ab und gab uns je einen Stempel in den Pass – „Adios Mexiko“.

Wir wechselten wieder ins englische und Belize empfing uns mit Hitze und Bürokratie. Zu allererst wurden wir wieder zurück geschickt, um irgendwo im Niemandsland an einer Holzhütte eine Fahrzeugdesinfektion durchführen zu lassen. Alle vier Räder wurden mit einer stinkenden Flüssigkeit kurz besprüht und dafür durften wir 5 US$ bezahlen – mit Quittung. Zurück am Grenzposten stellten wir das Auto ab und los ging es mit der Einreiseprozedur. Einreisekarten wurden uns ausgehändigt und als wir die ausgefüllten Karten wieder abgeben wollten, schob sie uns der Grenzbeamte zurück und sagte, dass unsere Adresse in Belize fehle. Wir erklärten ihm, dass wir auf der Durchreise seien – aber das interessierte ihn nicht. Wir nahmen die Karten wieder an uns und schrieben von einem herumliegenden Flyer die Adresse von irgendeinem Hotel ab. Damit war der Officer zufrieden und wir bekamen unsere Stempel. Als nächstes mussten wir zum Veterinär um Zora einzuführen. Der Typ war erst gar nicht erfreut, dass wir nicht gewartet hatten bis die Einfuhrgenehmigung per Mail kam und meinte, wir könnten so nicht einreisen. Er klemmte sich ans Telefon um zu erfragen, ob die Genehmigung in Arbeit sei. Leider war das nicht der Fall (übrigens: auch nach Wochen kam keine Mail)!! Wir erklärten ihm, dass wir jetzt eben die höhere Gebühr bezahlen würden um ohne die Genehmigung einzureisen. Er wollte das aktuelle Gesundheitszeugnis sehen und wir überreichten ihm ein zwei Tage altes Dokument. Er überflog es kurz und meinte das könne er nicht akzeptieren, weil es keinen Stempel habe. Da ging mir der Hut hoch und ich sagte, dass wir jetzt nicht nach Belize reisen würden. Rini war auch der Meinung, dass es nun reicht mit der Haarspalterei und plötzlich ging alles ganz schnell. Er kopierte Zoras Pass mit allen Stempeln und untersuchte sie oberflächlich. Keine 5 Minuten später hatten wir das Einreisepapier, durften bezahlen und passieren. Am nächsten Schalter der Zoll. Der Zöllner saß bei 35 °C mit einer Strickmütze vor mir und tippte die Fahrzeugdaten in seinen Rechner. Mit einem Packen Unterlagen ging er dann mit raus und wollte das Fahrzeug sehen. Er kontrollierte die Fahrgestellnummer und stieg daraufhin ins Innere, wo er sich nur kurz umblickte und in die Kühlbox schauen wollte. Er schüttelte mit dem Kopf und meinte, dass die Einfuhr von Bier verboten sei und nahm vier Dosen gutes mexikanisches „Tecate“-Bier heraus. Zwei Bier ließ er uns. Als ich protestierte und ihm sagte, dass ein Liter Alkohol pro Person erlaubt sei stimmte er mir zu – meinte aber Bier ist generell nicht erlaubt, weil Belize eigene Brauereien hat. Ich nahm es grinsend hin … 100 Meter nach der Grenze haben wir dann noch eine Versicherung abgeschlossen und dann waren wir nach über 2 Stunden Grenzstress endlich fertig.

Wir freuten uns auf Straßen ohne Topes – doch leider gab es die Tempobremsen auch hier. Bis nach „Orange Walk“ war es nicht sehr weit und wir campten auf dem Grundstück einer gastfreundlichen Familie, die ein kleines Restaurant betreibt und auf einer angrenzenden Wiese Overlander stehen lässt. Drei Meter vorm Auto verlief ein Fluss und Rini wollte schon fast hineinspringen – es war so heiß … Allerdings wäre das keine gute Idee gewesen – man sagte uns, dass es Krokos im Gewässer gäbe. Rini vergaß sofort ihr Vorhaben. Ich legte mich kurz unters Auto weil wir immer noch ab und zu ein Knacken an der Vorderachse hörten. Die Stabi-Lagerung war es dann wohl doch nicht – grrrrr … Irgendwann sah ich dann, dass der untere Querlenker Kontakt mit der Lagerschale hat – die Gummilagerung dazwischen begann sich aufzulösen. Na toll! Die Lager hatten wir nicht dabei. Aber so schlimm war das erstmal nicht – fahren ging auch so.

Unser Weg führte uns weiter nach „Belize City“. Wir drehten eine „Stadtrunde“ und beschlossen nicht zu bleiben. Es war drückend schwül, die Briese vom Meer brachte keine Abkühlung und der Stellplatz war auch nicht sehr toll. Draußen vor der Küste lagen die Kreuzfahrtschiffe und es wimmelte von Touristen. „Belize City“ war bis zur fast kompletten Zerstörung durch einen Hurrikan 1961 die Hauptstadt des Landes gewesen. Danach wurde der Regierungssitz ins Landesinnere verlegt – mit der Hoffnung, dass sich auch die Firmen in der neuen Stadt „Belmopan“ ansiedeln würden. Dies war aber nicht der Fall, die Firmen blieben an der kühleren Küste und so fristet die Hauptstadt im Landesinneren ihr Dasein vor sich hin. Als wir „Belize City“ bereits fast verlassen hatten, verlief sie Straße durch einen Friedhof – der war so riesig und eng, dass wir Gräber sogar auf Verkehrsinseln sahen … Unglaublich!

Ein Höhepunkt für uns war der Besuch des weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannten „Belize Zoos“. Alle Tiere, die in dem überschaubaren Zoo besucht werden können, kommen ausschließlich aus Mittelamerika. Da es schon spät war, übernachteten wir zwei Kilometer vorm Zoo am „Tropical Educadition Center“ – einer weitläufigen Anlage mit Wanderwegen, Teichen in denen es Krokos geben soll, vielen Vögeln und anderen Reptilien.

Ganz früh am nächsten Morgen standen wir vorm Zoo und waren die ersten und einzigen Besucher. Auge in Auge mit Jaguaren, Krokodilen, Nasenbären, Tapiren und natürlich dem Nationalvogel von Belize – dem Tucan. Der Zoo ist herrlich angelegt und wir hatten das Gefühl, dass es den Tieren verhältnismäßig gut ergeht. Der Zoo entstand, als ein Filmteam mit seinen Aufnahmen, in denen zahlreiche einheimische Tiere eine Rolle spielten, fertig war und die „Darsteller“ danach irgendwo untergebracht werden mussten. Heute noch ist der Zoo eine Auffangstation für Waisen und verletzte Tiere, mit dem Ziel diese Auszuwildern, soweit möglich.

Wir nahmen die „Coastal Road“ – in der Karte als rote Hauptverbindungsstraße eingezeichnet. Keine fünf Kilometer hielt der Asphalt und wich einer 60 Kilometer langen, urigen Urwaldpiste. In „Hopkins“ parkten wir vor einem Dive-Center. Ich wollte am kommenden Tag am zweitgrößten Barriereriff der Erde tauchen gehen. 150,- US$ für zwei Tauchgänge mit Boot, Lunch und Ausrüstung – Äh … Entschuldigung, ich möchte die Ausrüstung nicht kaufen!?! Es war halb vier und die Dame am Counter meinte, sie hätten am nächsten Tag noch Platz auf dem Boot und erst 4 Taucher – ich solle am nächsten Tag um acht an der Basis sein, ich könne es mir ja noch überlegen. Wir fanden einen Nachtplatz nur ein paar Kilometer weiter an einem leicht vermüllten Karibikstrand und ich überlegte immer noch ob ich diesen Wucherpreis bezahlen sollte. Rini redete auf mich ein – ich solle das machen und so parkten wir am nächsten Morgen um viertel vor acht vor der Tauchbasis. Die selbe Frau wie am Vortag öffnete gerade die Tür und meinte, dieser Parkplatz sei nur für Taucher- und Schnorchler-Gäste. Ja, ok – ich gehe heute Tauchen! Da meinte sie ich hätte mich am Vortag bis nachmittags um vier anmelden müssen – das Boot sei für heute voll?!? Somit wurde mir die Entscheidung nachträglich abgenommen und die 150 US$ blieben bei uns – trotzdem: eine absolute Uverschämtheit.

Die Karibikküste verschwand hinter uns, wir fuhren wieder ins Landesinnere. Wir passierten ganz ärmliche, aber teilweise höchst kreativ gebaute Hütten und sahen, dass sehr viele nicht mal Strom oder fließendes Wasser haben. Von den vielen Devisen, die das Land mit den Touristen einnimmt, kommt im Hinterland offensichtlich nichts an. Die Straße führte nach etlichen Kilometern am „Blue Hole Nationalpark“ vorbei. Wir besichtigten erst die weit im Dschungel gelegene „Herman‘s Cave“ – eine Höhle, die man alleine ohne Führer fast 200 m weit erkunden kann. In der Höhle war es gleich ein paar angenehme Grad kühler – was wohl auch an dem unterirdischen Flüsschen lag, welches sich durch die Höhle zieht. Zora war wie immer mutig mit dabei. Auf dem Rückweg zum Auto plötzlich Mückenalarm – trotz Mückenschutz. Die letzten Meter sind wir fast gerannt. Die folgende Abkühlung im nahen „Blue Hole“ war dringend nötig! Eiskaltes, tiefes Wasser in einer offenen Cenote – so tiefblau, dass man es weder beschreiben noch ablichten kann. Ein herrliches Schwimmerlebnis!

Auf dem Weg zum letzten Camp in Belize sahen wir einen Wegweiser nach „Spanish Lookout“. Wir grübelten beide – der Name kam uns irgendwie bekannt vor … kamen aber nicht drauf. Am Campground mit Wifi konnten wir der Sache auf den Grund gehen. „Spanish Lookout“ ist eine Gemeinde mit Mennoniten – dieses kleine Völkchen hat seinen Ursprung in der Reformation des 16. Jahrhunderts und es handelt sich dabei häufig um deutsche oder holländische Auswanderer. Sie kleiden sich wie vor 150 Jahren und führen zumeist ein höchst „gottgefälliges“ Leben ohne die Annehmlichkeiten der modernen Welt (wir sahen aber auch Mennoniten auf Pickups und Motorrädern). Auf zur Grenze hieß es für uns am folgenden Tag – allerdings erst nach einem kurzen Umweg über „Spanish Lookout“. Wir wollten sehen wie die Mennoniten leben und nach dem Ortsschild fühlten wir uns gleich wie in einer anderen Welt. Riesige Ländereien mit tadellos sauberen und gepflegten Anwesen, alles super ordentlich und in den großen nach Lagerhallen aussehenden Geschäften soll es alles zu kaufen geben, was man sich wünscht – leider war Sonntag und überall zu. Aber wir konnten uns auch so einen Überblick verschaffen.

Die Ausreise aus Belize verlief recht schnell, aber die Einreise nach Guatemala nahm wieder viel Zeit in Anspruch …

Guatemala:

Zora erhielt in Guatemala sogar einen Einreisestempel in ihren Haustierpass (!?) und wir mussten – wie immer – nach der Einreise für uns zum Zoll um auch noch unser Fahrzeug einzuführen. Der Beamte hatte das anscheinend noch nicht so oft gemacht  und  musste immer wieder bei einem Kollegen nachfragen. Bei der Bank zahlten wir die Gebühren. Unerklärlicherweise kann man in den Grenz-Banken niemals Geld tauschen, dabei ist man den zahlreichen Geldwechslern mit ihren zum Teil aberwitzigen Kursen hilflos ausgeliefert!? So bekommt man den Schwarzmarkt ganz sicher nicht in den Griff … Danach ging der Zöllner mit zum Auto um die Fahrgestellnummer zu überprüfen. Ich zeigte ihm die Nummer im Motorraum aber er deutete immer wieder auf die Windschutzscheibe. Ich erklärte ihm, dass es bei unserem Auto keine Plakette mit der Fahrgestellnummer hinter der Windschutzscheibe gäbe. Das wollte er nicht glauben und erklärte mir, dass er die Plakette aber sehen möchte. Erst als ich etwas schroffer sagte, dass es in diesem Baujahr noch keine Plaketten mit der Nummer hinter der Windschutzscheibe gegeben hat, gab er sich endlich zufrieden und klebte den Einreise-Aufkleber ins Fahrzeug. Dann setzte er ein zuckersüßes Lächeln auf und fragte, ob wir mit dem Service zufrieden gewesen seien … Über solche Dreistigkeit mussten wir lachen und ich drückte ihm umgerechnet 60 Cent in die Hand. Willkommen in Guatemala!Bereits lange vor der Grenze hatten wir uns nach einer Versicherung für (fast) gesamt Mittelamerika erkundigt, diese konnten wir in „Flores“ abschließen. Allerdings wollten wir uns vorher wieder mit Dani und Kevin treffen, die vor „Flores“ auf einem Camp auf uns warteten. Die Beiden hatten sich in Mexiko von uns verabschiedet um Belize zu umfahren. Welch Freude am Camp auch noch Irene und Simon zu treffen. Kevin meinte dann zu mir: „We have a job!“ – Ich fragte was los sei und er zeigte mir die linke Drehstabslagerung an seinem Iveco. „Oh, je … die ist durch!“. Die beiden Lager hatte er dabei und so hatten wir am folgenden Tag eine lustige „Schrauberei“. Die Mädels fuhren mit Irene und Simon im Scania-Truck zum Shoppen und Kevin und ich legten los. Tank entleeren, Tank raus, Drehstab raus, Lager erneuert und alles wieder zusammengebaut – nach drei Stunden war alles erledigt – das war bestimmt neuer Rekord. Rini ging spät am Nachmittag noch mit Dani und den Hunden in der weitläufigen Anlage spazieren als über ihren Köpfen plötzlich Brüllaffen auftauchten. Die Beiden waren ganz aus dem Häuschen – in freier Wildbahn und so nah – diesen Schreihälsen zu begegnen. Später noch ein zweites Tiererlebnis der „besonderen Art“: Am Abend gab es ein Lagerfeuer und wir saßen alle zusammen gemütlich draußen, als Rini mit ganz großen Augen aus den Waschräumen zurück kam – sie sagte, dass dort riesige Spinnen an der Wand hängen würden. Alle zusammen liefen wir in die Waschräume und dort hingen dann drei Hand-große Spinnen an der Wand … buuuaaa voll eklig!!

In „Flores“ suchten wir das Versicherungsbüro auf und schlossen für alle CA4-Staaten eine Fahrzeugversicherung ab – somit waren wir für Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica erst mal versorgt – so dachten wir. Im Nachhinein würden wir jedem von dieser Versicherung abraten – einige Länder akzeptieren sie nicht und verlangen einen erneuten Abschluss direkt an der Grenze. Heute würden wir das Ganze im Vorfeld sein lassen und generell immer erst an der Grenze eine Versicherung kaufen – kommt insgesamt sicher auch nicht teurer! Beim Supermarkt kauften wir noch das Nötigste und wunderten uns wieder einmal über die Sicherheitsleute, mit riesigen Pumpguns bewaffnet, vor fast jedem Geschäft oder öffentlichen Gebäude.

Zurück am Camp warteten die anderen schon auf uns, um gemeinsam Richtung Süden zu fahren. Es ging über gute Straßen, die in Ortschaften aber wieder mit Topes gespickt waren. Einen Nachtplatz fanden wir in einer weitläufigen Finka mit Hotel und blieben gleich zwei Tage. Irene und Simon zogen weiter, wir wollten uns vielleicht später in „Lanquin“ wieder treffen. So rollten wir zwei Ivecos einen Tag später auf feinstem Teer in Richtung des Bergdörfchens „Lanquin“. Unsere Freude war allerdings zu früh und zu groß – denn als Strafe dafür hörte der Teer auf und die „Routa 5“ verwandelte sich schlagartig von einem Moment auf den anderen zur schlimmsten Piste die man sich vorstellen kann. 30 Kilometer in vier Stunden! Löcher, Felsen, Steine, steile Auffahrten und  Straßenbarrikaden von Einheimischen. Man stelle sich das so vor: Rechts und links von der Straße steht jeweils eine Person und beide spannen eine Schnur über die Piste und wollen „Wegezoll“, weil sie angeblich die Schlaglöcher reparieren. Natürlich bezahlen wir nicht und dürfen nach kurzer Diskussion fahren. In einer Ortschaft geht die Piste in eine betonierte Straße über und wir atmeten hörbar auf … natürlich wieder zu früh – am Ende der Ortschaft ging es mit der Piste genau so schlecht weiter. Allerdings war der „Straßenverlauf“ absolut spektakulär! Durch eine Gebirgslandschaft ging es mit immer wieder fantastischen Ausblicken in tiefe, unbebaute Täler. Die Menschen in und vor ihren Hütten neben der Piste winkten uns freundlich zu und riefen oft „Alemania“ als sie uns sahen.

Spät am Nachmittag kamen wir dann in „Lanquin“ komplett durchgeschüttelt an und durften auf dem Parkplatz vor der Höhle (unserem Ziel und einer lokalen Attraktion) über Nacht stehen. Hatte ich schon erwähnt, dass es heiß war? Wir hatten wieder einmal über 35 °C. Den ganzen nächsten Tag brauchten wir zur Erholung von den letzten Kilometern. Wir badeten im eiskalten Fluss, der keine 100 Meter vorher aus dem Bergmassiv entspringt. Am Abend dann das Highlight: Wir gingen mit Taschenlampen bewaffnet in die Höhle und warteten nach einer kurzen Erkundung des Inneren am Höhleneingang. Als es richtig dunkel wurde kamen sie dann in Scharen aus der Höhle geflogen … Fledermäuse! Abertausende dieser kleinen Flugsaurier strömten hinaus in die Nacht um Nahrung zu suchen. Obwohl die Anzahl so riesig war, waren keine Flügelschläge zu hören, es war als bewegten sie sich lautlos durch die Nacht. Genial!

Am Morgen gratulierten wir Kevin zum Geburtstag und dann machten wir uns auf nach „Coban“. Mitten in der Stadt konnten wir wieder in einem riesigen Gelände stehen und erkundeten zu Fuß das Centro. Die Hauptstraße war mit einem quer stehenden Auto abgesperrt und dahinter sahen wir sehr viele Leute, die auf dem Asphalt einen sogenannten „Teppich“ legten. Aus eingefärbtem Sägemehl werden mit Hilfe von Schablonen fantastische Muster auf die Straße gelegt. Es war die Woche vor Ostern und das wird in Guatemala auf ganz besondere Art und Weise gefeiert. Man nennt diese Woche hier „Semana Santa“. Wir schlenderten an den halb fertigen „Teppichen“ vorbei und fanden mal wieder einen „Megapaca“. In diesen Läden werden unglaublich viele Klamotten verkauft, die entweder aus Überbeständen oder Kleiderspenden aus den USA stammen. Wir fanden lustige T-Shirts und für Zora eine neue Liegedecke. Die alte hatte der Wind in Mexiko über Nacht davongetragen. Nach dem super günstigen Einkauf gingen wir zum Campground zurück und begegneten dabei zufällig unserer ersten „Semana Santa“-Prozession. Ein riesiger Altar wurde nur mit Hilfe von Muskelkraft durch die Straßen getragen (über die vorher kunstvoll arrangierten Teppiche). Dem Altar folgte eine Blaskapelle mit düsterer Musik. Wir dachten schon – Oh klasse! – dass wir so eine Prozession sehen dürfen … es sollte nicht die Einzige bleiben 🙂 !

Wir blieben noch eine weitere Nacht auf dem Campground und als ich am Abend aus der Dusche kam, zeigten alle über meinen Kopf auf die obere Etage des Servicegebäudes. Dort hing ein „Spidermonkey“ und versuchte die Fenster zu öffnen. Ein lustiges Kerlchen.

Unser nächstes Ziel war „Antigua“. Von Vulkanen umgeben, liegt diese alte Kolonialstadt auf ca. 1500 m Höhe. Aber um dort hin zu kommen, mussten wir durch „Guatemala City“ durch. Die Straßen waren verstopft und es ging nur im Schritttempo voran. Als wir die Stadt endlich hinter uns gebracht hatten dachten wir schon „Geschafft!“. Leider bremste uns ein Stau (verursacht durch eine der vielen Prozessionen während der „Semana Santa“) kurz vor „Antigua“ wieder aus. Geschlagene zwei Stunden dauerte es, bis wir das große Anwesen der Touristenpolizei, mitten in „Antigua“, erreicht hatten. Fix und fertig parkten wir neben ein paar anderen Reisenden und ließen uns ein Feierabend-Bier schmecken. Am Abend liefen wir noch in die herrliche Kolonialstadt, welche einst der Regierungssitz war. 1773 wurde die Stadt durch ein Erdbeben fast vollständig zerstört. Seit 1979 gehört die Stadt zum Weltkulturerbe der Menschheit.

Es war die Woche vor Ostern und was in der Stadt los war, kann man sich nicht vorstellen. Täglich gab es mindestens eine „Semana Santa“-Prozession. In der ganzen Stadt wurden immer wieder Straßen gesperrt, damit die Teppiche auf den Straßen angerichtet werden konnten. Wir waren von der Stadt und den Osterfeierlichkeiten so begeistert, dass wir eine ganze Woche blieben. Bei der Touristenpolizei hatten wir einen sicheren Stellplatz und waren innerhalb von 5 Minuten am Hauptplatz. Besser hätte es nicht sein können. In der Woche erlebten wir, wie riesige Altäre von klitzekleinen Kindern durch die Straßen getragen wurden oder wie Frauen die heilige Jungfrau Maria auf Händen und Schultern durch die schmalen Sträßchen balancierten. Die Osterfeierlichkeiten hatten/haben in Guatemala überhaupt nichts kommerzielles an sich. Es gab weder Ostereier noch Osterhasen. Rini fand irgendwann einen riesigen Souvenirladen, der auf einheimisches Kunsthandwerk und traditionelle Secondhand-Tracht spezialisiert ist und von dem Tag an war sie täglich mindestens einmal dort. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes begrüßte man sie schon am Eingang :-). Kevin und ich fanden einen klasse Autoteile-Laden und ich bekam endlich neues Differenzialöl für unseren Iveco – das alte war jetzt schon fast 60′ km drin. Während der Woche in Antigua grübelten Dani und Kevin ob ihre Reise hier ihren Umkehrpunkt haben sollte. Es war ihnen einfach zu heiß und sie wollten evtl. wieder Richtung Norden. Am vorletzten Tag stand ihr Entschluss fest und Südamerika war für sie (zumindest vorerst) gestrichen. Leider!! Wir hatten in ihnen fantastische Reisegefährten gefunden. Das Abschiednehmen fiel uns sehr schwer.

Wir planten auch mal wieder spontan um, um uns zumindest einen Grenzübertritt zu sparen. Geplant war eigentlich von Guatemala aus über El Salvador nach Honduras zu reisen. Kurzerhand strichen wir El Salvador und es ging gleich weiter nach Honduras. Das hieß allerdings, dass wir noch einmal durch „Guatemala City“ mussten. Und als ob wir mit dem Verkehr nicht schon genug Stress gehabt hätten, stieg auf einmal unser Navi aus und meint, es müsse nichts mehr anzeigen. Nach einem Neustart sahen wir auch prompt, dass wir durch den kurzen Ausfall direkt vom Weg abgekommen waren … Irgendwann lichtete sich der Verkehr und wir hatten dieses Moloch ein zweites Mal hinter uns. Die Straße war schlecht, Schlaglöcher und wahnsinnig lebensmüde LKW-Fahrer machten das Vorankommen sehr beschwerlich. Hinzu kam mal wieder, dass es heiß war. Sagte ich schon, dass es heiß war??? Rini machte die Hitze noch mehr zu schaffen als mir. Wir suchten uns deshalb unsere Nachtplätze hauptsächlich nach der Höhe aus – je höher desto besser/kühler in der Nacht. 500 Meter bringen durchschnittlich 5 Grad Temperaturunterschied 🙂

60 Kilometer vor der Grenze vertankten wir unsere letzten Quetzal und konnten kostenlos auf dem schönen Gelände einer Finka übernachten. Aus den wunderbar gepflegten Duschen dort kam soviel Wasser, dass man meinte unter einem Wasserfall zu stehen – ein absolutes Highlight. Am späten Nachmittag rollten dann europäische Wohnmobile auf den Platz. Mit den Fanzosen und Belgiern kamen wir ganz schnell ins Gespräch und sie erzählten uns, dass sie unterwegs mit einer geführten „Seabridge-Tour“ wären. In 6 Monaten fährt die Tour von „Buenos Aires“ nach „Ushuaia“ und die Panamericana hoch bis kurz hinter die Grenze Mexiko/USA. Einige berichteten, dass die Geschwindigkeit der Tour viel zu schnell sei und sie überlegten alles noch einmal auf eigene Faust zu wiederholen. Am Abend gab es noch eine Party zu der wir auch eingeladen waren, da der älteste Teilnehmer der Tour Geburtstag hatte. Seinen 85.!! Respekt!

Wir fuhren am nächsten Morgen zur Grenze und wären bei der Ausreise recht schnell durch gewesen – wenn das System nicht ausgefallen gewesen wäre … So mussten wir zwei Stunden warten und als plötzlich Bewegung in die Sache kam und sich alle am Schalter anstellten sprang ich auch hoch und reihte mich ein. Man beschimpfte mich – ich solle mich hinten anstellen – schließlich warte man bereits seit morgens um sieben. Ich blieb trotzdem stehen und am Schalter wurden nur Nummern verteilt, damit es nicht noch zu mehr Tumulten kam. Dann hieß es wieder warten. Wir fragten nach einiger Zeit erneut am Schalter und plötzlich konnten wir die temporäre Fahrzugeinfuhr abgeben, ohne dass der PC funktionierte … Das war es mit Guatemala. Es hat uns super gefallen!

Honduras:

Am Grenzposten nach Honduras empfingen uns als erstes die Geldwechsler. Diese ließen wir erstmal links liegen und gingen zur Emigration. Nachdem wir unsere Fingerabdrücke und je ein Foto abgeben hatten, bekamen wir den Stempel in den Pass. Rini ging zurück zum Auto und ich kümmerte mich um die temporäre Fahrzeugeinfuhr. Es hieß erst mal warten. Sagte ich schon, dass es heiß war? Der Zöllner hatte seine Mittagspause beendet und meinte, dass er von allen Papieren Kopien brauche. Die konnte ich gegenüber in einem kleinen Laden machen lassen. Als die temporäre Fahrzeugeinfuhr ausgefüllt war, drückte er mir noch einen Stempel in den Pass und sagte, dass er jetzt von der Passeite mit dem Stempel und von der temporären Fahrzeugeinfuhr auch noch drei Kopien brauche – aber beides auf einem Blatt! Danach durften wir fahren. Der letzte Posten kontrollierte nochmals die Papiere und dann waren wir nach weiteren zwei Stunden in Honduras eingereist.

Wir wussten nicht viel über dieses Land – außer den zahlreichen Horrorgeschichten, die man so hört und dass es sich um eines der gefährlichsten Länder der Erde handeln soll, mit der höchsten Mordrate pro 100.000 Einwohner. Ein bisschen ein mulmiges Gefühl hatte wir schon. An den Maja Ruinen von „Copan“ konnten wir auf einem extrem überteuerten privaten Platz stehen – die Eigentümer waren nicht besonders gastfreundlich – wir fühlten uns nicht wirklich wohl. Die Sanitäranlagen waren ein Graus. Die Ruinen besichtigten wir nicht, es war morgens schon wieder so heiß, dass wir lieber den Fahrtwind durch die Fenster pfeifen ließen. Sagte ich schon, dass es heiß war??? Eine Tagesetappe von 240 Kilometern brachte uns über Schlaglochstraßen zu der Hotel-Finka „Las Glorias“. Ein weitläufiges Anwesen mit 24-Stunden-Security. Wir fühlten uns wohl und schliefen wegen der angenehmen nächtlichen Temperatur viel besser als in den Nächten zuvor. Auf dem Anwesen hat der Besitzer einige alte Landcruiser gesammelt und mir gingen die Augen über, als ich die ganzen J4 sah. Alle zwar ein bisschen verbastelt aber nahezu rostfrei!

Die Straße wurde viel besser und wir planten wieder eine Tagesetappe von 250 Kilometern. Rini machte die Hitze wieder brutal zu schaffen und sie gab die Wassersprühflasche nicht mehr aus der Hand. Nach 2/3 des Weges befanden wir uns auf einer Höhe von 1500 Metern und es ging bergab. Rini stöhnte schon auf – sie befürchtete, dass unser auserwählter Nachtplatz nicht weit genug in den Bergen liegen würde. In dem Moment sah ich im Augenwinkel gerade noch ein Einfahrtstor mit einem großen Schild und ich konnte nur das Wort „Campamento“ entziffern. Wir fuhren zurück und fragten auf dem Gelände ob wir übernachten könnten. Die super netten Angestellten erklärten uns, dass es sich bei dem Gelände um ein Biebelcamp handle und sie mit ihrem Boss telefonieren und fragen würden, ob wir bleiben können. Kurze Zeit später war alles abgeklärt, wir durften umsonst auf dem Gelände stehen und uns wurde sogar ein kleines Haus aufgeschlossen damit wir Duschen und Sanitarios hatten. Später wurden wir noch zum Abendessen eingeladen und hatten eine super ruhige und kühle Nacht. Wir verabschiedeten uns am Morgen recht herzlich und fuhren weiter Richtung „Tegucigalpa“, der Hauptstadt von Honduras. Hier mussten wir leider durch und wir kontrollierten 3x die inneren Türverriegelungen … Glücklicherweise fanden wir eine relativ neue Umgehungsstraße und waren schneller wieder aus der 870.000 Einwohnerstadt draußen als gedacht. Überall in Honduras sahen wir wieder mit Pumpguns bewaffnete Sicherheitsleute vor jedem größeren Geschäft stehen und jeder LKW-Fahrer hatte einen Beifahrer mit Pumpgun in der Hand, kleinere Geschäft waren komplett vergittert und die Waren wurden nur durch die Gitter verkauft. Wir fühlten uns nicht 100%ig wohl. Honduras sahen wir nur als Durchreiseland an und nach einer weiteren Übernachtung, 20 Kilometer vor der Grenze zu Nicaragua, ließen wir das Land hinter uns.

Die Grenzabfertigung verlief chaotisch. Schlecht gelaunte Zöllner, saßen hinter komplett verdunkelten Scheiben und man sollte erahnen was sie von einem wollen. Wieder bekamen wir Stempel, mussten Kopien anfertigen und das Fahrzeug einführen. Zora bekam ein Zollformular und dann durften wir nach 2,5 Stunden endlich einreisen. Übrigens haben wir es uns angewöhnt bei der Zollkontrolle des Fahrzeuges die Trittstufe nicht mehr auszuklappen. Der Einstieg ist dann so hoch, dass sich die Zöllner mit einem Blick von außen begnügen.

Nicaragua:

Rini suchte uns einen Nachtplatz oberhalb von „Granada“ in den Bergen. In dem kleinen Örtchen „Catarina“ konnten wir auf einem bewachten Parkplatz stehen. Leider war Samstag und eine Disco nebenan. Es war die lauteste Nacht, die wir bisher hatten und dazu noch heiß. Der Blick am Morgen über den tief unter uns gelegenen Katersee entschädigte ein bisschen für die schreckliche Nacht. Eine Nachricht erreichte uns von Irene und Simon. Die beiden waren von „Antigua“ aus über El Salvador gefahren und standen jetzt nur 110 Kilometer entfernt an der Küste – auch Sie flüchten vor der Hitze. Drei Tage blieben wir zusammen in dem Surfer-Hostel „Cafe con leche“ und planten die weitere Reise.

  • gefahrene Strecke: 2.608 km
  • Schäden bzw. Verschleißteile: Querlenkerlagerung defekt (Teile nach Costa Rica bestellt)
  • Verluste: Zora’s Schlafdecke
  • Plattfüße: keine
  • Ausrüstungs TOP:
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