Dreieinhalb Jahre seit unserer Rückkehr aus Südamerika. Dreieinhalb Jahre voll mit Arbeit um unsere Reisekasse wieder zu füllen und natürlich um unser neues Reisefahrzeug aufzubauen. Dreieinhalb Jahre ohne richtigen Urlaub.

Die Abenteuer Allrad 2019 und eine kleine Deutschlandrundfahrt im selben Jahr waren alles. Corona hin oder her – wir mussten unbedingt mal wieder weg. Schweden sollte es sein!

Die Fähre von Rostock nach Trelleborg war schnell gebucht – obwohl zum Zeitpunkt der Buchung noch Quarantäne für Schwedenrückkehrer galt. Dies änderte sich aber glücklicherweise noch vor unserer Abfahrt. Der Benz war nochmal komplett durchgecheckt und gepackt. Wow – fühlte sich das geil an endlich wieder unterwegs zu sein. Erster Stop auf dem Weg nach Rostock war ein einsamer Parkplatz am Rand von Bad Belzig neben einer Pferdekoppel.

Nach einer traumhaft ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Morgenspaziergang mit Zora ging es zurück auf die Autobahn. Rund um Berlin ging es nur im Schneckentempo – so viel Verkehr 🙁 Abends in Rostock bezogen wir den Wohnmobilstellpatz am Hafen, wo wir zwischen den ganzen Plastikbombern schon etwas „sonderbar“ aussahen und gingen mit Marinas Bruder Raoul und dessen Freundin Christine essen.

Am Montag früh war dann Arbeitsteilung angesagt: Marina ging im Supermarkt einkaufen und ich fuhr zur Tanktstelle, um die Dieseltanks bis zum Anschlag aufzufüllen – wird es doch in Schweden um einiges teurer. Nachdem alles erledigt war galt es nur noch die Bierreserven im Dutyfree Shop unter Vorlage vom Fährticket aufzufüllen. Wieder mal waren wir viel zu früh am Fähranleger und mussten noch drei Stunden bis zum Boarding warten. Auf der Fähre dann die Überraschung: keiner trug eine Maske. Dieses Bild sollte uns die nächsten Wochen begleiten.

Auf unserer Fähre, der „Mecklenburg Vorpommern“, waren dann überall an Deck kleine Käfer unterwegs, die sich bei der kleinsten Berührung auf den Rücken drehten und sich tot stellten – was haben wir gelacht 🙂 Da wir die Nachmittagsfähre gebucht hatten, erlebten wir kurz vor Ankunft einen fantastischen Sonnenuntergang auf dem Meer.

In Trelleborg wurden wir bei der Ausfahrt vom Hafen von den Zöllnern einfach durchgewunken – Willkommen in Schweden! 20 Kilometer außerhalb war schnell ein Stellplatz für die Nacht gefunden. Das Meer rauschte im Hintergrund. So muss sich das anfühlen – wir hatten es schon fast vergessen.

Am nächsten Morgen galt es Strecke zu machen – hatten wir doch eine Verabredung mit Anja und Jochen (www.oskar-unterwegs.de). Aufgrund der sehr guten Straßen in Schweden und dem sehr geringen Verkehr kamen wir schon am frühen Nachmittag am verabredeten Stellplatz westlich von Jönköping an. Der Steyr war ja nicht zu übersehen!

Eine Freude die beiden wiederzusehen! Es war heiß an dem Nachmittag und ich nahm noch ein Bad im erfrischenden See. Anja hatte für den Abend schon vorgekocht und überraschte uns mit einem 5-Sterne-Kichererbsencurry. War das lecker! Danke nochmal dafür 🙂 Am nächsten Morgen trennten sich auch schon wieder unsere Wege. Die Beiden zogen weiter in Richtung Süden und wir in Richtung Norden.

Die Tage vergingen mit Fahren und Spaziergängen an unverbauten Seen. Die Mückensaison schien zum Glück schon vorbei zu sein – wurden wir doch von den Plagegeistern in Ruhe gelassen.

Wir hatten ein ganz besonderes Ziel vor Augen: den Vildmarksvägen an der Grenze zu Lappland. Diese Runde ist gute 500 Kilometer lang und führt von Strömsund nach Vilhelmina. Dabei passiert man unter anderem den höchsten befestigten Pass in Schweden, der nur 4 Monate im Jahr geöffnet ist (15 Juni bis 15 Oktober).

Kurz bevor wir uns auf die Runde begaben, statteten wir noch einer Volvovertretung einen kurzen Besuch ab. Ein Abblendlicht am Benz war durchgebrannt und Ersatz war nicht in der Ersatzteilkiste. Die Birne war schnell getauscht und so konnten wir uns mit voller Beleuchtung auf den Vildmarksvägen begeben.

Erstes Ziel war der Hällingsfallet, ein wunderschöner Wasserfall, der in eine enge Schlucht stürzt. Die letzten 20 Kilometer zum Wasserfall führten über eine Schotterpiste mit Löchern und leichtem Wellblech – genau nach unserem Geschmack 😉 Angekommen am Parkplatz ging es über perfekt ausgebaute Wege zum Wasserfall, den man aus allen Richtungen und sogar von oben betrachten kann. Wir unternahmen eine kleine Wanderung ans Ende der Schlucht, wo das einst tosende Wasser vom Wasserfall gemütlich ohne Kräuselung dahin fließt. Wir übernachteten am Parkplatz und schaukelten am nächsten Tag zurück auf die Hauptstraße.

Immer weiter bergauf, vorbei an Wasserfällen, Seen mit kleinen Inseln darin und unendlichen Wäldern. Wir fühlten uns wie in Kanada und so beschlossen wir das Schweden für uns ab jetzt „Little Kanada“ sei 🙂

Die Baumgrenze weit hinter uns gelassen, ging es höher und höher. Die ersten Rentiere waren neben der Straße zu sehen und ließen sich auch von unserem Fotostop nicht stören.

Als wir am Pass angelangt waren, pfiff uns der Wind um die Nase und nach einem kurzen Spaziergang zogen wir uns in unser trautes Heim zurück. Die Standheizung lief, der Kaffee kochte und so konnten wir das minütlich wechselde Wetter gemütlich beobachten.

Als die Runde um den Vildmarksvägen schon fast beendet war, entschlossen wir uns kurzer Hand dazu, alles nochmal in die andere Richtung zu fahren. Es war landschaftlich einfach zu schön!

Leider neigte sich der Urlaub langsam aber sicher dem Ende zu. Wir mussten wieder in Richtung Süden ziehen. Durch einen kleinen Schlenker über Norwegen konnten wir einige Kilometer abkürzen. Dem höchsten Wasserfall in Schweden statteten wir auch noch einen kurzen Besuch ab, bevor wir endgültig nur noch den Weg nach Trelleborg zur Fähre vor uns hatten.

Aber ein weiteres Highlight wollten wir uns nicht entgehen lassen – Schwedens Westschären. Eine pittoreske Küstenlandschaft mit 8.000 Inseln und Inselchen. Dazwischen malerische Fjorde und Naturreservate, in denen man herrlich wandern kann!

Wieder in Trelleborg am Fähranleger angekommen, wurden wir bereits beim Check-in darauf hingewiesen, dass an Bord Maskenpflicht herrsche… Die sechs Stunden Überfahrt vergingen diesmal irgendwie schneller als auf der Hinfahrt. Bei strömendem Regen kamen wir in Rostock an, übernachteten am Hafen und machten uns am folgenden Tag auf den Heimweg nach Bayern.

3 Wochen sind für uns einfach viel zu kurz. Wir kommen zwar recht schnell wieder in unseren Reisealltag, den wir so sehr lieben, aber wenn einem die Zeit im Nacken sitzt ist es mit der uns bekannten „Freiheit“ nicht soooo weit her…

Fazit: Schweden ist echt toll, erinnerte uns an vielen Strecken an Kanada. Die drei Wochen vergingen wie im Flug und waren insgesamt viel zu kurz – aber wir waren endlich wieder unterwegs! Der Benz hat die 5000 km ohne das kleinste Problem weggesteckt und wir sind uns sicher – Wir haben für uns das perfekte Fahrzeug für die nächste große Reise!